Arnaldur Indridason: Nacht über Reykjavík: Island Krimi

  • Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: Aufl. 2014 (18. Dezember 2014)
    gebunde Ausgabe, 384 Seiten, €22,00


    Inhalt:
    Der junge, grüblerisch veranlagte Erlendur Sveinsson hat vor Kurzem seine Tätigkeit als Streifenpolizist in Reykjavík aufgenommen. In den Nachtschichten lernt er die dunklen Seiten der isländischen Hauptstadt kennen: betrunkene Autofahrer, häusliche Gewalt, Einbrüche, Drogenhandel. Ihn bewegt das Schicksal von Randfiguren der Gesellschaft. An einem Wochenende wird ein Obdachloser in einem Tümpel am Stadtrand ertrunken aufgefunden, und eine junge Frau verschwindet spurlos. Beide Fälle lassen Erlendur keine Ruhe, und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln...


    Autor:
    Island ist hierzulande eher für Vulkane, stämmige Pferde und Feen bekannt als für seine Literatur. Als eine der wenigen Ausnahmen hat es der Autor Arnaldur Indri ason geschafft, auch im Ausland erfolgreich Fuß zu fassen. In seinen Romanen um Kommissar Erlendur ist das schroffe Island ein Ort des Schreckens. Autor Indri ason (*1961) hat mit diesen Krimis einige renommierte Preise eingeheimst, u. a. den "Gold Dagger Award". Dabei war das erste Buch für den Journalisten und Filmkritiker Indri ason eigentlich nur "ein Versuch". Da dieser so positiv ausfiel, verdient der Isländer seine Brötchen inzwischen als Autor. Er lebt mit seiner Familie in Reykjavik.


    Meine Meinung:
    "Nacht über Reykjavík" ist ein Prequel zur Krimi-Reihe um Kommissar Erlendur Sveinsson. Das Buch spielt in den 70er-Jahren, der junge Erlendur hat gerade seinen Dienst bei der Verkehrspolizei angetreten und lernt in zahlreichen Nachtschichten die Abgründe der isländischen Hauptstadt kennen.
    Dabei kommt er auch mit dem Fall des Obdachlosen Hannibal in Kontakt, der unter ungeklärten Umständen in einem Torfstichtümpel ertrunken ist. Da Erlendur Hannibal schon von früheren Begegnungen her kannte, lässt ihm der mysteriöse Todesfall keine Ruhe und er beginnt, in Eigenregie Nachforschungen anzustellen. Dabei wird ihm sehr schnell klar, dass Hannibals Tod wohl doch kein Unfall war; außerdem stößt er ihm Zuge seiner Ermittlungen auf eine Verbindung zu einer Frau, die in der gleichen Nacht unter mysteriösen Umständen verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht ist. Hartnäckig ermittelt Erlendur weiter, teilweise auch am Rande des Erlaubten, und so gelingt es ihm schließlich, die beiden Fälle aufzuklären.


    Ich bin ein großer Fan von Arnaldur Indridason und auch "Nacht über Reykjavík" hat mir ausnehmend gut gefallen. Dieser Krimi ist einer von der ruhigen Sorte: er kommt ohne große Action und v.a. ohne viel Blutvergießen, gruselige Obduktionen und dergleichen aus. Auch Handy-Ortung, GPS-Daten oder DNA-Analysen sind noch Zukunftsmusik, zudem ist Erlendur ja noch nicht einmal Mitglied einer Mordkommission und somit völlig auf sich gestellt. Dadurch kommt aber auch die Spannung zustande: der Leser erlebt alles durch Erlendurs Augen, er zieht mit ihm durch die Stadt, fragt hier, fragt dort, grübelt nach, stellt Theorien auf und verwirft sie wieder und findet zuletzt das Puzzleteilchen, durch das sich ein logisches Gesamtbild ergibt - und auf einmal ist alles klar.


    Zugleich schafft Indridason eine wunderbare Atmosphäre: er beschreibt das Reykjavík der 70er-Jahre so anschaulich, dass man als Leser fast das Gefühl hat, Erlendur über die Schulter zu schauen - egal, ob er nun nachts Streife fährt oder tagsüber seinen Erkundigungen nachgeht.


    Das Buch ist mit 22,00 Euro sicher kein Schnäppchen (ich hatte es auch aus der Bücherei, gekauft hätte ich es wohl nicht ;-)), aber dafür ist es auch sehr schön aufgemacht mit Lesebändchen und einer Island-Karte sowie einem Stadtplan von Reykjavík auf den Umschlag-Innenseiten.


    Von mir gibt es für diesen wunderbaren, ruhigen und doch zugleich atmosphärisch dichten und spannenden Krimi volle Punktzahl und eine dicke Lese-Empfehlung für alle Freunde dieses Typs Kriminalroman! :-]


    LG, Bella