40 Tage Nacht von Olivier Truc

  • Inhalt:


    Kautokeino in Lappland am 10. Januar. Eine gletscherkalte Polarnacht. Morgen wird nach vierzig Tagen die Sonne wiedergeboren, zwischen 11.14 und 11.41 Uhr – und die Menschen atmen auf. Morgen aber wird es auch zu den spektakulärsten Verbrechen kommen, die Kommissar Klemet Nago von der samischen Polizei in der verschneiten Tundra je gesehen hat: Eine kostbare samische Trommel, Wahrzeichen des letzten Urvolks Europas, wird aus dem Museum gestohlen. Wenig später findet man den Rentierhirten Mattis brutal ermordet auf. Klemet und seine Partnerin Nina, frisch von der Polizeischule im Süden des Landes, ermitteln – und geraten in politische und menschliche Verwicklungen, die tief in die Geschichte Lapplands zurückreichen.


    Über den Autor:


    Olivier Truc, gebürtiger Franzose, ist Skandinavien-Korrespondent für "Le Monde" und lebt seit 1994 in Stockholm. Vor einiger Zeit beschloss der Autor zahlreicher Reportagen, Dokumentationen und Dokumentarfilme, den Journalismus mit literarischen Mitteln fortzusetzen - mit einem Thriller, der der bedrohten Kultur der Sami ein Denkmal setzen möchte. "40 Tage Nacht" hat bereits diverse Preise eingeheimst und wurde in ein knappes Dutzend Sprachen übersetzt.


    Meine Meinung:


    Der Autor hat sich viel Mühe gegeben, dem Leser das Volk der Samen näherzubringen. Seine Beschreibungen der Kultur, der Stammesrituale, Gesänge und der Lebensumstände in Vergangenheit und Gegenwart nehmen viel Raum in der Geschichte ein, sind aber so harmonisch mit der Handlung verstrickt, dass sie nie aufgesetzt oder überflüssig wirken. Da mein Wissen über die Volksgruppe so weit oben im Norden nur rudimentär war, fand ich diese Infos sehr ansprechend. Ich war als Teenager mal auf einer Reise am nördlichen Polarkreis und das Feeling dieser Landschaft kam im Buch sehr gut rüber.


    Die Ermittler sind ja eigentlich "gar keine richtigen" Polizisten, sondern "Rentierpolizei" die, wie der Name schon sagt, vor allem mit den Rentierbesitzern und deren Problemen und Streitigkeiten beschäftigt sind. Auch wie die zwei so mit ihrem Schlitten rumdüsen, und zwischen Eis und Schnee nach der Lösung der Rätsel suchen, war erfrischend anders. Sie sind ausserdem so unterschiedlich in Alter und Kultur (er Same, sie nicht), dass es zu einigen Reibereien und Unstimmigkeiten kommt, die exemplarisch für die Art und Weise sind, wie die Norweger mit "ihren" Samen allgemein so umgehen. Wie viele alte Völker - ich musste hier immer wieder an die Indianerstämme Nordamerikas und Südamerikas denken - sind sie eine oft ungeliebte Randgruppe, die u.a. mit Alkohol und Armut zu kämpfen hat und die im Falle der Samen ihre alte Kultur und auch die wertvollen Kulturgegenstände - wie die verschwundene Trommel - weitgehend verloren hat.


    Besonders unterhaltsam waren die kleinen Einschübe am Anfang der Kapitel, in denen steht, wann Sonnenauf- und -untergang ist. Und wie die Menschen nach 40 Tagen den ersten "Tag" mit ein paar Minuten Sonnenschein zelebrieren fand ich auch bewegend.,


    Weniger überzeugt hat mich allerdings, dass die Krimihandlung für meinen Geschmack etwas lange vor sich hindümpelte. Mir fehlte es an Spannungsmomenten und einem straffen Handlungsbogen, der für mich zu einem herausragenden Krimi unbedingt dazugehört.


    Fazit also: Ein interessantes Setting mit liebevoll beschriebenen Akteuren und einer etwas langatmigen Geschichte, die am Ende aber zu einem durchaus stimmigen Ende findet. Ich vergebe dafür 7 Punkte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Nach vierzig Tagen Polarnacht wird in Kautokeino in Lappland am 11. Januar zum ersten Mal für knapp 30 Minuten wieder Tag sein. In den knapp drei Wochen, in denen Klemet Nago und seine Kollegin Nina Nansen u. a. im Fall eines getöteten Rentierzüchters ermitteln, wird sich die Tagesdauer bis auf fünf Stunden verlängert haben. Nago arbeitet für die Rentierpolizei, eine Dienststelle, die länderübergreifend Konflikte um die Rentierhaltung samischer Züchter regeln soll. Der erfahrene Polizist Nago ist zwar Nachfahre von Sami, hat aber den Kontakt zur Kultur seines Volkes verloren, seit man ihn als Kind ins Internat schickte und seit sein Großvater die Zucht aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben musste. Nago zur Seite gestellt wird eine Berufsanfängerin, die aus Oslo stammt, und von der hier im Norden zunächst kaum jemand etwas hält. Ninas Unbedarftheit wirkte auf mich anfangs viel zu breit ausgewalzt; denn es liegt nahe, dass ein erfahrener Polizist sich mit einer jungen Kollegin erst zusammenraufen muss. Der Diebstahl einer samischen Trommel aus dem Haus eines Galeristen versetzt den Ort in Aufruhr. In wenigen Tagen wird in Norwegen eine UN-Konferenz stattfinden, zu der das Land sich in möglichst günstigem Licht zeigen will. Konflikte mit einer nationalen Minderheit sind deshalb denkbar unerwünscht; die Ermittler stehen entsprechend unter Druck.


    Der gewaltsame Tod des Rentierzüchters Mattis lässt befürchten, dass die traditionelle Rentierzucht nicht allein die Kreise von Bergbaukonzernen und Bauunternehmen stört, sondern auch den Plänen einiger Einheimischer im Wege steht. Kurz bevor entscheidende Lizenzen für die Erzförderung verkauft werden, taucht in Nagos und Ninas Revier der französische Geologe Racagnol auf, der in der Branche für seine Rücksichtlosigkeit berüchtigt ist. Racagnol findet sich in einer vergleichbaren Situation wie die norwegischen Ermittler. Er hat Informationen über eine vielversprechende Erzfundstätte, die er im verschneiten Gelände eilig einem Flurstück zuordnen und dafür eine Lizenz beantragen muss. Für seine Erkundung braucht der Franzose die Ortskenntnis eines einheimischen Führers. Er nimmt es ausgerechnet mit Aslak auf, dem Fremde bisher nur Unglück gebracht haben und dem man Bärenkräfte nachsagt. Auch die Ermittler verfügen über Informationen, die sie erst mit Hilfe der Berufserfahrung einer Geologin einordnen können. Verbindungsstück zwischen den zu lösenden Rätseln scheint die Trommel zu sein, deren Geschichte bis zu Ereignissen des Jahres 1939 zurückreicht. Nago muss sich nun notgedrungen die Legenden seines betagten Onkels anhören, wenn er mit seinem Fall vorankommen will.


    Nach einem sehr gemächlichen Einstieg hat mich Trucs sorgfältig recherchierter Ethnokrimi doch unerwartet gefesselt. Der französische Journalist mit Wohnort Stockholm verknüpft seine Handlungsfäden aus Vergangenheit und Gegenwart zu einer schlüssigen Lösung und beeindruckt mit seiner Einfühlung in die einzelnen Familienschicksale. Unbedingte Empfehlung für Nordlichtliebhaber, die auch anstrengende Eigenheiten von Geologen tolerieren können.


    9 von 10 Punkten

  • Ich wollte "40 Tage Nacht" gern lesen, weil ich bislang so gut wie nichts über das Volk der Samen wusste (von ein paar Fernseh-Dokus mal abgesehen) und gern mehr darüber erfahren wollte. Das ist mit diesem Buch auch gelungen, aber wer sich einen spannenden Krimi erhofft, der wird mMn enttäuscht werden. Zwar geht es spannend los, als die Trommel gestohlen wird und am gleichen Tag auch noch ein samischer Rentierzüchter ermordet wird, aber dann geht der Krimihandlung ganz schnell die Luft aus, ehe es auf den letzten Seiten des Buches doch noch zu einer Art Showdown kommt. Das Ende hat mir nochmal gut gefallen, aber zwischendrin war ich mehrmals kurz davor, das Buch zuzuklappen und weiterzuschicken...


    Wenn man den Krimi-Aspekt aber außer Acht lässt, hat man ein Buch, in dem man sehr viel über die Samen erfährt, ihre Kultur und Geschichte, ihre heutigen Probleme, die Konflikte mit den nicht-samischen Volksgruppen etc. Ebenso erfährt man viel über die "Rentierpolizei", deren Arbeitsweise und Probleme in der Zusammenarbeit mit der "normalen" Polizei.
    Olivier Truc schreibt sehr anschaulich und irgendwie hat er es dann doch geschafft, dass ich bei der Stange geblieben bin und wirklich alle knapp 500 Seiten gelesen habe!


    Der deutsche Buchtitel ist meines Erachtens etwas irreführend, denn als die Geschichte beginnt, sind die 40 Tage Nacht gerade zu Ende und die Sonne zeigt sich zum ersten Mal nach dem Polarwinter wieder. Die Angaben von Sonnenauf- und -untergang zu Beginn jeden neuen Tages fand ich sehr hilfreich, weil sie einem immer wieder bewusst machen, wie kurz die "Tage" für die handelnden Personen eigentlich sind und wieviel sich dort in der Dunkelheit abspielt.


    Man braucht schon ein bisschen Durchhaltevermögen für das Buch und Interesse für die Bewohner Lapplands, wenn man "40 Tage Nacht" etwas abgewinnen will - ich schwanke zwischen 6 und 7 Eulenpunkten!


    LG, Bella

  • Ich bin noch mittendrin und erstaunt über die unterschiedlichen Meinungen.


    Denn ich finde das Buch ungemein spannend.


    Auch die Thematik, das Recht der Samen ihre Art zu leben, der Ausflug in die Geschichte und die Diskriminierung mit der dieses Volk noch immer leben muss beeindrucken mich sehr. Ich finde, der Autor bekommt das Gleichgewicht zwischen Kriminalgeschichte und der Schilderung des gesellschaftlichen Miteinander aber auch die wirtschaftlichen Interessen und Machenschaften einzelner Gruppen bzw. der Ausgrenzung bestimmter Minderheiten, in dem Fall die Samen, sehr gut hin.


    Wie gesagt, ich lese noch, aber 8 Punkte wird das Buch sicher erhalten.

  • So, meine gute Meinung zu dem Buch hat sich bis zum Schluss gehalten.


    Als Klemet und Nina von der Rentierpolizei bei der Leiterin des Nordischen Geologischen Instituts Eva Nilsdotter zu den Besonderheiten der geologischen Beschaffenheit dreier bestimmter Gebiete ermitteln musste ich seitenlang lachen. Diese Frau ist dermaßen gut beschrieben und ihre Art kommt so wunderbar rüber, dass ich sie bildlich vor mir sah.


    Das schaffte Truc allerdings auch mit seiner Schilderung des Lebens der hier vorkommenden Sami, allen voran Aslak, den mit Klemet Nago von der Rentierpolizei ein besonderes Erlebnis verbindet, oder der Gumpi, den sich Klemet in seinem Vorgarten aufgebaut hat.


    Faszinierend, die Landschaftsbeschreibungen, die dort herrschende Kälte, minus vierzig Grad, einmal stand dort, es war warm geworden, die Temperatur war auf minus 17 Grad gestiegen. Ha, gut, dass es bei uns gerade so sonnig war. Im Winter hätte ich bei den Schilderungen sicher gefroren.


    Der Kriminalfall erstreckt sich zurück bis ins 17. Jahrhundert, der Prolog erzählt praktisch die Ursache des jetzt zu ermittelnden Falles. Dass die Polizei nicht nur ermittelt sondern sich mit schuldig macht und die Untersuchungen hintertreibt macht es den beiden sehr sympathischen Ermittlern nicht gerade leicht. Zeitweise sind sie von dem Fall abgezogen kommen aber Puzzleteil um Puzzleteil zusammenfügend der Lösung doch nahe.
    In einem gnadenlosen Showdown laufen dann alle Fäden zusammen und der Täter erlebt sein wohlverdientes Ende.


    Erschütternd glaubhaft beschrieben sind die Methoden der Bergbaugesellschaften und ihrer Handlanger denen es nur um die in Lappland reich vorhandenen Bodenschätze geht ohne an die Auswirkungen für die Bevölkerung zu denken. Die Diskriminierung der Samen, die auch wenn sie in ihrer Tradition leben belächelt wenn sie angepasst sind nicht für voll genommen werden ist eine weiterer Punkt der in diesem spannenden Wirtschaftsthriller mit einfließt.


    Vermisst habe ich nur eine Karte, denn die Strecken, die hier mit dem Schneemobil zurückgelegt werden und die verschiedenen Orte an denen ermittelt wird, könnte man so leichter verfolgen.
    Unbedingte Leseempfehlung wer intelligente Krimis liebt und auch Land und Leuten etwas abgewinnen kann.


    10 Punkte für das Buch 0.5 Punkte Abzug wegen der Karte

  • Das hab ich auch bella aber das ging dann immer erst später, nicht wenn sie gerade unterwegs nach Kiruna oder zu Mattis Gumpi oder sonst wohin waren. So ein kurzer Blick in die Umschlagseite hätte da oft genügt.


    Aber das ändert für mich nichts an diesem rundum gelungenen Buch.

  • Noch ne Anmerkung: Ich finde den Originaltitel: "La dernier Lapon" einfach zutreffender als "40 Tage Nacht", warum die Verlage immer so seltsame Titel für die deutsche Ausgabe aussuchen bleibt mir ein Rätsel.

  • Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche Skandinavienkrimis aus Norwegen, Schweden und Island gelesen, keiner davon ist aber vergleichbar mit "40 Tage Nacht" von Olivier Truc, und das liegt nicht alleine daran, dass der Autor überraschenderweise Franzose ist. Das Setting ist in Lappland und damit grenzübergreifend in Norwegen, Schweden und Finnland angesiedelt.


    Im Laufe der Handlung bekommt man einen Einblick in die Lebensbedingung des letzten indigenen Volkes in Europa, der Samen. Die Ausbeutung dieser Menschen in der Vergangenheit, aber auch der noch heute herrschende Rassismus ist das zentrale Thema des Romans. Bislang hatte ich die Skandinavier aufgrund meiner Erfahrungen als Touristin durch die rosa Brille gesehen, muss mein positives Bild nun aber an manchen Punkten in Frage stellen.


    Oliver Truc spannt einen weiten Bogen von der Vergangenheit bis in die Jetztzeit und verknüpft auf raffinierte Art und Weise die Geschichte der Samen mit seinem heutigen fiktiven Fall. Die zeitliche Verortung der Vorgänge hat bei mir zugegebenermaßen nicht immer funktioniert, aber rückblickend betrachtet ist die Geschichte logisch und schlüssig aufgebaut.


    Die Handlung lädt zum Spekulieren ein und dieser Einladung bin ich gerne gefolgt, wenn ich auch nicht immer richtig lag. Leider lässt der Autor seine LeserInnen gegen Ende ein wenig am langen Arm verhungern; so sorgfältig und ausführlich er das ganze Konstrukt seiner Geschichte aufgebaut hat, so schnell geht es am Ende und einiges musste ich mir dann doch selbst zusammenreimen, auch blieben einige Fragen offen.


    Die beiden Hauptfiguren sind Mitglieder der Rentierpolizei, von deren Existenz ich bisher nichts wusste. Umso interessanter fand ich das Thema; die Belange der Rentierzüchter, ihr hartes und entbehrungsreiches Leben im Dienste ihrer Tiere, die ständige Suche nach Weidegründen, die lange Polarnacht, in der für 40 Tage lang keine Sonne scheint... eine faszinierende, aber auch unerbittliche Welt.


    Klemet und Nina fand ich als Ermittlerpaar außergewöhnlich und wunderbar gezeichnet; ein kontrastreiches Kollegenteam, deren Konflikte im kleinen den Konflikt im großen widerspiegeln. Klemet ist Sami und norwegischer Polizist, was natürlich im Widerspruch steht und ihn während seiner Ermittlungen immer wieder in Schwierigkeiten bringt, nicht zuletzt mit den eigenen Kollegen, die ihn als Quotensami sehen und ihm seine Andersartigkeit spüren lassen; aber auch die Sami begegnen ihm mit Misstrauen, so dass er ständig zwischen den Stühlen sitzt.


    Nina dagegen kommt frisch von der Polizeischule; sie ist unbefangen, spontan und intuitiv. Wo Klemet zögert und grübelt, wird sie aktiv und übernimmt auch Verantwortung. Durch ihre Unbedarftheit stellt sie genau die Fragen, die ich als Leserin auch gestellt hätte und übernimmt somit eine wichtige Rolle im Aufbau der Geschichte. Ganz toll fand ich es zu lesen, wie die beiden im Laufe der Handlung zu einem Team zusammen wachsen und vor allem durch ihre Eigeninitiative den Fall aufklären. Das fand ich so erfrischend im Vergleich zu den oft klischeehaften, depressiven und alkoholsüchtigen Ermittlern in skandinavischen Krimis; hier unterscheidet sich der Roman deutlich zu anderen des Genres.


    Die Bösewichte sind zahlreich und in ihren Facetten ebenfalls sehr interessant gezeichnet; besonders hervorheben möchte ich einen französischen Geologen, der in Sachen Prospektion in den Bergen Lapplands unterwegs ist und nicht nur für die Sami das Böse verkörpert; aber auch die Politiker und Angehörige der Polizei zeichnen ein düsteres Bild. Erfrischend dagegen halten einige wenige Originale, wie zum Beispiel eine schwedische Geologin, die mit spannenden Informationen zum Thema Bodenschätze aufwartet und Klemets Onkel, der uns in die Kunst des Joikens einführt, aber auch ein samischer Trommelexperte, der leider erst sehr spät auftaucht und die mystische Symbolik samischer Trommeln im allgemeinen und im besonderen erläutert.


    Der Sprachstil von Olivier Truc gefiel mir ebenfalls sehr gut; er ist nordisch-zurückhaltend und griffig, wenn es um die Fakten geht. Umso mehr stechen die Passagen heraus, in denen es um Landschaften und Naturphänomene geht, wie zum Beispiel die Beschreibung der Nordlichter, die zurückkehrende Sonne und das Wesen der Rentiere. Denn hier wechselt Truc zu einem poetischen, eindringlichen Stil, der eine große Liebe zum Land und seiner Natur verrät. Diese Szenen gingen mir unter die Haut und versetzten mich in eine mystische Polarwelt.


    Insgesamt hat mich der Roman trotz einiger kleiner Kritikpunkte voll überzeugt und ich würde mich sehr freuen, weitere Fälle mit Klemet und Nina aus Lappland zu lesen.

  • Übrigens, in der Sache mit der Karte stimme ich euch vollkommen zu - ich hab mir während der Lektüre etliche Male eine Karte von Lappland im Internet angesehen, damit ich mir ein Bild von den Entfernungen machen konnte. Das wäre im Buch auch noch eine gute Ergänzung gewesen.

  • Das freut mich.


    Le printemps dans le Grand Nord, une lumière qui obsède, une ombre qui ne vous lâche plus. À Hammerfest, petite ville de l'extrême nord de la Laponie, au bord de la mer de Barents, le futur Dubai de l'Arctique, tout serait parfait s'il n'y avait pas quelques éleveurs de rennes et la transhumance... Là, autour du détroit du Loup, des drames se nouent. Alors que des rennes traversent le détroit à la nage, un incident coûte la vie à un jeune éleveur. Peu après, le maire de Hammerfest est retrouvé mort près d'un rocher sacré. Et les morts étranges se succèdent.
    En ville les héros sont les plongeurs de l'industrie pétrolière, trompe-la-mort et flambeurs, en particulier le jeune Nils Sormi, d'origine sami.
    Klemet et Nina mènent l'enquête pour la police des rennes. Mais pour Nina une autre quête se joue, plus intime, plus dramatique. Elle l'entraîne à la recherche de ce père disparu dans son enfance. Une histoire sombre va émerger, dévoilant les contours d'une vengeance tissée au nom d'un code d'honneur implacable.
    Après Le Dernier Lapon qui mettait pour la première fois en scène la police des rennes, Le Détroit du Loup, deuxième roman d'Olivier Truc, confirme ses talents de raconteur d'histoires et sa capacité à nous emmener sur des terrains insoupçonnés.

  • Wunderbar, das scheint ja wieder spannend zu werden und für Nina sehr persönlich.


    Aber im Original lese ich lieber nicht, dazu ist mein französisch zu löcherig. ;-)

  • Zum Inhalt wurde schon alles gesagt, deshalb hier meine persönliche Meinung:


    Den Titel fand ich jetzt nicht so überzeugend, denn das Buch beginnt nach dem 40 Tagen Nacht. Allerdings die Beschreibung des Moments der aufgehenden Sonne hat bei mir die Gänsehaut aufstehen lassen - sehr bewegend dieses Bild, das ich dabei vor Augen hatte. Wie einigen anderen auch, hätte eine Karte mir gut gefallen.


    Der Sprachstil ließ sich gut und flüssig lesen. Das Faszinierende an dem Buch war für mir die Beschreibung der Samen. Ich lese sehr gerne nordische Krimis und daher wußte ich schon einiges, aber eine derart genaue Beschreibung ihrer Kultur, ihres Lebens und ihrer Arbeit habe ich noch nicht erlebt. Ich konnte richtig eintauchen.


    Die Krimihandlung war teils sehr langatmig und nahm erst auf den letzten 50 Seiten Fahrt auf, dafür aber richtig! Mit dem Ende war ich sehr zufrieden.


    Von mir eine Leseempfehlung und zufriedene 8 Eulenpunkte

  • Ich fand gerade dieses langsame hineinfinden in den Fall so spannend. Das kam für mich richtig real rüber, denn was dann dahinter steckt entwickelt ja Dimensionen, die keiner vorher geahnt hat. Von daher passt das wunderbar, dass die Ermittlungen eher langsam vorangehen.

  • Ich empfand diese Langatmigkeit auch nicht als Nachteil und hatte es nur bemerkt, um Leser, die Tempo lieben darauf einzustellen.


    Aber wie gesagt, ich fand das Drumherum einfach toll und auch bewegend. Die Atmosphäre war so greifbar und als Leser konnte man es gut miterleben.

  • Endlich – nach 40 Tagen ohne Tageslicht geht am 11. Januar die Sonne in Kautokeino, in Lappland, wieder auf.
    In der Nacht zuvor wird eine wertvolle, traditionelle samische Trommel gestohlen. Es ist die erste Trommel, die wieder dauerhaft in Lappland verbleiben sollte.
    Kurz darauf wird ein Rentierhüter brutal ermordet. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen? Klemet Nango, samischer Kommissar der Rentierpolizei, und seine junge Kollegin Nina werden zu den Ermittlungen hinzugezogen.


    Obwohl die Handlung dieses Buches Hand und Fuß hat und logisch ist, bin ich nur mäßig begeistert.
    Der Fokus dieses Thrillers liegt eindeutig auf der Geschichte Lapplands, seiner Urbevölkerung den Sami, und den Bodenschätzen dieses Landes. Die Historie und die Einblicke in die Traditionen der Sami sind auch nicht uninteressant, allerdings bleibt dabei die eigentliche Thrillerhandlung in weiten Teilen auf der Strecke. Die, für meinen Geschmack teils endlosen geologischen Abhandlungen, tragen auch nicht unbedingt zum Spannungsaufbau bei.


    Durch den sachlichen Schreibstil wirkten die Personen auf mich recht farblos, weder Klemet Nango, noch Nina oder die Nebendarsteller konnte ich mir bildhaft vorstellen. Zugegebenermaßen tritt durch eben diesen sachlichen Schreibstil, die Atmosphäre der kargen Winterlandschaft erst so richtig zutage. Dazu passte es also, dennoch mag ich diese Schreibweise bei einem Thriller überhaupt nicht.


    „40 Tage Nacht“ ist ein zwar nicht gänzlich unspannendes Buch, das es aber nicht geschafft hat mich neugierig auf eine Fortsetzung werden zu lassen.


    5 Punkte

  • Ich wusste ja dank eurer Rezensionen ein wenig worauf ich mich einlasse in Sachen Tempo und eben "nicht richtig Thriller"...


    Aber am Anfang war ich bei den ersten 50 Seiten auch versucht das Buch abzubrechen, muss ich zugeben, aber ich bin froh, dass ich es nicht getan habe, weil ab Seite 100 flogen die Seiten nur noch so durch meine Finger.


    Nina und Klemet blieben für mich auch eher farblos, sie bekamen ihre Charakterzüge für mich so richtig nur durch Interaktion mit anderen und waren dabei sehr interessant. Allerdings gab es einen Charakter, der mich sofort in einen Bann gezogen hat und das war Aslak. :-] Einige Nebenrollen fand ich auch interessant, Berit beispielsweise oder auch die kurzen Szenen mit Mads und seiner Tochter Sofia oder auch Aila.


    Am Anfang fühlte ich mich von den vielen Namen etwas überfordert, man lernt ja fast jeden da etwas kennen, aber am Ende war es dann auch sehr klar.


    Die historischen Aspekte verknüpft dann mit Landschaft und Sami damals/heute fand ich sehr interessant und da hatte ich dank euren Rezis eben schon eine langsame detailverliebtere Ausführung erwartet. Fand es in diesem Aspekt in Richtung der Sozialentwicklungsstudie sehr interessant, langatmig fand ich die geologischen Szenen mit Racagnal aber auch ein wenig...


    Kann mich den Worten von Richie ein wenig anschließen:

    Zitat

    Das Faszinierende an dem Buch war für mir die Beschreibung der Samen. Ich lese sehr gerne nordische Krimis und daher wußte ich schon einiges, aber eine derart genaue Beschreibung ihrer Kultur, ihres Lebens und ihrer Arbeit habe ich noch nicht erlebt.


    Ging mir da mit der Geografie auch so, mir war der Eisenerzhintergrund von Kiruna bekannt, aber was für Bodenschätze da alls versteckt sind, wusste ich dann auch nicht und das war eine interessante Leseerfahrung für mich.


    9 Punkte,