Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Kurzbeschreibung:
"Moorgeschrey und Lerchengedröhn" – Sarah Kirschs poetische Kraft durchdringt auch ihre Tagebuchaufzeichnungen. Meisterhaft verbindet sie in ihren Notaten aus den achtziger Jahren Alltagsbeobachtungen und Poetisches, Persönliches und Politisches. Immer scheinen die Sinne aufs Höchste geschärft, und so, eins mit der Natur, strahlt die Prosa mit einer elementar erdhaften Kraft.
Über die Autorin:
Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.
Mein Eindruck:
Krähengeschwätz ist ein 2010 erschienener Band mit Tagebuchprosa von Sarah Kirsch aus den Jahren 1985-87.
Das Buch unterscheidet sich besonders im ersten Drittel deutlich von den anderen Bänden (Juninovember, Regenkatze, Märzveilchen), die die Zeit 2001 bis 2004 umfassten.
1985 war Sarah Kirsch Hang zum Spott und kalauernden Wortwitz noch nicht so ausgeprägt, es gibt weniger Wortspiele und kaum Dialekt.
Sie erzählt ernsthafter und ausführlich vom Leben in Tielenhemme, Schleswig-Holstein mit Lebensgefährte (immer nur “Compositeur“ genannt), Sohn Maurice und mit Schafen, Moorschnucken, Esel, Hund und Katzen.
Seit 1983 lebte sie dort.
Die Tiere und ihre Charaktere lernt man besser kennen als die der Menschen, z.B. der Esel Bilbo, sanftmütig, aber nur bedingt geduldig oder Igor, ein echter Bock.
Äußeres dringt kaum in diese hermetisch abgeschlossene Welt hinein, auch nichts politisches. Dadurch, das Sarah Kirsch den Umfang ihrer Beschreibungen von allen überflüssigen befreit, entstehen Tiefe, Klarheit und Ruhe. So werden starke und genaue Miniaturtexte möglich, wobei auch mal ein Gedicht daraus entstehen kann, z.B: Schneewärme (Seite 87). Das sei nur als Beispiel genannt, es gibt noch einige mehr.
Nur einmal gibt es ein äußeres Ereignis, das sich nicht verdrängen lässt: Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986.
Nur selten verlässt Sarah Kirsch ihre als Paradies empfundene neue Heimat.
Nur zu Lesungen, die sie geben muss und einmal zu einer Dänemark-Reise mit ihrem Sohn, wo sie Inger Christensen trifft.
Durch den neutraleren Ton im Vergleich zu den anderen Bänden entstand mit Krähengeschwätz einer der schönsten Bände mit lyrischer Prosa von Sarah Kirsch.
Das Umschlagcover zeigt ein Aquarell von Sarah Kirsch, was ein weiteres Kennzeichnen für Sarah Kirsch Bücher geworden ist.