Lesung: Wir letzten Kinder Ostpreußens (22.02.2015)

  • Zeugen einer vergessenen Generation


    Veranstaltung mit der Autorin Freya Klier
    im Rahmen der Reihe "Dialog im Klosterle"


    Kurzbeschreibung:
    Sieben Kinder - sieben Schicksale. In ihrem bewegenden und aufwühlenden Buch zeichnet Freya Klier Flucht und Vertreibung von sieben Kindern aus Ostpreußen nach. Nach Jahrzehnten des Schweigens erhalten sie endlich die Gelegenheit, ihre Kindheitsgeschichte zu erzählen, beginnend mit dem Sommer 1944 bis hinein in unsere Gegenwart. Aus der Komposition der Stimmen erwächst ein so noch nie zu lesendes Panorama der letzten Kriegsmonate. Ein ergreifendes Zeugnis und Buch für eine ganze Generation - und deren Nachkommen!


    Über die Autorin:
    Freya Klier, geb. 1950 in Dresden, ist Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin. 1968 wurde sie wegen versuchter „Republikflucht" zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach vorzeitiger Entlassung und Arbeit als Theaterregisseurin war Klier 1980 Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung. 1988 wurde sie zusammen mit anderen Bürgerrechtlern verhaftet und unfreiwillig ausgebürgert. Freya Klier hat zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten, u.a. 2012 das Bundesverdienstkreuz.


    Mein Eindruck:
    Heute war eine Lesung und Diskussion mit der Bürgerrechtlerin Freya Klier:


    "Wir letzten Kinder Ostpreußens". Zeugen einer vergessenen Generation. Vortrag von Freya Klier, Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin, im Rahmen der Reihe "Dialog im Klosterle"


    Freya Klier hat intensiv recherchiert und Zeitzeugen interviewt. Ihr Buch stellt das Schicksal von 7 Menschen dar, die 1945 Kinder waren, als sie aus Ostpreußen vertrieben wurde.


    Freya Klier las ca. 50 Minuten vor mehr als 2 Dutzend Interessierter.
    Sie wählte die Schilderungen eines damals 8jährigen Mädchen aus: Doris Mayer.
    Erzählt wird vom Zeitpunkt der Ankunft der Russen in Königsburg bis fast in die Gegenwart.
    1945 sah das Mädchen zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter schlimmes: Erschießungen, Vergewaltigungen, viele Tote, Panzer, die über Menschen fuhren, Hunger, Zwangsarbeit und Elend.
    Die Rache der Russen an die Zivilisten, (vor allen Frauen, Alte und Kinder) war grausam.


    Zwischendurch sprach Frau Klier auch noch von den russischen Soldatinnen, Frauen, die sich den Partisanen anschlossen und ihre Rolle.
    Kurz wurde auch noch das Schicksal eines Mädchens angesprochen, die von einer Frau aus Estland aufgenommen wurde.


    Die Summer der Schilderungen ergab ein dichtes Bild, was damals passierte. Dadurch, dass es Zeitzeuginnen-Berichte waren, wurde es sehr authentisch.
    Doris Mayer lebte später in der DDR.


    Nach der Lesung kam es wirklich zum Dialog zwischen den Anwesenden, die teilweise auch vergleichbare Geschichten berichten konnten.
    Freya Klier ist offen und kommunikativ. Lange war das Thema des Leids der Vertriebenen in der Gesellschaft wie ein Tabu. Sie macht deutlich, dass es jetzt an der Zeit ist, mit den Zeitzeugen zu sprechen, bevor es zu spät ist.
    Eine interessante Veranstaltung, emotional und berührend!