Stefanie Rapp: Die Gehilfin des Buchdruckers

  • Die Geschichte beginnt 1496 in Laubenheim in Deutschland, als die junge Liesbeth sich aus der Not heraus als Mann verkleidet, um bei ihrem Leibherrn den geforderten Frondienst ihres bereits verstorbenen Bruders zu verrichten. Sie möchte dessen Tod verheimlichen, um die Todfallabgaben zu umgehen und sich vor dem großen Hungern zu retten. Als ihre Tarnung auffliegt, kommt ihr ein Fremder zu Hilfe, den sie wenig später auf ihrem Nachbarhof wiedersieht und der sich ihr als Lucas Strom vorstellt. Obwohl Lucas eigentlich ein geächteter Mann ist und voller Geheimnisse steckt, verlieben sich Lucas und Liesbeth und heiraten.


    Dies sind nur die ersten Seiten der Geschichte. Das Buch erzählt die Geschichte von Lucas, Liesbeth und ihren Nachkommen bis ins Jahr 1526. Vor allem Lena, die Tochter der beiden, wird eine wichtige Hauptperson im Buch. Der Titel „Die Gehilfin des Buchdruckers“ weckt jedoch den Eindruck, dass es überwiegend um Lena und ihre Arbeit bei einem Buchdrucker geht. Das stimmt nicht ganz, da es neben Lena viele andere wichtige Personen und viele Nebenstränge in der Geschichte gibt.


    Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht. Ich habe viele Strukturen der Beginnenden Neuzeit noch einmal eindrücklicher kennengelernt als früher im Geschichtsunterricht. Das Buch hat mich angeregt, mich über manche Bräuche und Rituale zu informieren. Allerdings haben mir bereits direkt beim Lesen Erklärungen als Fußnote oder im Anhang gefehlt.


    Das Buch spielt zu der Zeit, als Martin Luther von der Gnade und Vergebung Gottes erzählt. Für Menschen wie Liesbeth scheint der Glaube an Gott eine Herausforderung. Sie kann nicht sicher wissen, ob sie von Gott gerettet ist, kann jedoch durch Strafen wie „täglich zweihundert Ave Marias beten, dazu fünfzehn Psalter, unterbrochen durch jeweils ein Vaterunser“ versuchen, Gott durch ihre Leistungen zu beeindrucken. Was vor Luthers Reformation aus der Bibel herausgelesen und interpretiert wurde, ist schockierend. Das Buch schärft das Verständnis dafür, dass die heutige Freiheit, die der Glaube mit sich bringt, nicht immer selbstverständlich war.


    Über das Buch könnte man noch viel mehr schreiben. Es liefert so viel an geschichtlichen Informationen, an Gedanken und Anregungen zum christlichen Glauben und an guter Unterhaltung, dass man dies nicht in einer kurzen Rezension deutlich machen kann. Es ist ein Buch, das man sicher mehrmals lesen kann und in dem man immer wieder neues entdecken wird. Eine echte Leseempfehlung!