x Autorin: Delphine Bertholon
x Übersetzerin: Doris Heinemann
x Titel: Am Anfang war der Frost
x Originaltitel: Grâce
x Genre: Roman
x Erscheinungsdatum: 13. Oktober 2014
x bei Limes
x 320 Seiten
x ISBN: 3809026271
x Erste Sätze: Moje Kochanie, wann kommst du zurück? Ich schreibe Dir, aber es gibt keinen Ort, an den ich den Brief schicken kann in Deiner briefkastenlosen Welt; Deine Reisen, Deine Arbeit, ich weiß ja, aber heute Abend muss ich mit Dir sprechen.
Klappentext:
Die Geister, die wir riefen, werden wir nicht mehr los …
1981. Grâce Bataille führt in der Provinz ein Familienleben wie aus dem Bilderbuch – mit zwei wunderbaren Kindern und einem Mann, den sie abgöttisch liebt. Doch alles bricht in sich zusammen, als ein neues Au-Pair-Mädchen bei ihnen anfängt …
2010. Grâce erwartet wie zu jedem Weihnachtsfest Besuch von ihren Kindern. Doch dieses Jahr ist alles anders. Ihr Mann, der dreißig Jahre zuvor wortlos verschwand, taucht wieder auf. Und plötzlich geschehen seltsame Dinge im einst idyllischen Haus.
Rezension:
Was passt besser zur kalten Jahreszeit, als ein Buch mit passenden Titel und einem bestechend schönen Wintercover – so wie “Am Anfang war der Frost” von Delphine Bertholon, die mit diesem Buch zum ersten Mal eines ihrer Werke auf dem internationalen Buchmarkt veröffentlicht.
Die Autorin vermittelt ein wunderbares, etwas schwermütiges französisches Flair und unterstreicht dies mit poetischen Sätzen. Briefe und Tagebucheinträge machen einen bedeutenden Teil der Geschichte aus – nämlich den Teil der Vergangenheit -, und ich konnte regelrecht darin versinken.
Zu Anfang sind die Umstände allerdings erst einmal nicht klar. Man liest einen Brief, später einen Tagebucheintrag, und erst nach und nach wird dem Leser klar, dass diese Schriftstücke nicht von der gleichen Frau stammen. Die Tagebucheinträge sind bezeichnend, oft verbittert und zynisch – die Briefe hingegen sind leicht, sehnsüchtig und voller Liebe. Geschrieben sind sie von Grâce, der Ehefrau, und dem Au-Pair-Mädchen der Familie. An dieser Stelle können sich die meisten wahrscheinlich schon denken, dass es nicht die Ehefrau ist, die in der Vergangenheit diese zauberhaften Liebesbriefe entwarf.
Viele Jahre später trifft sich die mittlerweile seit vielen Jahren vaterlose Familie wie immer zu Weihachten. Die beiden Kinder von damals sind nun selbst Erwachsene – eine desillusionierte, vom Leben enttäuschte Frau und ein verwitweter Sohn, alleinerziehender Vater von Zwillingen, aus dessen Sicht die Geschehnisse der Gegenwart geschildert werden. Die Art, in der er erzählt, hat mich zutiefst berührt, denn er erzählt es seiner toten Frau … und man liest zwischen den Zeilen, wie wahnsinnig er sie vermisst.
Aus diesen Bausteinen – also Briefen, Tagebucheinträgen und Erzählungen – erzählt sich die Geschichte quasi von selbst, und man bemerkt vor allem in den Gegenwartssequenzen: Irgendetwas geht hier vor. Denn plötzlich werden in der Nacht Scheiben eingeworfen und die Zwillinge spielen mit einem Foto, das ihnen angeblich eine Art unsichtbare Freundin gegeben hat …
Ich fand die Mischung aus französischem Drama und Mystery richtig gelungen, und das Ende der Geschichte war für mich doch recht überraschend. Mit einer solchen Auflösung hätte ich dann doch nicht gerechnet.
Fazit:
Typisch französische Schwermut gepaart mit einer Portion Mystery – passt besser zusammen, als erwartet.
Bewertung:
8 von 10 Sternen