Gebundene Ausgabe: 177 Seiten
Verlag: Suhrkamp
Kurzbeschreibung:
""Gib sie wieder, sagte sie, als ob es seine Geschichte wäre."" Als ob es unsere Geschichte wäre - so erzählt unaufdringlich leise und bewegend Urs Faes in seinem Roman >Alphabet des Abschieds< die Wiederbegegnung eines Mannes und einer Frau auf der Piazza della Rotonda an einem Spätherbstlichen römischen Novembertag. Nach zwanzig Jahren sehen ein Mann und eine Frau sich in der Ewigen Stadt wieder; Zufall, Fügung oder Schonfrist? "Ein Mann wie Paul." "Eine Frau wie Nicole." Als ob es unsere Geschichte wäre: Er, Paul, ein gescheiterter Maler, der sich als Karikaturist und Touristenführer durchs Leben schlägt. Ein exzentrischer Mann, der nicht mehr an Worte glauben kann und die zynische Gleichgültigkeit zur Überlebenssicherung macht; einer, der niemanden mehr liebt, nicht einmal sich selbst, einer, der nur noch den Tod und die sterbende Zeit malen konnte und sonst gar nichts mehr. Aber auch einer, dem unter seinen Maskeraden das Vergessen nicht gelingen will. Sie, Nicole, ist Chorsängerin auf Gastspieltournee. Zögernd lassen Nicole und Paul sich auf die Begegnung und erneute Annäherung ein, suchen sie nach den Worten, m denen sich über die furchtsam weggeschobenen Erinnerungen sprechen läßt. "Wie hast du gelebt all die Jahre?" Unangestrengt und feinfühlig-behutsam stellt Urs Faes seine Fragen, läßt er in Alphabet des Abschieds Nicoles und Pauls Bilder geteilter Biographie und gemeinsamer Zeit vorbeiziehen: die späten sechziger und siebziger Jahre mit ihren erhofften und enttäuschten Lebensentwürfen, die Stationen einer Liebe, deren Zärtlichkeit in immer neuen Abschieden vergeht und schließlich am Vorwurf des "Verrats an der Liebe" scheitert, Pauls Neuanfang in Rom - der Stadt, wo jene Liebe zu Nicole begonnen hat und ein Leben auf Aufschub im Irrlauf durch die Straßen scheitert. "
Über den Autor:
Urs Faes, 1947 geboren, lebt und arbeitet in Zürich und San Feliciano, Umbrien. Seine Werke sind vielfach ausgezeichnet, sein Roman Paarbildung stand auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis.
Mein Eindruck:
Alphabet des Abschieds ist ein früher Roman des Schweizer Schriftstellers Urs Faes, als er sprachlich noch experimenteller war.
Paul und Nicole hatten 1970 eine intensive Liebesbeziehung. Es war die Zeit der 68ziger-Bewegung. Paul war ein ambitionierter, getriebener Maler, auf der Suche nach seinem Stil. Nicole hält zu ihm, obwohl es nicht immer leicht ist.
Die Beziehung endete unglücklich damit, dass Nicole eine Abtreibung hatte. So richtig haben beide die Trennung damals nicht verarbeitet.
Durch Zufall treffen sie sich 20 Jahre später (der Roman ist 1991 erschienen) in Rom wieder.
Der Roman ist erzählt in Erinnerungsfetzen und dem Moment des Wiederbegegnens, die Zeiten scheinen ineinander zu verschwimmen.
Paul und Nicole reflektieren außerdem jeweils ihr Leben nach der Trennung.
5 gemeinsame Tage, um sich über ihr ganzes Leben klar zu werden.
Doch es bleiben die Hindernisse von damals. Paul ist als gequälte Künstlerseele fasziniert vom Tod, und Nicole glaubt nicht, das sie ihn retten kann.
Bleibt ihr Vorwurf von damals gültig, als sie sagte: "Du liebst niemanden, auch nicht dich selbst?"
Obwohl ich die poetische Sprache mag, frage ich mich, ob es nötig war, den Text permanent zu überhöhen. Dadurch wirkt der Roman in Teilen pathetisch!
Als Romankonstrukt über das Scheitern einer Liebe funktioniert das Buch.
![]() |
ASIN/ISBN: 351840377X |