Carmen Lobato "Die Stadt der schweigenden Berge"
Knaur Verlag, erschienen Februar 2015
Hattusa….die verloren geglaubte Hauptstadt des Hethitischen Großreiches, wiederentdeckt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Hattusa….der Dreh- u. Angelpunkt dieser Geschichte, ist deren Beginn und Ende zugleich.
Das Leben der Studentin Amarna im Berlin der 1930er Jahre besteht, von Kindesbeinen an, einzig und allein aus Archäologie. Aufgewachsen zwischen alten Schriftrollen und Karten ihres Archäologenvaters Tilman, teilt sie seine idealistische Auffassung am Entdecken längst verschwunden geglaubter Kulturen.
Für Recherchearbeiten zu ihrer Magisterarbeit vergräbt sie sich in Entzifferungen von uralten Sprachen auf Tontafeln. Zur Seite stehen ihr dabei ihr Studienfreund Paul, der so gern mehr Platz in Amarnas Leben einnehmen würde, und ihr Mentor und väterlicher Freund Prof. Merten Schobert.
Amarnas behütete bürgerliche Welt gerät ins Wanken, als sie in den Katakomben der Museumsinsel Berlins auf einen Fremden trifft. Sie spürt instinktiv, dass mehr hinter dieser zufälligen Begegnung steckt. Ein belauschtes Gespräch zwischen Merten und ihrem Vater verstärkt den Eindruck noch, Erinnerungen an ein vergangenes Leben finden den Weg zurück ins Bewusstsein. Gibt es gar eine Erklärung für die ruhelosen Alpträume, die Amarna seit Kindertagen quälen?
Die folgenschwere Forschungsreise ins anatolische Hochland wird zu einer Reise ins innere Selbst Amarnas, jahrelang „gesammelte“ Puzzlestücke ergeben plötzlich ein Bild.
Als Leser begleitet man Amarna auf ihrer Suche. Man staunt, fühlt, lacht und weint mit ihr. Intensiviert werden die Geschehnisse durch Sequenzen aus dem antiken Hattusa des 13.Jh. v.Chr. Man spürt förmlich das Geheimnisvolle und Sagenumwobene dieses Ortes. Sprachlich umrahmt werden die Buchabschnitte vom Gilgamesch Epos, einer der ältesten erhaltenen Dichtungen.
Die Autorin schlägt einen weiten Spannungsbogen von der Antike bis in die Neuzeit. Selbst "Randnotizen", wie die Auswirkungen des Zerfalls des Osmanisches Reiches nach Ende des 1. Weltkrieges, haben es in sich und stimmen einen zutiefst nachdenklich.
Ein sehr empfehlenswerter (Archäologie)Roman, historisch exzellent recherchiert und unglaublich gefühlvoll geschrieben.