Die letzten Tage von Rabbit Hayes
Anna McPartlin
ISBN: 3499269228
rororo
512 Seiten, 12 Euro
Über die Autorin: Obwohl Anna McPartlin noch keine 40 Jahre alt ist, sagt sie, dass sie bereits mehrere Leben gelebt habe. In der Tat verlief vor allem ihre Kindheit turbulent und alles andere als einfach. 1972 in Dublin geboren, erlebte sie als 5-jährige die Trennung ihrer Eltern, ein Jahr später erkrankte ihre Mutter an Multipler Sklerose. Bis Anna McPartlin 12 Jahre alt war, kümmerte sie sich um ihre kranke Mutter. Dann zog sie zu Tante und Onkel, die ihr die Familie zu ersetzen versuchten, in die Grafschaft Kerry. Dass dies prägende Jahre waren, wissen ihre Leser, denn die Bücher von Anna McPartlin spielen oft in dieser Gegend. Mit ihren bewegenden Geschichten, in denen es meist um Schicksalsschläge und die Kraft der Liebe und Freundschaft geht, hat sie eine große Lesergemeinde gewonnen. Bereits mit ihrem ersten Buch "Weil du bei mir bist" (2006) gelang McPartlin der Sprung in die Bestsellerlisten. Dabei wollte sie zunächst Schauspielerin werden und führte in den 1990er Jahren ein alternatives Theater in Dublin. Während sie dort als Comedian glänzte, erkannte sie ihr Talent, kurze Sketche zu schreiben und Geschichten zu erzählen. Der Weg für ihren ersten Roman und viele weitere erfolgreiche Bücher war geebnet. (Zitat Biografie/Amazon)
Kurzbeschreibung: Erst wenn das Schlimmste eintritt, weißt du, wer dich liebt.
Stell dir vor, du hast nur noch neun Tage. Neun Tage, um über die Flüche deiner Mutter zu lachen. Um die Hand deines Vaters zu halten (wenn er dich lässt). Und deiner Schwester durch ihr Familienchaos zu helfen. Um deinem Bruder den Weg zurück in die Familie zu bahnen. Nur neun Tage, um Abschied zu nehmen von deiner Tochter, die noch nicht weiß, dass du nun gehen wirst ...
Meine Meinung: Ich bin dem Verlag dankbar, dass er dieses Buch nicht in ein Blaues-Wölkchen-Cover gesteckt hat, wie viele andere Bücher der Autorin, denn sonst hätte ich es ganz sicher nicht gelesen. So aber bin ich froh, dass mich der ungewöhnliche Titel und das schön aufgemachte Cover neugierig auf das Buch gemacht haben.
Rabbit Hayes hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Das wird schon auf den ersten Seiten klar, als ihre Mutter sie in ein Hospiz bringen muss. Rabbit akzeptiert ihr Sterben anfangs noch nicht und jeder aus ihrer großen Familie versucht auf seine eigene Weise damit umzugehen.
Nun könnte man denken, auf den nächsten 500 Seiten würde den Leser eine Mischung aus Tränendrüsenmassage und Weisheiten im Angesicht des Todes deprimieren, doch wider Erwarten wird man mehr als einmal Lächeln und sogar laut lachen und das liegt an dem wunderbar warmherzigen Erzählstil der Autorin. Sie liebt ihre Figuren und hat jede einzelnen von ihnen sehr authentisch entworfen. Kennt man den Lebenslauf von Anna McPartlin, so beschleicht einen beim Lesen der leise Verdacht, einige Personen, von denen die Rede ist, könnten gar nicht fiktiv sein.
Rabbit blickt zurück auf ihr Leben und mit jedem Einschlafen träumt sie sich in die Vergangenheit in der nicht nur ihr Freund, sondern auch ihre ganze Familie eine große Rolle spielt. Währenddessen ist sie selten allein. Fast immer ist jemand bei ihr und sei es ihre Mutter, die ihr, der Atheistin, nochmal eben schnell durch einen heimlich eingeschmuggelten Priester, die letzte Ölung verpassen lässt.
Es würde zu lange dauern, die einzelnen Familienmitglieder vorzustellen und es würde zu viel verraten, man sollte besser einfach zum Buch greifen. Natürlich ist „Sterben“ kein leichtes Thema und doch zeigt das Buch, mit dieser so chaotischen, lustigen und liebevollen Familie fast spielerisch auf, das der Tod zum Leben gehört. Es bereitet Rabbit, deren Familie, sowie uns als seinen Lesern zwar einen Verlust und lässt uns an einem langsamen und traurigen Abschied teilhaben, hat aber gleichzeitig etwas ungemein Tröstliches zu bieten und gleitet nicht, wie so viele belletristischen Bücher mit diesem Thema in den Kitsch ab.
Mein Fazit: Wer warmherzige Geschichten liebt, in denen man sich sofort wohl fühlt, und keine Angst vor dem Thema „Tod“ hat, der wird dieses Buch lieben. Mit den richtigen Zutaten; einem gemütlichen Leseplatz, einer kuscheligen Decke und ein paar Taschentüchern ausgestattet, sollte man sich ungestört und ganz gemütlich Lesezeit mit Rabbit Hayes und ihrer Familie gönnen…