Titel: Knoi
Autor: David Schalko
Verlag: Jung und Jung
Erschienen: Juli 2013
Seitenzahl: 270
ISBN-10: 3990270451
ISBN-13: 978-3990270455
Preis: 22.00 EUR
270 Seiten hat dieses Buch. Und als ich die letzte Seite gelesen hatte, da stellte ich mich vor den Spiegel – ich brauchte jemand der mir zuhört – und sagte dann zu meinem Spiegelbild:
„Was nehme ich mit aus diesem Buch?“
„Warum habe ich mir das Buch überhaupt gekauft?“
„Ein Fehlkauf? Der berühmte Griff ins Klo?“
Meine Spiegelbild war sich entweder zu fein zum antworten oder – was wahrscheinlicher ist – wusste es (das Spiegelbild) keine Antworten auf meine Fragen.
Wie dem auch sei – es war ein Buch, welches mich ziemlich ratlos zurückgelassen hat. Die Geschichte ist spießig durchgeknallt, alle handelnden Personen haben mehr oder weniger eine rasierte Fontanelle oder etwas vulgär ausgedrückt: Ziemlich einen an der Waffel. Sie handeln gegen den Uhrzeigersinn und ignorieren die Erdkrümmung.
Abgehoben, bescheuert, Selbstreflektionen der dritten Art.
Dabei hatte doch der Klappentext versucht, die Handlung dieses Romans dem Leser – natürlich auch der Leserin – ein wenig näher zu bringen.
Kollege Klappentext meint (keine Ahnung ob er das auch ernst meinte):
„Also: Jakob liebt Rita, bis er sie nicht mehr liebt. Er trifft Jennifer und beginnt ein Verhältnis, nicht aus Liebe. Von Jennifer wissen wir es nicht, und bevor wir es erfahren, passiert dieser Unfall. Jennifer wird nie wieder gehen können, und Jakob bleibt, weil ihn die Schuld dazu zwingt, und will einen Reiseführer für Rollstuhlfahrer schreiben. Rita liebt Jakob noch immer, ist aber mit Lutz zusammen, der ein Verhältnis mit Jennifer beginnt. Lutz kann nur, wenn die Frauen nicht bei Bewusstsein sind, und er hat Mittel, denn Lutz ist Zahnarzt. Und Jennifer ist gelähmt, das ist praktisch. Doch dann wacht Jennifer gar nicht mehr auf, ein Sexunfall, und Lutz lässt sie verschwinden.“
Und wieder drängen sich weitere Fragen auf:
„Hatte der Autor überhaupt einen Plan?“
„Statt 270 Seiten hätte man den Klumpatsch nicht auch auf vielleicht nur 60 Seiten erzählen können?“
„Und – musste dieses Buch überhaupt geschrieben werden?“
Der Autor hat einen Schreibstil der dem Leser schon mal ziemlich auf den Senkel gehen kann. Da wird sich dann möglichst verschrobbelt und verdreht ausgedrückt – gerade auch dann, wenn mal ein klares Wort angebracht wäre. Vielleicht war es aber auch die Absicht des Romanschreibers hier alles möglichst in der Waage und im Dunkel zu halten? Wahrscheinlich wohl eher nicht. Denn dazu ist die Geschichte einfach zu simpel und zu durchschaubar.
Das Buch lässt mich ratlos zurück.
Auch wenn ich mitgenommen habe, dass alle Psychologen nur deshalb Psychologie studiert haben um sich selbst zu therapieren.
Ah ja.......
Im Umkehrschluß könnte man dazu vielleicht sagen: Autorinnen und Autoren schreiben, nicht weil sie es können und um Leserinnen und Leser etwas zu geben, nein, sie schreiben, um so mit ihren Problemen, eingebildet oder real, fertig zu werden.
Ich verkenne nicht das Bemühen des Sportskameraden Schalko hier einen auf geheimnisvoll und zu machen, ein Kryptomane, der das Handwerk allerdings nur mittelprächtig beherrscht. Aber Bemühen allein reicht nicht – ein wenig Können sollte dann auch schon dabei sein.
Es ist sicher kein schlechtes Buch und es wird sicher Leser geben, die diesen Roman als das Nonplusultra in unserem Sonnensystem ansehen, die diesen Roman ganz oben – wo auch immer – ansiedeln. Sollen sie. Mir hat das Buch schlichtweg nicht gefallen – vielleicht habe ich auch nichts begriffen; aber das ist mir irgendwie auch egal.
Nicht mein Ding, dieses „Knoi-Buch“.
Obwohl, dieser Satz in diesem Roman, der hat mir gefallen, der hat dafür gesorgt, dass ich aus diesem Buch doch etwas mitnehme:
„Aber schließlich war die Liebe keine exakte Wissenschaft, sondern eine Nahkampfdisziplin, in der es am Ende nur darum ging, wer als Letzter den Raum verließ.“
Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG konnte nicht allzuviel mit diesem Roman anfangen. Kai Sina schrieb dazu:
„Struktur und Aussage Fehlanzeige. Als Film kann man sich diesen Roman von David Schalko gut vorstellen, als Text hat er keine lange Halbwertszeit. Zu atemlos erzählt wird die Geschichte entpersonalisierter Geschlechterbeziehungen. Das Buch lebt vom schnellen Schnitt und vom Krimiappeal der Story, die ein "Sexunfall" krönt. Bizarr, grell, aber ohne intellektuelle Anforderung an den Leser.“
4 Eulenpunkte gibt es von mir für – leider – vergeudete Lesezeit. Immer unter dem Vorbehalt: Ich habe mal wieder nichts begriffen.