Gebundene Ausgabe: 600 Seiten
Verlag: Insel Verlag; 2015
Originaltitel: The Ice Cream Queen of Orchard Street
Kurzbeschreibung:
New York, 1913. Die kleine Malka lebt mitten im Trubel der dicht gedrängten Straßen und übervölkerten Mietskasernen im Einwandererviertel auf der Lower East Side. Die meisten hier sind arm, haben zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, leben von der Hand in den Mund. Doch listig und raffiniert, wie sie ist, lernt Malka schnell, sich im Viertel durchzuschlagen. Und genau da, mitten im abenteuerlichen Gemenge, wo die jiddischen und italienischen Rufe der fahrenden Händler durch die Straßen schallen, wendet sich Malkas Schicksal. Denn dort trifft sie Papa Dinello, der sie in das köstlichste Geheimnis der Welt einweiht: das Wunder der Eiscreme, die Verführung der süßen Magie. Für Malka beginnt eine wahre Tour de Force durch das Leben – und aus dem pfiffigen und erfinderischen Mädchen wird die Grand Dame Lillian Dunkle, die »Eiskönigin von Amerika« und berühmt-berüchtigte Herrscherin über ein Eiscreme-Imperium … Dieser Roman fegt wie ein Wirbelwind durch das 20. Jahrhundert und erzählt die außergewöhnliche Geschichte einer ungezähmten Heldin, eines turbulenten Lebens und der Entdeckung der süßen Magie.
Über die Autorin:
Susan Jane Gilman stammt aus New York und hat an der Universität von Michigan studiert. Bislang veröffentlichte sie sehr erfolgreich drei Sachbücher, zudem schreibt sie u. a. für The New York Times, The Los Angeles Times und das Ms. Magazine. Die Königin der Orchard Street ist ihr erster Roman. Susan Jane Gilman lebt derzeit in Genf in der Schweiz und in New York.
Über den Übersetzer:
Eike Schönfeld, geboren 1949, übersetzt seit über 25 Jahren aus dem Englischen, u.a. Vladimir Nabokov, J. D. Salinger, Jeffrey Eugenides, Joseph Conrad, Katherine Mansfield, Martin Amis, Richard Yates, Sherwood Anderson und Charles Darwin. Für diese Übersetzungen wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. 2004 mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis, 2009 mit dem Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse und zuletzt mit dem Christoph Martin-Wieland Preis 2013.
Mein Eindruck:
Mit diesem Roman hatte ich aufgrund des Erzählstils zuerst Probleme. Die Ich-Erzählerin ist eine über 70jährige Frau, die auf ihr Leben in New York zurückblickt. Dabei wird bis 1914 zurückgegangen, als Malka als 5jähriges Kind mit ihrer jüdisch-russischer Familie in die USA einwanderte. Die Familie zerbrach leider schnell, als der Vater die Familie verlassen hatte und sie wuchs bei einer italienischstämmigen Familie auf.
Die Erzählstimme ist im Gegenwartstrang überwiegend patzig und temporeich gehalten. Das fand ich zunächst unpassend, zudem empfand ich die Zeitwechsel manchmal zu abrupt.
Doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran und besonders die Passagen in der Vergangenheit werte ich als originell und gut geschrieben. Die Protagonistin durchläuft die Jahrzehnte. Sie nennt sich inzwischen Dorothy, um sich von ihrer Vergangenheit und Herkunft abzugrenzen.
Nachdem sie geheiratet hat, gelingt es ihr zusammen mit ihrem Mann mit der Entwicklung und Vertrieb von Eiscreme als Unternehmerin erfolgreich zu werden. Schließlich sogar reich. Der amerikanische Traum. Die Schattenseiten werden aber auch transparent gemacht, denn im inneren bleibt die Protagonistin im Kern das hungrige Einwanderkind, das permanent ums Überleben kämpfen muss.
Diese Art, ein Schicksal unpathetisch und mit grimmigem Humor darzustellen, hat mich am Ende sehr überzeugt.
Dorothy ist eine übergroße, dominierende Figur im Roman.
Sprachlich ist der Roman temporeich und pointiert. Gefühlsmäßig würde ich von einer guten Übersetzung sprechen, die in manchen Abschnitte sicher nicht ganz einfach war.