Nachdem mir „Todesfrist“ so gut gefallen hat, war für mich klar, dass ich auch die Fortsetzung „Todesurteil“ lesen muss. Wie bei allen Fortsetzungen ist die Erwartungshaltung gegenüber dem zweiten Teil natürlich sehr hoch und oft bin ich mir selbst nicht sicher, wie ich mit dem neuen Roman umgehen soll. Reicht es mir, wenn der Autor das Niveau des Vorgängers hält oder will ich mehr, auch wenn ich weiß, dass der Vorgänger schon auf einem hohen Niveau geschrieben wurde? Okay, eigentlich sollte ich mir vorab nicht so viele Gedanken machen, sondern einfach anfangen zu lesen. Also los geht’s!
Genau wie „Todesfrist“ beginnt auch die Fortsetzung mit viel Drama und der Leser ist direkt in der Geschichte gefangen. Erwartungsgemäß gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit Maarten S. Sneijder sondern auch mit Sabine Nemez, deren Traum endlich wahr wird: sie darf nun beim BKA studieren. Diese Versetzung hat sie natürlich Maarten zu verdanken und daher ist auch klar, dass sie seine Kurse belegt. Dort müssen sich Sabine und ihre Kommilitonen Gedanken über alte, ungelöste Mordfälle machen. Dies scheint auf den ersten Blick nicht so spannend zu sein wie die Ereignisse, die parallel in Österreich spielen. Die Wiener Staatsanwältin Melanie Dietz übernimmt den Fall des jahrelang verschwundenen Mädchens Clara, der Tochter ihrer früheren besten Freundin. Das Mädchen konnte ihrem Entführer entfliehen und wird von einem Pärchen aufgefunden. Clara muss nun mit einem riesiges Tattoo auf ihrem Rücken leben, das eines der Höllen-Tore aus Dantes Inferno zeigt, und schon bald entdecken die Ermittler in der Nähe der Stelle, wo Clara ihre Helfer traf, die Leiche eines ebenfalls vermissten Mädchens, dem die Haut vom Rücken entfernt wurde. Hatte das Mädchen ebenfalls ein Tattoo?
Die erste Frage, die sich bei Fortsetzungen stellt, ist: muss ich den ersten Teil kennen oder komme ich auch so klar? Da ich den ersten Teil kenne, kann ich das natürlich schwerer einschätzen. Aber ich hatte den Eindruck, dass man der Handlung sehr gut folgen konnte, auch wenn man „Todesfrist“ nicht kennt. Andreas Gruber hat immer wieder Hinweise einfließen lassen, die den Leser mit dem notwendigen Wissen über das bisherige Geschehen versorgen. In der Leserunde, an der ich teilnahm, gab es auch einige Personen, die den ersten Teil nicht kannten, und diese meinten, dass sie gut klargekommen wären.
Wie oben schon erwähnt, ist man direkt in der Geschichte gefangen und kann das Buch fast gar nicht mehr zur Seite legen. Da ich diesen Roman in einer Leserunde gelesen habe, musste ich am Ende der einzelnen Abschnitte den eReader zur Seite legen. Aber es ist mir definitiv nicht leichtgefallen. Aufgrund dieser Zwangspausen bin ich dann auch nicht so durch die Geschichte gerast, wie ich es ohne die Leserunde getan hätte. „Todesurteil“ braucht sich auf keinen Fall hinter seinem Vorgänger zu verstecken. Auch wenn auf den ersten Blick Sabines Studium langweilig erscheint, kann man sich denken, dass dies natürlich nicht der Fall ist. Mehr schreibe ich dazu jetzt nicht, damit ich keine Handlungselemente verrate. Der Leser erfährt mehr in diesem Buch über Maarten S. Sneijder, was ich sehr toll finde. Auf diese Weise ist nicht nur die Geschichte interessant sondern man lernt auch die Figuren besser kennen. Wie in jedem Thriller gibt es natürlich auch hier Leichen und Tatorte. Daher kommt an dieser Stelle der schon fast obligatorische Hinweis an die Personen mit einem schwachen Magen, dass die Beschreibung von Beidem hier sehr detailliert ist. Also bitte auf viel Blut und makabre Szenen einstellen.
Fazit:
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Dieses Buch braucht sich definitiv nicht vor „Todesfrist“ zu verstecken. Wer also einen spannenden Thriller sucht, dem kann ich „Todesurteil“ nur ans Herz legen. Falls jemand „Todesfrist“ noch nicht kennt, ist das kein Problem. Die Hintergründe der Figuren sind auch so zu verstehen. Aber da wir gerade bei Empfehlungen sind, kann ich auch „Todesfrist“ auch nur empfehlen.
Von mir gibt es 10 Eulenpunkte.