Der Verlag über das Buch
Gegen die Gesellschaft – für die Freiheit: Der große Amerika-Roman von T. C. Boyle.
Absoluter Freiheitsanspruch und Verfolgungswahn – T. C. Boyle erkundet in seinem neuen Roman die dunkle Seite der USA. Adam, den seine Eltern nach etlichen Schulverweisen und Therapiesitzungen aufgegeben haben, ist eine wandelnde Zeitbombe: In der Wildnis, wo er ein Schlafmohnfeld angelegt hat, führt er ein Einsiedlerleben und hortet Waffen gegen imaginäre Feinde. Aber es gibt jemanden, der sich in ihn verliebt. Sara hat ebenfalls ausreichend Feindbilder: Spießertum, Globalisierung, Verschwörer und die Staatsgewalt. Als sie Adam am Straßenrand aufgabelt, beginnt eine leidenschaftliche Liaison. Doch bald merkt Sara, dass Adam es ernst meint mit den Feinden, sehr ernst.
Der Verlag über den Autor
T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill, N.Y., geboren, unterrichtete an der University of Southern California in Los Angeles. Bei Hanser erschienen zuletzt Willkommen in Wellville (Roman, 1993), América (Roman, 1996), Riven Rock (Roman, 1998), Fleischeslust (Erzählungen, 1999), Ein Freund der Erde (Roman, 2001), Schluß mit cool (Erzählungen, 2002), Drop City (Roman, 2003), Dr. Sex (Roman, 2005), Talk Talk (Roman, 2006), Zähne und Klauen (Erzählungen, 2008), Die Frauen (Roman, 2009), Das wilde Kind (Erzählung, 2010), Wenn das Schlachten vorbei ist (Roman, 2012), San Miguel (Roman, 2013) und die Neuübersetzung von Wassermusik (Roman, 2014).
Meine Meinung
T. C. Boyles Roman „Hart auf Hart“ unterscheidet sich stilistisch etwas von seinen jüngsten Werken. Er ist härter und die Figuren sind skurriler. Fast scheint es, der Autor hat eine Art schriftstellerische Verjüngungskur durchlebt. Seine Figuren wirken unangepasster, eigenwilliger und wütender. Adam, der sich selbst als eine Art Waldläufer sieht und sich nach seinem Idol Coulter nennt, sieht um sich herum fast nur Alien. Feinde, die ihn nicht verstehen, die er bekämpfen muss, mit allen Mitteln. Dabei schreckt er auch vor Mord nicht zurück. Schon in seiner Kindheit zeigt er Anzeichen einer psychischen Störung, deren Behandlung verweigert er sich aber inzwischen. So wird er zum Gejagten, der die Polizei lange Zeit zum Narren hält. Trotz allem beginnt Sara mit ihm eine Affäre. Auch sie lehnt sich gegen die Staatsgewalt und das kleinbürgerliche Denken auf und sieht in der ersten Zeit ihres Verhältnisses zu Adam auf. Doch schon nach kurzer Zeit reduziert sich ihre Beziehung in erster Linie auf das Sexuelle, bis auch ihr bewusst wird, dass Adam eine tickende menschliche Zeitbombe ist, die zu explodieren droht. Er ist gegen fast alles, aber für eines, die Freiheit.
So fremd einem die Charaktere der Protagonisten zu Beginn auch sein mögen, kann man sich sehr schnell in sie hinein versetzen und ihre Form der Gesellschaftskritik nachvollziehen. Sie wirken auf ihre Art glaubwürdig. Man muss sie nicht mögen und auch die Wahl ihrer Mittel nicht unbedingt gut heißen, um sie verstehen zu können. Beide sind Wutbürger im amerikanischen Stil. Die Konstruktion des Romans ist beeindruckend. Die Sicht von Adams Eltern auf die Szenerie würde fast den bürgerlichen Gegenpol bilden, wären da nicht die Ereignisse auf der Kreuzfahrt. Von der ersten Seite an entwickelte sich eine spannende Handlung, die bis zum Ende hin nicht schwächelte. Sprachlich ist dieser Roman auf einem sehr ansprechenden Niveau angesiedelt, auch wenn einige Szenen durchaus etwas vulgärer erscheinen, was aber gut mit dem Bild, das Adam abgibt, harmonisiert.
T. C. Boyles Roman zeichnet das umfassende Bild zweier gesellschaftlicher Rebellen, die ihren persönlichen Feindbildern mehr oder minder entschlossen entgegentreten und die damit für eine düster-bedrohliche Atmosphäre sorgen, die der Lektüre durchgängig eigen ist. „Hart auf Hart“ ist ein fesselndes Buch, das seinen Titel vollkommen zu Recht trägt. T. C. Boyle ist ein Meister seines Fachs, der es versteht, den Leser auf (s)eine ganz besondere Art und Weise zu unterhalten.
10 von 10 Eulenpunkten