Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
[B]Verlag: Berlin Verlag
ISBN-13: 978-3827012135
Klappentext
September 1571: Elisabeth I. herrscht in England, und Mary Grey ist wütend. Sie ist sechsundzwanzig, kleinwüchsig, hat einen Thronanspruch und keine Geduld mehr. Seit einigen Jahren steht sie unter Hausarrest, da sie ohne die Erlaubnis ihrer königlichen Cousine geheiratet hat. Ihr Ehemann stirbt und auch sonst sind sie alle tot: ihre Schwestern Jane und Katherine und ihre Eltern, einige von ihnen hingerichtet. Mary Grey will die Kontrolle über ihr Leben zurück, einen eigenen Haushalt und das Sorgerecht für ihre Stiefkinder. Doch nichts passiert, und anstatt das still hinzunehmen und sich anzupassen, begehrt sie auf gegen das System Königshof, seine Zufälligkeiten, seine Willkür und Unfreiheit, seine mühsamen Rituale und ökonomischen Zwänge. Sie beginnt, sich Notizen zu machen, die Vergangenheit aufzureihen, sie so zu erzählen, dass es recht ist. Nur um zu dem Schluss zu kommen, dass ihr und ihrer Familie Handeln ebenso amoralisch war, wie das aller anderen. Dass sie die Rituale mochte. Dass Gunst wie eine warme Perle ist, die im Magen aufbricht und in alle Glieder strömt. Und dann ist da auch noch Ellen ...
Über die Autorin (Quelle: Berlin Verlag)
Inger-Maria Mahlke, geboren 1977 in Hamburg, wuchs in Lübeck auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete am Lehrstuhl für Kriminologie. Preisträgerin des 17. Open Mike 2009 sowie des ersten Debütpreises des HarbourFront-Literaturfestivals 2010 für ihren Roman »Silberfischchen«. 2012 Ernst-Willner-Preis bei den »Tagen der deutschsprachigen Literatur« in Klagenfurt für einen Auszug aus ihrem zweiten Roman »Rechnung offen«, der im Frühjahr 2013 im Berlin Verlag erschien, von Kritik und Lesern gefeiert und 2014 mit dem Karl-Arnold-Preis der Akademie der Künste und Wissenschaften von NRW ausgezeichnet wurde. Im März 2015 erscheint ihr neuer Roman. Sie lebt in Berlin.
Meine Meinung
Im September 1571 herrscht in England Elisabeth I.. Günstlingswirtschaft ist an der Tagesordnung und wer in Ungnade fällt, verliert auch leicht den Kopf. Mary Grey hat ihre Cousine, die Königin verärgert, sie heiratete ohne deren Erlaubnis und steht nun seit Jahren unter Hausarrest. Dagegen begehrt sie auf, sie nimmt die ihr zugewiesenen Rolle nicht hin, will selbstbestimmt leben. So schreibt sie eine Art Tagebuch und schildert ihre ganz persönliche Sicht der Dinge. Dabei geht es um Gunst und Missgunst, um Moral und unmoralisches Verhalten, um Zwänge und Wünsche. Mary ist ganz auf sich gestellt. Ihr Mann ist tot, ihre Schwestern ebenfalls. Nur Ellen ist für sie da...
Zitat„Ich werde schreiben. Alles aufreihen. Das Leben der Mary Grey. Wer immer will, kann sehen. Kann urteilen. … Es muss ja nicht gleich ein fertiger Bericht sein, am Stück heruntergeschrieben. Als wäre Erleben eine glatte Einheit und keine unübersichtliche Ansammlung von Augenblicken, die, egal, wie fest man sie zusammenpresst, nicht einfach ein Ganzes ergeben. Als gäbe es erkennbare Grenzen, die bestimmen, was dazugehört und was nicht. Ein Anfang und ein Ende. Eine Summe.Also nur Bröckchen. Notizen. Zusammengetragen und vorläufig.“ (S. 39 „Wie ihr wollt“)
Inger-Maria Mahlke hat einen sehr unkonventionellen Roman geschrieben. In einer Anmerkung wendet sie sich persönlich an die Leser und weist darauf hin, dass sie keinen historischen Roman geschrieben hat, sondern sich einen historischen Stoff literarisch angeeignet hat. So hat sie einen sehr modernen Roman in einer historischen Kulisse vorgelegt, der sich ganz besonders durch die Sprache von anderen Romanen abhebt. Jung und modern ist ihr Stil, dazu wortgewandt, bissig, ironisch und auch humorvoll. Immer wieder stellte ich fest, dass sich zwar die Zeiten geändert haben, viele Probleme von damals aber auch heute von ebenso großer Aktualität sind.
Mit „Wie ihr wollt“ hat mich die Autorin vollkommen überzeugt. Den Gegensatz des historischen Themas und der jungen Sprache schafft sie zu harmonisieren. Sie hat mich nachdenklich gemacht und mich lächeln lassen. Sie schreibt scharfzüngig und gleichzeitig ein wenig schelmisch.
Das Buch wird durch einen Stammbaum und eine umfangreiche Figurenliste ergänzt. Das erleichtert es besonders Lesern wie mir, denen die Elisabethanische Zeit nicht ganz so vertraut ist, die Orientierung.
Kurzum, dieser Roman kommt in historischem Gewand daher und spricht doch das Heute deutlicher an als manch zeitgenössisches Werk. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen. Meine Überraschung über den zunächst ungewöhnlichen Stil wandelte sich schnell in Freude darüber, ein nichtalltägliches, sich vom Mainstream sehr angenehm abhebendes Buch in Händen zu halten.