Anna Kuschnarowa - Das Herz von Libertalia (ab 14 J.)

  • •Gebundene Ausgabe: 461 Seiten
    •Verlag: Beltz & Gelberg; Auflage: Originalausgabe (2. Februar 2015)
    •Sprache: Deutsch
    •ISBN-10: 340781187X
    •ISBN-13: 978-3407811875
    •Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre


    Inhaltsangabe:


    Ein fulminanter historischer Roman – von der Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit. Wortgewaltig, lebendig, unwiderstehlich. Irland, um 1700: Anne Bonny kommt als uneheliches Kind zur Welt und wird von ihrem Vater als Junge aufgezogen. Die Männerkleider verschaffen ihr Vorteile, aber Anne will sie selbst sein. Als junge Frau gilt sie als die "verlockendste und herausforderndste Schöne" von ganz Charles Towne. Doch irgendeinen dieser gelackten Affen heiraten? Nie im Leben! Zu groß ist Annes Hunger nach Freiheit, zu stark ihr Traum vom wilden Leben im sagenhaften Piratenreich "Libertalia". Annes Herz entflammt für den Piratenkapitän James Bonny – sie brennt mit ihm durch und geht auf wüste Kaperfahrt durch die Karibik ...


    Autoreninfo:


    Anna Kuschnarowa studierte Ägyptologie, Germanistik und Prähistorische Archäologie in Leipzig, Halle/Saale und Bremen und unterrichtete zehn Jahre an mehreren deutschen Hochschulen. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt gender-Themen. Sie arbeitet als freie Autorin und Fotografin und gründete 2011 die Seschat Fernschule für Ägyptologie. In ihrer Freizeit reist sie so weit weg wie möglich und so oft sie kann.


    Meine Meinung:


    Titel: Das Schicksal der Anne Bonny


    "Das Herz von Libertalia" hat mich aufgrund seiner Optik neugierig gemacht, denn das goldene Piratenschiff auf grauem Grund ist mal etwas Besonderes. Nun ja und da ich noch nie eine Piratengeschichte gelesen habe und starke Frauen als Persönlichkeiten sehr mag, da musste ich das Buch einfach lesen.


    In diesem historischen Jugendroman geht es um das Schicksal der Anne Bonny, die in Männerkleidung gehüllt ihren Weg geht. Bei ihr handelt es sich um eine real existierende Persönlichkeit.


    Doch die Autorin machte es mir zunächst nicht leicht das Buch zu mögen. Die Handlung war zwar spannend geschildert, allerdings passiert zu Beginn zu viel und dann alles so schnell. Die Monate und Jahre streichen so schnell ins Land, dass das gerade Gelesene schon wieder ewig zurückliegt und ich mich als Leser gar nicht richtig auf die Situationen einstellen konnte. Vielmehr fühlte ich mich so ein wenig durch die Geschichte gehetzt. Zudem tauchen Unmengen an Personen auf, die wenige Seiten später gar nicht mehr von Belang sind und ich mich fragte, warum diese dann überhaupt Erwähnung finden?


    Doch Durchhaltevermögen wird belohnt, denn nach dem ersten Drittel ändert sich dies. Hier schreitet die Zeit nicht mehr so schnell voran und Annes Piratenleben wird sehr bildhaft beschrieben. Es kommt wirklich sehr gut rüber wie rau das Leben unter den Seemännern und Seeräubern war. Auch widmet sich Anna Kuschnarowa dann endlich den wichtigen Charakteren, so dass man von diesen ein schlüssiges Bild bekommt.


    Ab der Hälfte des Buches war ich dann so gefesselt von der Geschichte, dass ein Aufhören nicht mehr möglich war und beim Zuklappen des Buchdeckels hingen mir Tränen in den Augenwinkeln.


    Mal abgesehen von dem etwas holprigen Einstieg hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Es liefert authentische Charaktere, deren Schicksal man gern verfolgt und die zum Großteil real existiert haben.


    Zudem werden nicht nur die Gräueltaten der Piraten dem Leser näher gebracht, sondern auch Liebe und Freundschaft spielen eine Rolle.


    Ich habe es jedenfalls nicht bereut durchgehalten zu haben, denn ich wurde gut unterhalten und Anne als starke Persönlichkeit werde ich so schnell wohl nicht vergessen. Das offene Ende bietet Spekulationsfreiräume für den Leser, so etwas mag ich gern.


    Fazit: Kapert das Sofa und lest dieses Buch! Ich empfehle es gern weiter.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • In diesem Buch folgen wir Anne Bonny auf ihren Abenteuern. Ebenso wie nicigirl85 begleite auch ich gerne starke Frauen in Büchern und wurde auch deshalb nicht enttäuscht.
    Zuerst erfährt man etwas über Annes Mutter und die Umstände wie Anne überhaupt das Licht der Welt erblickte. Dann begleiten wir Anne durch ihre Kindheit und schließlich ins Piratenleben.
    Ich bin direkt gut ins Buch hineingekommen und fand die Handlung interessant. Auch den Schreibstil fand ich zuerst angenehm und flüssig zu lesen. Die kurzen Kapitel und vielen Absätze ermöglichen es einem, die Geschichte zügig durchzulesen.
    Sobald Anne jedoch auf See ist, finde ich, dass ein Wechsel im Schreibstil von Anna Kuschnarowa stattfindet. Der Schreibstil wird rauer und auch ein klein wenig historisch angepasst, es kommen immer mehr Seefahrts- und Piratenbegriffe auf. Letzteres fand ich zwar passend, hätte mir aber bei einigen Wörtern wie ''marooned'' oder ''shanghait'' eine Erklärung gewünscht. Ich fand es nicht so toll, dass ich die Wörter erst mal nachschlagen musste, um der Handlung folgen zu können.
    Trotzdem fand ich den Inhalt des Buches durchweg interessant und Anne Bonny ist mir ans Herz gewachsen. Sie ist wirklich ein starker, eigenständiger Charakter, der den vorgeschriebenen Pflichten und Benimmregeln des Daseins einer Frau im 18. Jahrhundert trotzt und dagegen rebelliert. Ich mochte sie wirklich sehr, gerade weil sie so ein Durchsetzungsvermögen hat.
    Das Piratenleben wurde authentisch geschildert und ich habe meinen Horizont definitiv erweitern können. Auch die Charaktere mochte ich, wobei einige natürlich mehr, andere weniger Tiefe hatten. Doch vor allem den Indianer Charley und Annes spätere Begleitung Mary mochte ich wirklich sehr.
    Obwohl die Handlung interessant war, fehlte es jedoch manchmal etwas an Spannung, weswegen ich das Buch dann doch nicht so schnell durchgelesen hatte, wie zunächst erwartet.
    Trotzdem hat es mir schöne Lesestunden beschert und ich mag die Auslegung des Lebens der historischen Figur Anne Bonny durch Anna Kuschnarowa.


    Auch ich vergebe 8 Eulenpunkte. :wave

  • Die Königin der Karibik, Anne Bonny, erzählt im Rückblick ihr kurzes Leben als Piratin. Anne, die von 1790 bis 1820 gelebt haben soll, wird als Tochter eines Dienstmädchens und dessen Arbeitgeber in Cork geboren. Für die Erwachsenen ist es eine sehr bequeme Lösung, dass die kleine Anne bei Onkel Grandpa Jack aufwächst. Der rothaarige Wildfang hilft lieber dem Grandpa beim Schafehüten als den Frauen vorgezeichneten Weg als Hausfrau und Mutter einzuüben. Gemeinsam mit Jack hört sie das erste Seemannsgarn über Klabautermänner und Riesenkraken. Der mit Jack befreundete Hüter des Leuchtfeuers war sein Leben lang auf der Suche nach Libertalia, einer Piratenrepublik, in der alle Menschen gleich sind und einander respektieren.


    Annes Vater lässt seine uneheliche Tochter in Jungenkleidern als John Dean von einem Hauslehrer unterrichten - ein gefährliches Spiel; denn offiziell ist er noch mit seiner ersten Frau verheiratet. Die noch immer nicht miteinander verheirateten Eltern wandern schließlich mit Anne nach Charles Towne in South Carolina aus, wo der Vater recht erfolgreich eine Plantage betreibt. Schon auf dem Schiff tritt Anne als Geschichtenerzähler „Johnny, the Yarn“ auf. Bei ihrer Ankunft in der Neuen Welt muss sie in den verhassten Mädchenkleidern von Bord gehen. Die Neunjährige wird mit dem realen und dem gesellschaftlichen Korsett in der besseren Gesellschaft der Plantagenbesitzer konfrontiert. Pflanzertöchter werden noch vor ihrem 16. Lebensjahr verheiratet. Beziehungen zwischen Männern und Frauen sind streng hierarchisch: in der Ehe, zwischen Freiern und Prostituierten und in der Gewalt, mit der Grundbesitzer sich ihre weiblichen Angestellten „nehmen“. Anne erlebt hautnah die Sklaverei auf den Plantagen. Der temperamentvolle kleine Vulkan bekommt mit 12 Jahren ein eigenes Pferd und – als Aufpasser - den Indianer Charley. Schließlich flüchtet Anne aus dem Korsett der Konventionen, indem sie mit dem dubiosen Geschäftspartner ihres Vaters James Bonny durchbrennt und in Männerkleidern als Schiffsjunge auf einem Piratenschiff anheuert. Falls ihr jemand zu nahe tritt, greift Anne zu Pistole oder Säbel. Mit inzwischen 17 Jahren spielt sie an Bord eine Hosenrolle, die aus verschiedenen Gründen nicht lange unentdeckt geblieben wäre.


    Im Alter der Zielgruppe ab 14 Jahren hätte mich das Schicksal der historischen Personen Anne Bonny, Mary Read und Jack Rackham mit Sicherheit fasziniert, weil es zu der Zeit nach meinem Geschmack in der Jugendliteratur zu wenig Abenteuer für Frauen zu erleben gab. Als erwachsene Leserin sehe ich das Buch weniger euphorisch. Die Ichperspektive zwingt mich, allein Annes Blickwinkel zu folgen ohne die Sicht einer weiteren Erzählerstimme. Das Heranwachsen der Protagonistin bis zu ihrem Ausbruch aus dem Käfig ihres Frauenlebens wird recht gleichförmig erzählt, ohne dass Annes Entwicklung in ihrer Sprache oder ihren Urteilen deutlich geworden wäre. Die handwerkliche, seemännische Seite der Erzählung fällt für meinen Geschmack sehr knapp aus. Was Anne konkret beherrscht außer Säbel und Pistole, mit welchen Fertigkeiten sie an Bord vor den Augen erfahrener Seeleute bestehen kann, wird nur angedeutet. Die Sprunghaftigkeit, mit der sie sich aus den häuslichen Konventionen in eine unüberlegte Ehe mit einem Luftikus stürzt und ihr Wunsch nach Frauen- und Menschenrechten, fügen sich wunderbar zur Persönlichkeit einer noch sehr jungen Abenteurerin.


    Trotz meiner Kritik an der Erzählperspektive haben mich Annes Weg der Rebellin gegen gesellschaftliche Konventionen und ihre Suche nach einem damals utopischen Lebensentwurf gut unterhalten. Zum Charme des Buches tragen besonders die liebenswerten Nebenfiguren Charley, Beth und Hawkings bei.


    knappe 8 von 10 Punkten

  • Das Buch hat mir gut gefallen. Anne Bonnys Leben wird sehr detailliert beschrieben und lässt sich gut nachvollziehen. Die Hauptfigur wächst einem dadurch relativ schnell ans Herz.
    Auch die zahlreichen Nebenfiguren sind gut beschrieben und man kann sie sich richtig toll vorstellen.
    Man braucht ein kleines bisschen um in die Geschichte reinzufinden. Gleichmässig, deprimierend und Trist verläuft Annes Leben unter den Zwängen denen Frauen unterworfen waren. Umso mehr habe ich ihre Abenteuer als Junge genossen. Sie waren nicht nur für Anne eine Befreiung, sondern auch der Leser spürte einen Hauch Freiheit (und den Käfig in dem Frauen/Mädchen zu existieren hatten).
    Das Piratenleben hätte durchaus auch noch ausführlicher beschrieben werden können, war aber trotzdem toll zu lesen. Ich konnte die salzige Seeluft beim lesen riechen (und Kanonenpulver) ;-) Überhaupt ist das Buch vor allem voller skurriler, interessanter Gestalten .
    Der Kontrast zwischen dem tristen Frauen-Leben der zeit damals und der wilden, abenteuerlichen Piratenseefahrt war so spürbar , das es einem regelrecht wie ein Bruch im ganzen Schreibstil des Buches vorkommt. Das meine ich jetzt nicht negativ. Das hat schon seinen Sinn und hat mir gut gefallen. Von mir aus hätte das Piratenleben noch lange mit ein paar mehr Abenteuern weitergehen können. Ich hätte es gerne gelesen.
    Was ich leider nicht so toll fand war das Ende. Dieses


    Das war mir zuviel Hollywood-Kitsch.


    Trotzdem mir das Ende jetzt nicht so super gefallen hat, hatte ich wirklich viel Spaß und Lesefreude mit diesem Buch. Ich gebe ebenfalls 8 von 10 Punkten.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • Mit „Das Herz von Libertalia“ hat die Autorin einen spannenden Piratenroman geschrieben. Besonders die Individualität der Frauenrolle steht hier im Vordergrund und wurde meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt.


    Die Story um Anne Bonny wird uns direkt aus ihrer Perspektive berichtet. Für mich war das die beste Wahl, denn so konnten wir auch an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Da sie sich eher wie ein Mann gibt, denkt sie eben auch wie einer und so ist sie mehr in sich gekehrt und macht viele Probleme nur mit sich selbst aus. Aufgrund der Perspektivenwahl ist der Leser aber zu jeder Zeit bestens informiert und verpasst nichts. Der Schreibstil von Frau Kuschnarowa ist zwar dem Zeitalter angepasst (gerade in den Dialogen), aber herrlich unkompliziert gehalten, sodass man die Geschichte flüssig lesen kann.


    Anne hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, weil sie für das 18. Jahrhundert eine absolute Ausnahme darstellt. Die ersten Jahre als Junge aufgewachsen, muss sie sich plötzlich als Dame in den elitären Kreisen zurechtfinden. Dabei bleibt sie sich aber stets selbst treu und fürchtet keine Konsequenzen. Sie ist furchtlos, stur und ein absoluter Wirbelwind, der dem Leser viele interessante Lesestunden beschert. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass sie nicht nach Männlein und Weiblein entscheidet, sondern die Menschen, die ihr wichtig sind, als Gefährten ansieht. Das verleiht ihr meiner Meinung nach eine unglaubliche Charakterstärke.


    Die Nebencharaktere waren eher Stereotypen, aber das hat mich nicht weiter gestört, weil sie ihre Rollen gespielt und sich in das Gesamtgeschehen eingefügt haben. Das Hauptaugenmerk sollte definitiv auf Anne liegen, was für mich absolut in Ordnung war – immerhin ist es ihre Geschichte. Das soll aber nicht heißen, dass mir die Nebencharaktere nicht gefallen hätten. Auch hier hat man gemerkt, dass sich die Autorin Gedanken zur Charaktergestaltung gemacht hat und ihr manche Personen am Herzen hingen.


    Die Geschichte startet mit einer Rückblende und beginnt dann chronologisch. Die Spannung baut sich zunächst langsam auf, steigert sich dann aber zügig und gerade das Ende ist dann noch mal sehr packend. Mein einziger Kritikpunkt geht an das mittlere Drittel, was ich teilweise als etwas zäh empfunden habe, da alles ziemlich ausführlich beschrieben wurde. Hier hätte ein kleiner Zeitraffer vielleicht für mehr Spannung gesorgt, aber das ist nur mein persönliches Empfinden.


    Das Piratenthema war für mich authentisch umgesetzt. Gerade weil eine Frau die Hauptrolle der Geschichte inne hat, war dieses Buch innovativ. Natürlich gibt es hier auch schon andere Lektüren, aber die Anlehnung an die echte Anne Bonny hat mich überzeugen können.


    Insgesamt haben wir es mit einem historischen Abenteuer zu tun, das so viel mehr als furchtlos Kämpfe zu bieten hat. Werte wie Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit und Kaeradschaft stehen hier definitv im Vordergrund. Ich würde mich freune, bald mehr von der Autorin lesen zu können.


    8 Eulenpunkte