Unexpected Magic ist eine Sammlung von fünfzehn Erzählungen und einem Kurzroman, die zwischen 1978 und 2003 in Anthologien und Zeitschriften erschienen. Die Geschichten sind für ein junges Publikum geschrieben, bieten aber auch erwachsenen LeserInnen von Fantasy viel Vergnügliches.
Das Thema einer unerwarteten magischen Veränderung der gegebenen Welt spielt in jeder Geschichte eine große Rolle, die Vielfalt, die sich beim Spielen mit dem Motiv über Jahre, die ja auch eine Entwicklung im Schreiben widerspiegeln, ergibt, erweist sich am Ende ihrerseits als überraschender Zauber.
Der Band beginnt mit einer autobiografischen Geschichte mitten im Alltag der Autorin als Neunjährige. Die Magie, die hier am Ende wirkt, ist nichts als ein Zusammentreffen von kindlicher Entschlossenheit und den Überzeugungen Erwachsener in der recht konservativen Welt 1944. Die Neunjährige möchte mit ihrer Freundin spielen, wird aber zum Hüten ganz kleiner Kinder verdonnert. Sie tut das, auf ihre eigene Art. Das Ergebnis hätte keine Zauberin mit ihrem Stab besser wirken können. Nie mehr muß die Kleine Kinder hüten. Dabei ist gar nichts passiert! (The Girl Jones)
Nad and Dan adn Quaffy und Enna Hittins erzählen davon, was geschieht, wenn erdachte Figuren lebendig werden. In der ersten Geschichte muß sich eine Science Fiction-Autorin mit ihrem Alter Ego am Kommandopult eines Raumschiffs und einer geplanten Rebellion herumschlagen, wobei Kaffeegenuß eine gewaltige Rolle spielt. Das ist eine schöne Spielerei, zugleich ein wenig nostalgisch, denn die Autorin der Geschichte kämpft mit den Tücken des neu aufgetauchten PCs samt Schreibprogramm. Man erkennt alles wieder und liest es doch gern, es ist mit viel Witz und Selbstironie präsentiert, die auch 25 Jahre danach noch wirken.
Die zweite Geschichte richtet sich eher an ein kindliches Publikum. Ein Mumpskrankes Mädchen erfindet eine Heldin, die die Welt mit dem Schwert erobert. Obwohl die ausgedachte Heldin kaum handgroß ist, wird die Lage sehr gefährlich, als sie plötzlich leibhaftig im Zimmer steht, um die böse Riesin zu töten. Es fließt Blut!
Es gibt absurde Geschichten, die ein oder andere schwächere, eine wunderschöne traurige Märchengeschichte, The Girl Who Loved The Sun, verschmitzte, in denen sich Jones auch über das Genre lustig macht, gruselige und Science Fiction Geschichten mit Robotern, Raumschiffen und Hexerei. Hervorzuheben sind zwei Erzählungen, in denen Katzen von ihren Erlebnissen berichten. In der einen, What the Cat told Me, siegt die wahre Liebe ganz knapp über einen bösen Zauberer, in der zweiten, Little Dot, muß sich ein schüchterner Zauberer mit einem Ungeheuer auseinandersetzen. Gut, daß es Little Dot gibt, die winzige Katze, die mit dem Hühnerhaus durch die Gegend fahren kann und mit ihren Heldinnentaten auch dem Zauberer klarmacht, wer in seinem Haushalt das Sagen hat. Die Geschichte ist zudem voller Porträts anderer Katzenpersönlichkeiten, unwiderstehlich für die, die Katzen mögen.
Der Kurzroman, Everards Ride, entstand in den späten 1960er Jahren und das merkt man ihm an. Er erinnert ein wenig an alte englische Kinder-Abenteuerfilme aus jener Zeit, gemischt mit einem Schuß Edith Nesbit. Die Handlung ist rückversetzt ins viktorianische England und in eine magische Parallelwelt, wobei eine gefährliche Marschenlandschaft die Grenze zwischen den Welten bildet. Es ist eine Geschwistergeschichte, eine Freundschaftsgeschichte, es geht um sozialen Aufstieg, ungerechte Väter und natürlich um Liebe. Das liest sich schön, recht spannend und enthält einiges an Situationskomik und traditioneller Lebensweisheit, wie man es eben erwarten kann bei einer etwas altmodischen Geschichte.
Schöne Zusammenstellung und voller Überraschungen für die LeserInnen.