Steffen Kopetzky: Risiko
AUDIOBUCH Verlag 2015
ISBN-13: 978-3899649116. 21,99€
Sprecher: Frank Stöckle
Gekürzte Lesung, 563 Minuten, 8 CDs in Pappschuber
Verlagstext zur Printausgabe
Geheimexpedition des Deutschen Reichs an den Hindukusch: Nach einem Plan des Orientkenners Freiherr Max von Oppenheim ziehen sechzig Mann mit der Bagdadbahn, zu Pferd und auf Kamelen durch Wüsten und Gebirge. Das Ziel: den Emir von Afghanistan und die Stämme der Paschtunen im Namen des Islam zum Angriff auf Britisch-Indien zu bewegen. Der junge Marinefunker Sebastian Stichnote liegt mit seinem Schiff vor der Küste Albaniens. Aus der Enge der Giesinger Gerberei seiner Brüder hat ihn das Fernweh hinaus auf See und zur vielstimmigen Funktechnik gezogen. Diese gibt ihm das Gefühl, mit dem ganzen Kosmos in Kontakt zu stehen. Als der Erste Weltkrieg beginnt, muss die unterlegene deutsche Flotte durchs Mittelmeer nach Konstantinopel fliehen. Stichnote hat es nach den ersten Seegefechten eilig, sein Schiff so schnell wie möglich zu verlassen und schließt sich als Funkoffizier einer geheimen Expedition nach Kabul an. Ihre Reise führt sie nach Syrien, Bagdad, Teheran, Isfahan und schließlich durch die persische Wüste. Am Ende hängt der Erfolg der Expedition von Stichnote ab, der mit allem brechen muss, was ihm einst heilig war.
Der Autor
Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Verfasser zahlreicher preisgekrönter Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Von 2002 bis 2008 war er künstlerischer Leiter der Theater-Biennale Bonn. Er lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm.
Der Sprecher
Frank Stöckle ist Schauspieler, Sänger, Musiker und Kabarettist.
Inhalt
Sebastian Stichnote waren der väterliche Gerberbetrieb in München und sein Heimatland zu eng geworden. Ein Onkel, der als Baumharzjäger nach Sansibar zieht und schließlich nach Kolumbien auswandert, weckt Sebastians Abenteuerlust. So treffen wir den lernbegierigen jungen Mann zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Hafen von Durazzo (Durres)/Albanien als Marinefunker im Rang eines Obermaates an Bord der SMS Breslau. In der Unterkunft von Karl Dönitz lernt Stichnote „Das Große Spiel“ kennen, ein Strategiespiel aus Clausewitz Zeiten, das zur Schulung des Offiziersnachwuchses diente. Stichnote zeigt sich als überraschend eigenständig taktierender Spieler und wird Dönitz begehrter Spielpartner. Aus dem Nachspielen von Gefechtssituationen entsteht während der Handlung in Durazzo das heutige Spiel „Risiko“, bei dem auf dem Weg zur Weltherrschaft vorgegebene Aufträge zu erfüllen sind. Welche Verbindung zwischen Spiel und Wirklichkeit entstehen könnte, wer dieses Spiel leitet und wer es gewinnen wird, sind die spannenden Fragen, die sich Leser oder Zuhörer von nun an stellen.
Im Tross des Berliner Oberleutnants Niedermayer wird Stichnote samt einer Funkanlage - Made in Germany und vom Umfang eines Familienzirkus - schließlich Teilnehmer einer geheimen osmanisch-deutschen Expedition nach Afghanistan. Es geht von Konstantinopel über Bagdad, Teheran und Isfahan – Namen, die bei Lesern von Abenteuerromanen für glänzende Augen sorgen. Gereist wird mit der Bagdad-Bahn, mit Zuggespannen, Laststieren und zu Pferd. Stichnote kann während der Geheimunternehmung sogar seine Qualifikation als Schlagmeister und Nachrichtenübermittler per Brieftaube zeigen. Bis sich der Kreis wieder schließt und man erfährt, wie der Marinefunker in die im Prolog geschilderte abenteuerliche Situation gelangt ist, treten höchst interessante Figuren auf. Der Orientalist Niedermayer, vielsprachiges Multitalent, das Persisch, Türkisch und Arabisch spricht, als Leiter der Operation, der Schweizer Adolph Zickler, wie ein Chamäleon zwischen seinen Rollen als Journalist, Waffenhändler und Verschwörer changierend, sowie ein britischer Agent, der Niedermayer kaum mit seiner Rolle als indischer Prinz täuschen kann. Anregung zu seinem opulenten Abenteuerroman und Quellen für den historischen Kern der unerhörten Geschichte waren für Kopetzky Peter Hopkirks Buch „On Secret Service East of Constantinople: The Plot to Bring Down the British Empire“ und John Buchans „Greenmantle“ (1917), ein Bericht über die Afghanistan-Expedition der Kaiserzeit.
Fazit
Kopetzky zeichnet seine Figuren und ihre Dialoge stets liebevoll und mit großartigem Humor. Sebastian Stichnote allein, dem dritten Sohn und Seemann ohne Schiff, wäre ich schon begeistert durch jede Wüste und in entlegenste Winkel des Globus gefolgt. Doch Kopetzkys farbenfrohes Personal aus historischen und fiktiven Figuren, die Turbanträger, Emire, Haremsbesitzer und Verschwörer sorgten dafür, dass ich seiner Geschichte atemlos bis zum letzten Track gelauscht habe.
Zum Hörbuch
Als Hörbuch ist die Geschichte ein besonderes Fest, auch wenn man als Zuhörer leider mit der Kürzung des 700-Seiten-Epos leben muss. Frank Stöckle liest zügig, dabei stets exakt, als verschmitzter Sprecher der verschiedensten Dialekte gibt er einigen Figuren mit einem feinen Hauch ihres Heimatdialekts eine unverwechselbare Persönlichkeit.
10 von 10 Punkten