Es ist eigentlich ganz gemütlich den Bäumen im Sturm zuzusehen, wenn man schön drinnen im Warmen sitzt und liest. Aber ich habe Hunger und mir fehlen ein paar Sachen zum Kochen, also muss ich michgleich rauswagen.
Hakan Nesser schreibt so anders als die üblichen Thriller und Krimi-Autoren, er lässt sich Zeit, spielt, entwickelt die Charaktere langsam. Das ist mal wieder richtig schön, aber ich muss gestehen, das mir langsam doch ein wenig langweilig wurde.
Ich bin den ganzen Vormittag mit dem 16-Jährigen Mauritius im schwedischen Sommer gewesen, habe seine Freunde kennen gelernt, das Mädchen, in das er verliebt ist, Eltern und Onkels und einen Dichter... und dachte, okay, das ist kein Krimi, sondern einfach ein Roman. Ohne Mord. Und dann kam er plötzlich doch, der Mord.
Mal sehen, ob es jetzt spannender wird und ob ich das gesamte Buch nochmal lese oder irgendwann abbreche, weil mir vielleicht doch noch alles wieder einfällt.
Es ist schon verrückt, was für einen Unterschied in Bezug auf Tempo, Sprache, Figurenentwicklung und Einsatz von Rückblenden es macht, diesen Krimi zu lesen. Nesser betreibt solides Erzähler-Handwerk ohne ständige Kurzrückblenden aus dem Off. Er bette, wenn er in der Ziet zurückgeht, dieses erzählerisch ein und nimmt sich sehr viel Raum und Zeit für das "Früher". Dieser Roman ist vor 10 Jahren geschrieben worden, das ist ja noch gar nicht so lange her. Aber ob er heutzutage noch möglich wäre, einen so ruhigen, bedächtig erzählten schwedischen Kriminalroman herauszubringen, wo ringsumher alles auf dem Gewalt-und-Tempo-Hype herumreitet ?
Na gut, Hakan Nesser ist so bekannt, der kann sich wahrscheinlich alles herausnehmen. Er hat offensichtlich eine weltweite treue Lesergemeinde.
Mir gefielen zwei seiner neueren Krimis, die ich 2012/13 gelesen habe, nicht mehr so gut wie die alten. Sie waren irgendwie kälter als die alten.
So, ich rappel mich mal auf...euch noch einen schönen Tag und kommt gut nach Hause