Hannah O´Brien: Irisches Verhängnis

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Nach einem längeren Auslandsaufenthalt kehrt die ehrgeizige Polizistin Grace O´Malley nach Irland zurück und übernimmt dort die Leitung des Morddezernats in Galway. Ihr erster Fall, der Mord an der jungen Studentin Annie, hat es in sich: Gleich drei prominente Männer geraten in den Fokus ihrer Ermittlungen. Und alle drei scheinen etwas zu verbergen. Als kurze Zeit später zwei von ihnen ebenfalls tot sind, gerät Grace zunehmend unter Druck. Die Ereignisse überstürzen sich, als auch noch ihre Tochter spurlos verschwindet ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Hannah O'Brien ist Journalistin und Autorin und war lange Zeit in Großbritannien und Irland zu Hause. Heute lebt sie in Köln und an der Mosel, ist aber regelmäßig auf der grünen Insel zu Gast. ›Irisches Verhängnis‹ ist der erste Band einer Krimi-Reihe mit der Ermittlerin Grace O'Malley.


    Allgemeines
    Erscheinungstermin: 1. April 2015 im Deutschen Taschenbuch Verlag, TB 416 Seiten
    Kurzprolog - 73 Kapitel - Glossar mit Hinweisen zur Aussprache irischer Orts- und Personennamen
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin Grace O´Malley
    Handlungsort und -zeit: hauptsächlich Galway (Irland) in der Gegenwart


    Zum Inhalt
    Grace O´Malley, Tochter eines bereits verstorbenen irischen Vaters und einer dänischen Mutter, kehrt nach fünf Jahren in Dänemark nach Galway zurück. Ihr Onkel, der einflussreiche Politiker Jim O´Malley, sorgt dafür, dass sie in Galway eine führende Position bei Garda (irische Polizei) bekommt, was ihr gleich die Feindschaft eines ihretwegen übergangenen Mitarbeiters einbringt. Generell scheinen Frauen in Chefposition in Irland eher ungewöhnlich zu sein, sodass es für Grace nicht leicht ist, sich in ihrem ersten Fall den Respekt der Kollegen zu erarbeiten. Glücklicherweise findet sie in dem gutmütigen Kollegen Rory Coyne und dem Privatdetektiv Peter Burke loyale Mitarbeiter.
    Graces erster Fall erweist sich als weitaus komplexer als es zunächst den Anschein hat. Eine junge Doktorandin der Meeresbiologie wird im Wagen einer Geisterbahn ermordet aufgefunden. Ermittlungen in ihrem Umfeld ergeben, dass die junge Frau neben ihrem Studium und der Promotion noch diverse Putzstellen bei einflussreichen Bürgern, darunter auch Jim O´Malley, inne hatte, um ihre Eltern und ihre behinderte Schwester finanziell zu unterstützen. Auf ihrem Konto befindet sich jedoch mehr Geld als man normalerweise durch eine Putztätigkeit verdient. Während Grace und ihre Mitarbeiter damit beschäftigt sind, die Eltern, die Freundin und die Arbeitgeber der Ermordeten zu verhören, werden zwei dieser ehemaligen Arbeitgeber ermordet.
    Als hätte Grace mit den drei Morden nicht genug zu tun, ist sie auch noch einer belastenden familiären Situation ausgesetzt. Ihre uneheliche vierzehnjährige Tochter Roisin, die bei Graces Bruder und dessen Frau aufwächst, ist plötzlich verschwunden. Grace gerät in einen Gewissenskonflikt: Einerseits soll in Irland die Familie für jeden Menschen die oberste Priorität haben, andererseits will sie ihren Gegnern im Morddezernat keine Munition liefern, indem sie eine so wichtige Mordermittlung mit prominenten Opfern wegen privater Angelegenheiten vernachlässigt...


    Beurteilung
    Der Kriminalfall im ersten Band der geplanten Serie um Grace O´Malley ist sehr komplex. Der Mord an der jungen Meeresbiologin ist nur die Spitze eines unauslotbaren Eisbergs und führt immer weiter ins Geflecht eines sehr verzwickten Falles, denn es zeigt sich bald, dass die wichtigsten Personen im Umfeld der Toten ihre unterschiedlichen Geheimnisse haben und es einen Zusammenhang zwischen ihren Machenschaften geben muss, auch wenn oberflächlich betrachtet der einzige gemeinsame Nenner die Anstellung derselben Putzhilfe ist. Aufgrund der vielen Romanfiguren und der intelligent konstruierten, verschachtelten Handlung wäre ein vorangestelltes Personenverzeichnis hilfreich gewesen. Auch eine Landkarte Irlands als Anhang wäre wünschenswert gewesen, denn die Romanfiguren sind sehr mobil und es ist für einen Leser, der kein Kenner Irlands ist, nicht einfach, den Wegen der Ermittler und Verdächtigen zu folgen. Die Lektüre erfordert dementsprechend eine Menge Konzentration.
    Ein zentrales Thema des Romans bildet die irische Auffassung von der Familie als "höchstem Gut", in deren Angelegenheiten sich Außenstehende nicht einzumischen haben, was nicht ausschließlich positiv ist - schließlich führt diese Einstellung dazu, dass Konflikte unter den Teppich gekehrt werden und bei Krisensituationen bewusst weggesehen wird. Die unterschiedlichen Facetten dieser immer wieder aufgegriffenen Thematik zeichnen ein interessantes Bild der irischen Gesellschaft.
    Die Protagonistin Grace O´Malley ist ein interessanter Charakter, ihre eigene konfliktbeladene familiäre Situation bietet Potential für weitere Bände der Reihe.
    Gelungen sind auch die Beschreibungen der Landschaft mit den eindrucksvollen Schilderungen der Naturgewalten, durch die Wanderer durch plötzlich aufziehende Unwetter unvorhergesehen in Gefahr geraten können und an vielen Orten kein Handynetz haben, um Hilfe zu organisieren.
    Die Spannungskurve steigt erst in der zweiten Hälfte des Romans merklich an, insgesamt verzichtet die Autorin auf explizite Darstellungen von Gewalt, der Krimi ist also durchaus für "sensiblere" Leser geeignet.


    Fazit
    Ein intelligent konstruierter und trotz zahlreicher Todesfälle eher ruhiger Kriminalroman, nicht nur für Freunde und Kenner Irlands empfehlenswert!
    8 Punkte

  • Grace O`Malley kehrt nach einem längeren Auslandsaufenthalt in Dänemark nach Irland zurück. Ihre neue Stellung hat sich durch Vermittlung ihres Onkels bekommen und deshalb hat sie gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit nicht nur Freunde in ihrem Berufsumfeld. Den ersten Fall, den sie mit ihrem Kollegen Rory Coyne lösen muß, ist der Tod von Annie McDoughall. Annie schreibt gerade an ihrer Promotion über Meeresbiologie und verdient sich als Putzhilfe zusätzlich Geld. Die Klienten bekam sie durch ihre WG-Mitbewohnerin Carol vermittelt. Bei den Befragungen haben die Ermittler immer wieder das Gefühl, daß Geheimnisse vertuscht werden sollen. Gute Hinweise erhalten sie immer wieder von Peter Burk, einem Wirtschaftsdetektiv, dessen Mutter aber auch in die Sache verwickelt sein muß. Und plötzlich gibt es unter Annies Kunden einige Leichen und auf ihrem Konto sehr viel Geld. Was ist hier also los?


    Die Story ist sehr komplex und es dauert einige Zeit bis die Ermittler alle Puzzleteilchen erfolgreich zusammenfügen können. Da die irischen Namen nicht so geläufig sind und auch sehr viele Figuren involviert sind, wäre ein Personenregister hilfreich gewesen. Bei diesem eher ruhigen Krimi muß der Leser konzentriert bei der Stange bleiben, damit er alle Verknüpfungen richtig zuordnen kann. Die Autorin hat die Atmosphäre auf der Insel sehr gut geschildert, das Wetter konnte man förmlich spüren. Sie schildert auch Details, wie das fehlende Handynetz etc. und man merkt, daß sie die Bewohner liebt, denn sie unterstreicht immer wieder die Gastfreundschaft. Außerdem beschreibt sie sehr gelungen die Priorität, die die Familie und die keltische Omertá in Irland spielen. Die beiden sympathischen Ermittler und ihr teilweise kompliziertes Privatleben bekommen genügend Raum, um sie etwas näher kennenzulernen. Hier ist auf jeden Fall genügend Potential für weitere Bände vorhanden. Das Cover finde ich sehr gut gelungen und passend zur Geschichte.




    Es war ein Buch, das mich positiv überrascht hat und ich bin bestimmt bei einem weiteren Fall von Grace und Rory dabei!


    Von mir 9 Eulenpunkte!