Broschiert: 304 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
erschienen am 2. März 2015
zum Autor: (Quelle Randomhouse)
Jens Westerbeck wurde 1977 in Bünde, Ostwestfalen geboren. Nach seiner Ausbildung zum Kaufmann machte er sich 2000 als Unternehmer selbstständig und arbeitete von 2005 bis 2010 als Yachtbroker. Seit 2010 ist er freier Autor (u.a. für Atze Schröder) und Schriftsteller. »Boatpeople« war sein erster Roman.
zum Inhalt:
Die Aftershowparty ist das wichtigste an der ganzen Sendung. Das wissen alle. Bis es dazu kommt, ist allerdings eine Menge zu tun. John-Bob Corner war bisher britischer Korrespondent und häufig Talkshowgast. Seine unkonventionelle und ehrliche Art, die sich nur ein Ausländer im Deutschen Fernsehen leisten kann, brachte ihm Erfolg, den er vor allem mit seiner Villa im Grunewald zur Schau stellt. Nun soll er eine eigene Talkshow erhalten, die zudem noch die wichtigste im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist.
Manfred Dörner, genannt Story, ist Journalist bei Blatt, der größten Tageszeitung Deutschlands. Sie ist alles, nur nicht unabhängig oder gar unpolitisch. Verlebt, kaputt und skrupellos ist er stets auf der Suche nach der großen Story. Durch Tricks hat er es bis zum Klatschexperten geschafft. Er wühlt sich durch den Dreck, der vorher sorgfältig unter rote Teppiche gekehrt wurde und weiß, dass man als Reporter so gut ist, wie seine letzte Geschichte.
Franziska Steil ist nach dem Tod ihrer Eltern der Vorstand des Blatts. Ihr Büro befindet sich in der 35. Etage am Potsdamer Platz. Sie ist unberechenbar, unkonventionell und kaltschnäuzig. Lediglich ihr Hund Benno nimmt an ihrem Privatleben teil, wobei sie sich nicht einmal die Zeit nimmt, mit ihm selbst Gassi zu gehen.
meine Meinung:
Jens Westerbeck zeigt in seinem Roman erneut, dass er nicht nur kurze Texte für Magazine und Gags für Serien schreiben kann. Seine Erfahrung in der Fernsehbranche ist so umfangreich, dass er einen wunderbar leicht zu lesenden und dabei unterhalten Einblick gibt. Als Zuschauer sieht man gewöhnlich nur das Resultat einer Produktion oder sitzt höchstens mal als Gast mit im Studio. Dass selbst da die Sitzordnung nicht zufällig ist, ahnte man schon. Wieviel Planung von der Idee bis zur Ausstrahlung steckt, kann man nun nachlesen. Diese geplanten Schritte lassen natürlich immer auch die Möglichkeit, Überraschendes einzubauen. Die hier auftretenden Figuren haben alle eine Aufgabe, die präzise umgesetzt werden muss. Nicht nur minuziös, sondern auf die Sekunde genau muss der Plan eingehalten werden. Da bleibt eigentlich nur dieser eine Moment, in dem die Bluthunde den neuen Moderator bloßstellen können. Oder ist das Material doch für andere Zwecke brauchbarer?
Die Authentizität der gnadenlosen Schilderungen der Branche kann ich nicht beurteilen. Als Leser und Fernsehzuschauer schienen die Verstrickungen schon sehr skurril, um ausgedacht zu sein. Von daher habe ich mich eher mitreißen lassen, der temporeichen Handlung zu folgen. Der Moderator ließ sowohl bewundernde Blicke als auch eine gewisse Empathie zu. Auch die Jagd des alternden Journalisten war so komplex dargestellt, dass man sogar Verständnis für sein skrupelloses Verhalten entwickeln konnte. Selbst für die durchgestylte und unsympathisch wirkende Verlagserbin wünscht man sich ein paar schönere Momente in ihrem Leben. Dabei hat das Buch gerade mal 300 Seiten und erklärt eher zwischen den Zeilen. Vielfach überrascht auch die Sprache, wenn aus bekannten Werbeslogans plötzlich eine ganz andere als erwartete Pointe entsteht. Der Humor zeichnet sich vor allem durch die überspitzten Figuren und Szenen ab. Manche Lacher sind nur auf dem ersten Blick , gerade wenn man sich dem manipulativen Zusammenspiel zwischen Medien und Politik verdeutlicht. Wer sich auf das Geschehen einlassen kann, bekommt einige Stunden Lesespaß. (7 von 10 Punkten)