Der Gast im Garten - Takashi Hiraide

  • Verlag: Insel, 2015
    133 Seiten


    Originaltitel: Neko No Kyaku
    Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Mit Illustrationen von Quint Buchholz


    Kurzbeschreibung:
    Ein junges Paar, erschöpft vom Lärmen der Großstadt, bezieht ein Gartenhaus außerhalb Tokyos. Als eines Tages ein kleines Kätzchen auftaucht, unterbricht es die beschauliche Stille des weitläufigen Gartens. Es dauert nicht lange, bis sie es dabei beobachten, wie es sich inmitten der Blumenbeete im Schatten der Bäume räkelt, mit Schmetterlingen und Libellen herumtollt und durch das Unterholz streift. Mehr und mehr öffnen sich die beiden dem unverhofften Gast, und bemerken dabei kaum, was die Katze tatsächlich für ihr Leben bedeutet – bis sie eines Tages verschwindet.
    Ein Haus und ein Garten, anmutig in seiner aus der Zeit gefallenen Schönheit. Ein Paar, das einen neuen Anfang sucht. Eine scheue Katze, die die Freiheit liebt. Takashi Hiraide verzaubert den Leser mit einem poetischen, zutiefst ergreifenden Roman über die Liebe und die Zerbrechlichkeit des Lebens.


    Über den Autor:
    Takashi Hiraide, 1950 in Japan geboren, arbeitete als Verlagslektor, bevor er sich dem Schreiben widmete. Er hat zahlreiche Gedichtbände und Essays veröffentlicht und unterrichtet an der Kunsthochschule Tama. Der Gast im Garten ist sein erster Roman.


    Über die Übersetzerin:
    Ursula Gräfe, geboren 1956 in Frankfurt am Main, studierte Japanologie und Anglistik und arbeitet seit 1988 als Literaturübersetzerin. Sie hat u.a. Werke von R.K. Narayan, Haruki Murakami, Yasushi Inoue und Kenzaburo Oe ins Deutsche übertragen, ist Autorin einer Buddha-Biographie und Herausgeberin mehrerer Anthologien. Jedes Jahr verbringt sie einige Zeit in Asien, vor allem in Indien. Ursula Gräfe lebt in Frankfurt am Main.


    Mein Eindruck:
    Dieses schmale Buch hat mich sehr angesprochen. Obwohl (oder vielleicht auch gerade) es so zurückhaltend und ruhig erzählt ist.
    Ein Ehepaar in Japan zieht sich vom stressigen Stadtleben auf ein Grundstück auf dem Land zurück, wo sie z.B. die Gartenarbeit sehr genießen.
    Den Bürojob haben sie aufgegeben und arbeiten von zu Hause aus. Sie als Lektorin und er versucht sich als freier Schriftsteller. Er ist auch der Ich-Erzähler, der sich gerade durch das Schreiben ausdrückt.


    Ihr neues Leben wird beeinflusst durch die in ihrem Garten streunende junge Nachbarskatze, die sie fortan täglich besucht. Dennoch bewahrt sich die Katze Chibi ihre Eigenständigkeit.
    Obwohl das Paar anfangs betont, keine Katzenliebhaber zu sein, wird die kleine Katze ihnen immer wichtiger, ihre Beziehung zu dem Tier liebevoll und komplex. Es gibt da einige sehr gut geschriebene Szenen, die die Beziehungen von Mensch und Tier darstellen. So gut habe ich das selten gelesen, möglicherweise sonst nur in der Novelle Herr und Hund von Thomas Mann.


    Man könnte jetzt noch einiges sagen, aber allzu viel möchte ich hier jetzt nicht verraten, da es auch nicht so viel Handlung gibt. Das Buch überzeugt einfach durch sein emotionales Einfühlungsvermögen, an der sich der Leser beteiligen kann.


    Takashi Hiraides genauer Stil gefällt mir, es wundert mich auch nicht, dass sogar Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe ihn lobt.


    Wer Katzen mag und eine Affinität zu Japan besitzt, könnte mit diesem kleinen Buch etwas Besonderes finden.


    Es ist auch ein Buch, das man bestimmt mehr als einmal lesen kann.

  • schlicht, aber ganz schön.


    Sie sind von Quint Buchholz

    Zitat

    Quint Buchholz, geboren 1957 in Stolberg, studierte Malerei und Grafik an der Akademie für Bildende Künste in München. Seit 1979 arbeitet er als Maler und Illustrator, seit 1993 illustriert er Kinder- und Jugendbücher und schreibt eigene Geschichten. Er gehört zu den renommiertesten deutschen Buchillustratoren. Seine Motive sind auf Plakaten, Postkarten und CD-Covern ebenso zu finden wie in Kalendern und auf inzwischen mehreren hundert Buchumschlägen. Für Hanser hat er Bücher von Elke Heidenreich, Jostein Gaarder, David Grossman, Amos Oz, Roberto Piumini und Jutta Richter, aber auch zahlreiche eigene Texte illustriert. 1997 erschien Der Sammler der Augenblicke, das mit vielen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde und auf der New-York-Times-Book-Review-Liste der 10 besten Bücher des Jahres stand, sowie 2012 eine Wiederauflage des Bilderbuchklassikers Schlaf gut, kleiner Bär. Quint Buchholz’ Bilder wurden bislang in über siebzig Einzelausstellungen gezeigt. Er lebt in München. Sein Buch Im Land der Bücher erschien 2013 im Hanser Kinderbuch.


    Keine Ahnung, was Quint Buchholz mit Takashi Hiraide zu tun hat, eigentlich nichts.


    Ich habe die Illustrationen eigentlich als überflüssig empfunden.
    Der Text schafft es aufgrund seiner Detailliertheit auch ohne optische Unterstützung, Bilder vor dem Auge des Lesers zu erzeugen.

  • Der Volksmund sagt, dass sich Katzen selber ihr Zuhause aussuchen. Und das scheint auch für japanische Katzen zu gelten… :-)


    Ein Ehepaar, das sich keine Kinder und erst recht keine Katze gewünscht hatte, hat sich, um dem Grosstadtstress zu entfliehen, ein Garten- und Teehaus auf dem Land gemietet. Aber mit Chibi, der kleinen weissen Katze, die vom Nachbarsjungen aufgenommen wurde, haben die beiden nicht gerechnet. Dennoch gelingt es dem scheuen Tier sich den beiden anzunähern und ihr Leben mehr und mehr zu bereichern.


    Es ist einfach zauberhaft, wie die kleine Katze sich auf leisen Sohlen ins Leben und vor allem in die Herzen der beiden Protagonisten schleicht – in ein Leben, das fernab vom Grossstadtlärm in diesem kleinen japanischen Ort „entschleunigt“ wirkt. Auch für den Leser hält der hektische Alltag für ein paar Momente den Atem an und er hält inne, um Chibi und ihren neuen Freunden beim Spiel zuzusschauen.


    Der Schreibstil ist flüssig und schnörkellos. Takashi Hiraide erzählt in leisen aber intensiven Tönen von zarten Banden, die zwischen Mensch und Tier geknüpft werden. Auch wenn die menschlichen Protagonisten zu mir als Leser eine gewisse Distanz wahren und man recht wenig von ihnen erfährt, fühlt man mit ihnen als Chibi eines Tages nicht wie gewohnt zu ihnen kommt.


    Der Schluss selber liess mich nicht ganz so zufrieden zurück und kam für meinen Geschmack etwas zu abrupt. Dennoch hat es dieses Büchlein mit seinen für einen Roman ungewöhnlich wenigen Seiten – 133 an der Zahl – geschafft, mich aus dem Alltag rauszureissen und mich unter dem Keyakibaum inmitten des Gartens verweilen zu lassen.


    Die liebenswerten Ilustrationen von Quint Buchholz bringen diese kleine, aber feine Perle unter der Bücherflut erst recht zum Leuchten.


    Für mich war es definitiv eine etwas andere Lektüre ausserhalb meines üblichen „Beuteschemas“ und ich bin dankbar, dass ich dieses „Bijou“, welches ich nicht nur Katzenfreunden empfehle, für mich entdeckt habe.

  • Ein Ehepaar, ein Gartenhaus in der Nähe Tokyos und die kleine Katze Chibi, die sich nach und nach in das Leben und die Herzen der beiden schleicht. Viel mehr braucht es nicht für dieses kleine Büchlein.


    Die Sprache habe ich als sehr klar, fast schon poetisch empfunden, das Erzähltempo als angenehm ruhig. Besonders auch die wunderschöne Illustrierung von Quint Buchholz hat mir gefallen.


    Allerdings geht es mir wie Ayasha. Ich hatte so meine Probleme mit dem Schluss, den ich als sehr abrupt empfunden habe und der mich doch recht melancholisch gestimmt zurückgelassen hat. Ich hätte mir da noch etwas mehr "Wohlfühlfaktor" gewünscht. Auch über das Ehepaar selbst hätte ich gerne noch mehr erfahren.


    Von mir gibt es 7 Punkte :wave