Der Geschichtensammler - Thomas Franke

  • Es gibt Dinge, die sind es wert, dass man für sie stirbt. Allerdings sind es weit weniger, als man heutzutage annimmt. (Seite 14)


    350 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
    Verlag: Gerth Medien GmbH, Asslar 2015
    ISBN-10: 3-95734-043-8
    ISBN-13: 978-3-95734-043-6



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Berlin Frühjahr 1945. Der jugendliche Flakhelfer Rasmus Eichdorff gerät bei der Suche nach seiner heimlichen Liebe Emmi in russische Kriegsgefangenschaft. Dort droht er zu verzweifeln, wären da nicht der Sanitäter Hans und der erfahrene Soldat Erwin mit seinen Geschichten. Langsam beginnt er zu hoffen, als sich das Schicksal wieder wendet.



    Über den Autor


    Thomas Franke ist Sozialpädagoge und bei einem sozialen Träger für Menschen mit Behinderung tätig. In seiner Freizeit schreibt er gern witzige Geschichten und Fantasy-Romane. Er lebt mit Frau und seinen beiden Kindern in Berlin.


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    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christlich geprägter Roman; demgemäß gehören die Themen Religion und Glaube mit zum Buch. Wenn ich Formulierungen wie „wir“ verwende, beziehen sich diese meist nicht auf die Gesamtgesellschaft, sondern auf den christlich geprägten Teil, dem ich mich zugehörig fühle.



    Meine Meinung


    Im Buch „Haus der Geschichten“ spielen ein älterer Herr namens Rasmus Eichdorff und seine Buchhandlung, die er eine „narratorische Apotheke“ nennt, eine Rolle. Sicher war ich nicht der einzige, der sich gefragt hat, wie er eigentlich auf die Idee einer solchen doch eher ungewöhnlichen Buchhandlung gekommen ist. Hier wird diese Frage beantwortet.


    Das Buch beginnt 1945 im zerstörten Berlin, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee. Rasmus hat das Gefühl, seine heimliche Liebe Emmi schon einmal im Stich gelassen zu haben, was üble Folgen hatte. Das soll ihm nicht nochmals passieren, weshalb er unbedingt zu dem Bunker, in dem sie sich aufhält, durchkommen will. Aber kurz vor dem Ziel wird er verwundet und gerät in russische Gefangenschaft.


    Im Ungewissen darüber, ob er jemals wieder lebend zurück kommen wird, wird er mit vielen anderen nach Rußland verfrachtet. Die Reise und die Bedingungen, unter denen die Gefangenen zu leiden hatten, sind recht realistisch dargestellt, ohne jedoch zu sehr ins Detail zu gehen. Was nicht heißt, daß man sich (zu) vieles nicht sehr (zu) genau vorstellen kann.


    Der Rasmus, den wir hier kennenlernen, ist ein ganz anderer als der, der später im „Haus der Geschichten“ auftauchen wird. Von seinem Vater, einem Pfarrer, wurde ihm der Glaube eher mit dem Stock ausgetrieben als daß der ihn gefördert hätte. Es ist Erwin, ein Mitgefangener, der das Thema leise immer wieder aufbringt und mit seinen Geschichten zum Nachdenken bringt, Rasmus wie auch die Leser.


    Unter den Erzählungen sind mir vor allem die „Molluskenweisheit“ und „Der Bann“ besonders im Gedächtnis geblieben. Während es in der ersteren ein Nachdenken über Gott und die Welt bzw. ob es einen Gott gibt ist, geht es in der Letzteren um die Ehe und was dazu gehört, daß eine solche gelingen kann. Auch über viele Jahre hinweg. Etwas, was heute vermutlich noch aktueller ist als in den Tagen, in denen dieses Buch angesiedelt ist.


    Vom „Haus der Geschichten“ war mir das Grundprinzip schon geläufig, so daß der Überraschungseffekt, den ich beim Vorgängerbuch (eigentlich natürlich dem Nachfolger) hatte, nicht zum Tragen kam. Dennoch hat mich das Buch voll in seinen Bann geschlagen und vor allem die darin enthaltenen Geschichten werde ich sicherlich noch öfters lesen, um deren tieferen Gehalt ganz erfassen zu können.


    Am Ende - so weiß man aus dem „Folgeband“ - gibt es das Haus der Geschichten - Antiquariat und narratorische Apotheke des Rasmus Salomo Eichdorff. Was aus den Anfängen hier geworden ist, kann man dort nachlesen.



    Kurzfassung


    Die Wahrheit ändert alles. (Seite 167) Wenn du weißt, was richtig ist, dann tu es. (Seite 153) Wie sehr diese beiden Sätze zutreffen, lernt Rasmus im Verlauf dieses Buches.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Haus der Geschichten - Thomas Franke


    Hier die bereits 2010 erstmals erschienene „Fortsetzung“ zum „Geschichtensammler“. Genau genommen ist der „Geschichtensammler“ also das, wie man heute sagt, “Prequel“.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • „Glaubst du wirklich, dass du Gott so siehst, wie Jesus es tat?“


    Während Berlin Ende des Zweiten Weltkrieges bombardiert wird, läuft der ehemaliger Flaghelfer Rasmus durch die Straßen zu seiner Freundin Emmi. Bevor Rasmus durch den Bombenregen verletzt werden kann, wird er von dem ehemaligen Soldaten Erwin in ein dunkles Kellerloch gezogen. Die beiden Männer überleben zusammen die nächsten Stunden. Nachdem Rasmus Emmi findet und ihr das Leben rettet, geraten Erwin und Rasmus zusammen in russische Kriegsgefangenschaft. Hunger, Durst, Krankheit und Verzweiflung werden zum festen Bestandteil ihres Lebens…


    Bevor ich den Roman gelesen habe, habe ich anhand des Klappentextes vermutet, dass größtenteils die Liebesgeschichte von Emmi und Rasmus erzählt wird. Die Beziehung der beiden bildet zwar den Rahmen der Geschichte, tritt aber beim Lesen des Buches in den Hintergrund. Stattdessen erzählt das Buch von der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, der Zerstörung von Berlin und der Kriegsgefangenschaft von Rasmus und Erwin und wirft damit sehr ernsthafte und schwere Themen auf. Die Sätze lassen sich sprachlich gesehen schnell und einfach lesen, doch der Inhalt ist aufwühlend, so dass das Buch lange nachhallt.


    Trotz des harten Überlebenskampfes von Rasmus macht es Mut zu lesen, wie fremde Menschen bereit sind, einander zu helfen. Erwin wird in der Geschichte zu einem großen Vorbild. Er ist auch derjenige, der die Liebe zu Geschichte in Rasmus weckt. Die Kurzgeschichte, die Erwin aus seinem Notizbuch vorliest oder die erzählt werden, bilden eigene Kapitel in dem Buch. Hier war meine gedankliche Flexibilität ein wenig gefordert, da ich mich auf jede Geschichte neu einstellen musste. Alle Kurzgeschichten sind nicht nur schön erzählt, sondern haben auch eine besondere Bedeutung für die Handlung des Buches.


    Erwin beginnt außerdem, mit Rasmus über Gott zu reden. Rasmus hat durch seinen Vater, der als Pfarrer arbeitet, gelernt, Gott nicht besonders zu mögen. Dank Erwin nähert er sich Gott an und erkennt sein falsches Gottesbild. Dieser Entwicklungsprozess bis hin zu der Erkenntnis ist schön und überzeugend zu lesen und zeigt erneut, wie tiefgründig sich der Autor Gedanken zu dem Buch gemacht hat.


    „Der Geschichtensammler“ erzählt die Vorgeschichte zu dem Roman „Das Haus der Geschichte“, der bereits im Jahr 2010 im Verlag Gerth Medien erschienen ist.


    Fazit: Ich kann das Buch sehr empfehlen. Es bietet eine fesselnde, abwechslungsreiche und tiefgründige Geschichte über Liebe, Zusammenhalt und Vertrauen auf Gott.