Mario Giordano - Tante Poldi und die sizilianischen Löwen

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  • Paperback: 368 Seiten
    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth)
    erscheinen am 12. März 2015


    zum Autor: Quelle Lübbe-Verlag
    Mario Giordano, geboren 1963 in München, studierte Psychologie in Düsseldorf, schreibt Romane, Jugendbücher und Drehbücher (u.a. Tatort, Schimanski, Polizeiruf 110, Das Experiment). Er lebt in Köln.


    zum Inhalt:
    Isolde Oberreiter, genannt Poldi, beschließt, von München nach Sizilien zu ziehen. An ihrem 60. Geburtstag setzt sie sich also auf den Beifahrersitz ihres Alfa Romeos und lässt sich von ihrem Neffen bis nach Sizilien chauffieren. Poldi kann an Orten gute und schlechte Schwingungen erspüren, sodass es etwas dauert, bis sie in der Via Baronessa in Torre Archirafi das geeignete Haus findet. Kurze Zeit später wird ihr Nachbar Valentino vermisst. Erst vier Tage später findet man sein Auto und seine Leiche an einem Strandabschnitt. Der ermittelnde Commissario Montana kann nun auf Poldis Hilfe zählen.


    meine Meinung:
    Mario Giordano hat mit diesem Auftakt zu einer Krimiserie eine sympathische Ermittlerin geschaffen. Im Alter von Miss Marple ist sie jedoch weit lebenslustiger als ihre britische Kollegin. Poldi ist außerdem mit einem starken bayerischen Dialekt und dem für diesen Landesteil berühmten Sturkopf gesegnet. Sie ist aber auch großzügig und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ihre nicht zu verbergende Schwermut und die Liebe zum Alkohol verstärken nicht nur manchen dramatischen Auftritt, sondern machen sie liebenswert.


    Der Autor mit den italienischen Wurzeln versteht sein Handwerk, einem spannenden Kriminalfall humorige Szenen zu verpassen. In hohem Erzähltempo greift Poldi nicht nur die Ermittlungen auf, verliebt sich in den attraktiven Kommissar und entdeckt den gestohlenen Torlöwen, sondern bekommt auch die ganze Bandbreite der Abschreckung durch das Organisierte Verbrechen zu spüren. Wie eine Verschnaufpause scheinen da die Anekdoten, die Poldi über ihre Treffen mit berühmten Persönlichkeiten wie Ringo Star oder Benny von ABBA zum Besten gibt. Die einführenden Zeilen zu Beginn eines Kapitels verschaffen dabei einen Überblick. Poldi behält diesen mittels ihrer Listen.


    Die Figuren bekommen klare Konturen und immer auch etwas Sympathisches. Man schließt sie schnell ins Herz und wird nicht nur dadurch animiert, das Buch nicht vor der letzten Seite aus der Hand zu legen. Der unblutige Kriminalfall beweist, dass sich Spannung und Humor nicht ausschließen. Der Leser kann lange miträtseln, was denn wohl hinter dem Mord und dem geklauten Löwen steckt. Wie nebenbei wird das Flair Siziliens vermittelt. Die Speisen werden so bildhaft geschildert, dass man ständig Hunger bekommt. Gemixt mit dem bayerischen Pragmatismus eignet sich diese Lektüre perfekt für den Urlaub in südlichen Gefilden.

  • Meine Meinung:


    Die gestandene Münchnerin Isolde Oberreiter oder besser gesagt, Tante Poldi, oder noch besser gesagt, Donna Poldina verlegt ihren Lebensmittelpunkt nach Sizilien, um sich dort gepflegt totzusaufen - mit Blick auf das Meer (nach vorne) und Blick auf den Ätna (nach hinten). Leider spielen das Leben und der Tod so ganz anders, als das die Tante Poldi eigentlich vorhatte, und unversehens befindet sie sich mitten drin in einer Mordermittlung, und nebenbei auch noch in einem italienischen Liebesdramolett.


    So bekommen wir in dieser Geschichte einen wunderbaren Mix aus Bayern und Italien, aus Krimi und Liebesgeschichte, aus Fröhlichkeit und Schwermut, aus Lachen und Nachdenken serviert. Der Autor hat es wunderbar hinbekommen, dass eine zugegebenermaßen sehr einfach gestrickte Krimihandlung über den ganzen Roman hinweg trägt, ohne dass es langweilig oder vorhersehbar ist. Denn die Hauptfigur Poldi hat so viele Facetten zu bieten, dass alleine damit schon die Geschichte funktioniert.


    Wie sie ihren Neffen, der zwischenzeitlich immer wieder als Ich-Erzähler auftritt, in die schriftstellerischen Schuhe hilft, wie sie ihre Verwandtschaft beim Pilzesuchen aussticht, den Polizisten dieser Welt schöne Augen macht, hartnäckig und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Spur verfolgt, ihr Temperament ausspielt und ihrem Schwermut nachgibt, wie die Funken sprühen wenn sie liebt und wie sich das Licht verdunkelt, wenn sie leidet, das ist großes Kino und keinesfalls so oberflächlich, wie man es aufgrund des Klappentextes und der Aufmachung vermuten würde. Ein großes Lob für diese gelungene und stimmige Charakterzeichnung! Leider gehört zu Poldis Persönlichkeit auch ein ausgeprägtes Alkoholproblem, das für meinen Geschmack manchmal ein wenig zu augenzwinkernd behandelt wird - das ist aber mein einziger Kritikpunkt an dem Roman.


    Da Mario Giordano seine Geschichte in verschiedenen, unmittelbar ineinanderfließenden Erzählebenen erzählt, ist ein aufmerksames Lesen gefragt; außerdem sollte man sich auf ein wenig bayerischen Dialekt und italienische Einwürfe gefasst machen. Der griffige Sprachstil sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen und die bildhafte Schilderung der wunderbaren sizilianischen Landschaft sorgt dafür, dass man sich spätestens nach dem 2. Kapitel nach Urlaub und Meer sehnt.


    Ein tolles Debüt mit einer kultverdächtigen Ermittlerin, und ich hoffe, es bleibt nicht bei diesem einen Roman, sondern es folgen noch weitere Fälle mit Tante Poldi.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Achtung Italiener, die Poldi kommt...


    Dies war mein erstes Buch von Mario Giordano und ich erwartete einen witzigen Krimi, den ich auch bekam. Es handelt sich hierbei übrigens um den ersten Band einer Buchreihe.


    Im Krimi geht es um Tante Poldi, genauer gesagt um Isolde Oberreiter, die an ihrem 60. Geburtstag beschließt in das schöne Sizilien auszuwandern, der Heimat ihres Exmannes, denn wer träumt nicht von einem Lebensabend mit Meerblick? Doch der Traum vom gemütlichen Lebensabend am Meer muss pausieren, befindet sich Poldi doch plötzlich mitten in den Mordermittlungen zum Ableben ihres Handwerkers Valentino. Wird sie den Fall lösen können?


    Der Einstieg ins Buch war erst einmal gar nicht so leicht. Jedem Kapitel vorangestellt ist eine kleine Zusammenfassung, was darin passieren wird. Das fand ich sehr merkwürdig und ich habe erst ab dem dritten Kapitel so richtig verstanden, was es damit auf sich hat. Zudem werden die Ereignisse aus der Sicht ihres Neffen dargestellt, was ich mehr als ungewöhnlich fand. Der Neffe berichtet dabei mal über sein Leben als Ich- Erzähler und mal über Tante Poldi als beobachtender Erzähler. Das störte für mich so ein wenig den Lesefluss, denn man musste schon sehr aufpassen wovon gerade die Rede ist. Die Parts über das Schriftstellerdaseins des Neffen fand ich nur mäßig spannend.


    Anfänglich musste ich mich auch erst einmal an die italienischen Begriffe und den bayrischen Dialekt von Poldi gewöhnen, aber ist einem das gelungen, sorgt dies sogar für Abwechslung und Frische.


    Ansonsten besticht der Roman durch jede Menge heitere Szenen, bei denen man immer mal wieder schmunzeln kann.


    Poldi hat mir als Charakter gut gefallen, auch wenn ich auf weiter Strecke erst einmal keine genaue Vorstellung von dieser Frau hatte. Zudem ist für mich eine Frau mit 60 Jahren noch keine typische alte Dame, die schon über das Sterben nachdenken muss.


    Der eigentliche Kriminalfall ist spannend, weist jede Menge Wendungen auf und die Auflösung hat mich doch sehr überrascht. Ich mag es, wenn man als Leser vom Autor auch mal an der Nase herum geführt wird.


    Fazit: Wer humorvolle Krimis mag, der wird hier seinen Spaß haben. Durchaus empfehlenswert!


    Bewertung: 6/ 10 Eulenpunkten

  • Etwas müde von der Welt und ihrem Leben in München lässt sich Tante Poldi von ihrem Neffen nach Sizilien fahren. Hier hatte sie eigentlich vor, sich mit ihren 60 Jahren gepflegt zu Tode zu saufen, aber der Mord an einem Bekannten kommt der schrulligen Frau dazwischen. Als dann noch der attraktive Commissario Montana auftaucht, schwört sie sogar dem Alkohol ab und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

    Die von Mario Giordano gezeichneten Charaktere sind durch die Bank durch originell und sympathisch. Gleich von Anfang an ist man in der anekdoten- und abwechslungsreichen leichten Krimi-Kost drin. Selbst die stellenweise schwülstig-poetischen Beschreibungen passen perfekt. Viel nachdenken muss man bei Tante Poldis erstem Fall zwar nicht, dafür wird man aber gut unterhalten.