Originaltitel: Kautokeino, en blodig kniv (2012)
Lübbe Verlag 2014, 429 S.
Serienauftakt für die Stockholmer Staatsanwältin Anna Magnusson
Über den Inhalt:
Die Stockholmer Staatsanwältin Anna Magnusson kehrt zu ihren Wurzeln an den Polarkreis zurück. Sie soll ihren samischen Cousin verteidigen. Ihm wird vorgeworfen, eine Frau vergewaltigt zu haben. Als das Opfer wenig später in der eisigen Wildnis ums Leben kommt, wird Anna misstrauisch und beginnt, nach der Geschichte hinter der Geschichte zu suchen. Sie entgeht dabei selbst nur knapp einem Mordanschlag und gerät mitten in einen archaischen Konflikt im Herzen Lapplands, in dem ein Menschenleben wenig wert zu sein scheint ...
Über den Autor:
Lars Pettersson ist Filmemacher. Er hat zahlreiche Spielfilme, Fernsehserien, Dokumentarfilme und Reportagen gedreht. Er verbringt jeden Winter in Kautokeino, im Norden Norwegens, dort, wo sein Kriminalroman spielt. Den Rest des Jahres lebt er in der Nähe von Lindesberg in Mittelschweden. Einsam und kalt ist der Tod ist Lars Petterssons erster Kriminalroman.
Meine Meinung:
Anna Magnusson ist Staatsanwältin in Stockholm. Zu ihrer in Lappland lebenden samischen Familie hat sie nur wenig Kontakt. Als ihr Cousin der Vergewaltigung bezichtigt wird und ihre Großmutter sie um Hilfe bei seiner Verteidigung bittet, reist Anna in den hohen Norden, um der Familie beizustehen.
Lars Pettersson kennt sich aus im Norden Norwegens und das spürt man auf jeder Seite seines Romans. Das faszinierende an der Geschichte ist nicht die sich langsam entwickelnde Krimihandlung, sondern der interessante Einblick in die Kultur und die Lebensumstände der Samen. Geschickt verknüpft der Autor beides miteinander. Mit Hilfe von Anna gelingt ihm das Eintauchen in eine Welt, die uns fremder nicht sein könnte. Da bekommt der Begriff Eiseskälte eine ganz neue Bedeutung. Je mehr Anna versucht, die Hintergründe der Tat ihres Cousins aufzuklären, desto mehr wird sie mit den Lebensumständen und Alltagsproblemen ihrer Familie und deren Umfeld konfrontiert. Eine Annäherung ist für beide Seiten schwierig, zu groß sind die Unterschiede zwischen der unabhängigen und modernen Großstadtfrau Anna und ihrer samischen Familie, die noch immer von der Rentierzucht lebt und in einer Gesellschaft verwurzelt ist, die nach ihren eigenen Regeln lebt. Regeln, die der Staatsanwältin Anna absolut fremd sind.
Zunächst distanziert und widerwillig, dann immer bereitwilliger, lässt Anna sich auf diese für sie fremde Welt ein und entwickelt ein Verständnis für Land und Leute, dass sie am Ende auch den sich recht verzwickt entwickelnden Kriminalfall lösen kann. So ganz nebenbei deutet sich eine zaghafte Liebesgeschichte an, die auf jeden Fall noch ausbaufähig ist.
Was für ein toller, atmosphärisch dichter Roman mit einer starken Protagonistin und ungewöhnlichen Nebenfiguren. Er kommt leise und eindringlich daher, man muss viel zwischen den Zeilen lesen und darf keine actionreichen Szenen erwarten. Ein bisschen erinnerte Anna mich an Smilla aus Peter Høegs "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". Im Mai 2015 erscheint die Fortsetzung „Mord am Polarkreis“ und ich freue mich darauf.