Bestenfalls alles - Tania Witte

  • Die Liebe in vielen Facetten


    Unterhaltungsliteratur zu schreiben, ist in Deutschland ja leider immer noch so ein bisschen verpönt. Dabei ist es sehr, sehr schwer, wirklich gute (!) Unterhaltung zu machen. Und diese Trilogie IST gute Unterhaltung.


    Sie ist sprachlich wunderschön gemacht, die Figuren wachsen einem regelrecht ans Herz (ich vermisse sie schon!), die Spannungsbögen sind straff - man freut sich andauernd aufs Weiterlesen.


    Da auf den Covern die Reihenfolge nicht ersichtlich ist, hier die optimale Lesereihenfolge:


    1) beziehungsweise liebe
    2) leben nebenbei
    3) bestenfalls alles


    Ich selbst habe allerdings zufällig mit dem zweiten Buch angefangen, dann das dritte und danach das erste gelesen. Und was völlig chaotisch klingt, war eine höchst interessante Erfahrung: Die Bücher lassen sich super auch durcheinander lesen! :-)


    Spannender ist es jedoch definitiv, mit dem ersten zu beginnen und sich auf die Geschichten und Charaktere der Figuren einzulassen, vor allem aber auf ihre Geheimnisse, die nach und nach entfaltet werden.


    Figurenarbeit ist übrigens die große Stärke der Autorin. Sie schafft es, mit liebevoller Hand plastische Charaktere zu schaffen, die uns aus den Seiten herauswinken – und sie macht mit jeder einzelnen eine echte (und manchmal höchst überraschende!) Entwicklung durch.


    Warum geht’s eigentlich?


    In „beziehungsweise liebe“, „leben nebenbei“ und „bestenfalls alles“ wird ein herrlich queerer Kosmos an Beziehungsgeschichten entworfen.
    Man verfolgt – wie in einer süchtig machenden Soap – verschiedenste Lebensgeschichten, die alle lose oder fester miteinander verschränkt sind, und die natürlich immer an besonders spannenden Stellen abbrechen, während dann eine der anderen Geschichten weitergeführt wird. Die Autorin erzeugt damit einen Lesesog, dem man schwer entkommt. (Und es auch gar nicht möchte.)


    Die Stimmungen, die wir Leser/-innen in der Trilogie durchlaufen, sind vielfältig: von brüllend komisch, über mystisch-geheimnisvoll, bis kriminalistisch-detektivisch und zum Schluchzen – alles ist dabei. Und alles passt.
    Der dritte Teil ist merklich ernster als die ersten beiden, trotzdem – und das ist eine Stärke! – ist er nicht weniger unterhaltsam als die ersten beiden. Er schenkt uns einfach noch ein weiteres Gefühl, traut sich, emotionaler werden.


    Und das Tolle: Die Autorin hat nicht nur interessante Themen, sie kann v.a. schreiben! Oh ja. Immer werden da mit leichter Hand kleine sprachliche Perlen ausgeworfen. So kommen auch sprachaffine Leser und Leserinnen auf ihre Kosten!


    Tania Wittes unterhaltsame Trilogie ist ein Lesevergnügen in der Manier der Maupin'schen Stadtgeschichten. Gefühlvoll, witzig, farbig – und manchmal sogar richtig herzzerreißend.


    Tania Witte hat hier etwas ganz Wunderbares geschaffen: eine große, kleine Serie, der ich viele Leser/-innen wünsche!


    Edit: Titel und Name der Autorin in den Threadtitel gesetzt. LG JaneDoe