Mädchenware - Norbert Horst

  • Klappentext:


    Ein Bordell wird überfallen, eine Frau getötet, und alle Zeugen schweigen.


    In einem Dortmunder Bordell feiern mehrere EU-Beamte ausgelassen. Plötzlich fallen Schüsse. Die russische Prostituierte Anastasija wird getötet, ihre Freundin Dajana verletzt. Noch bevor die Polizei eintrifft, verschwinden die Zuhälter mit der Verletzten. Auch die Freier, die Hals über Kopf geflüchtet sind, haben wenig Interesse, sich bei den Behörden zu melden. Die Ermittlungen geraten deshalb schnell ins Stocken. Doch Kommissar Steiger gibt nicht auf, zumal dieser Fall ihn persönlich mehr berührt als gewöhnlich.


    Der Autor:


    Norbert Horst ist im Hauptberuf Kriminalhauptkommissar bei der Polizei des Landes NRW und hat als Mitglied eines MK-Pools in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt. Heute tätig als Verhaltenstrainer beim Polizeifortbildungsinstitut mit Seminaren über Stressbewältigung, Konfliktmanagement und Kommunikation. 2004 Romanauszeichnung (bestes Krimidebüt) mit dem Friedrich Glauser Preis.


    Meine Meinung:


    In einer Dortmunder Villa, die als Bordell dient, kommt es während einer Party zu einer Schießerei.
    Dabei wird eine Prostituierte erschossen, eine weitere wird schwer verletzt.
    Als die Polizei eintrifft, sind die Freier und die Zuhälter samt der Verletzten bereits verschwunden, ausserdem wurden alle Spuren beseitigt.


    Eine Mordkommission wird gebildet, der auch Thomas Adam, genannt „Steiger und Jana Goll angehören.
    Da es kaum verwertbare Spuren gibt, gestalten sich die Ermittlungen sehr schwierig. Erst im Laufe dieser Ermittlungen erkennt Steiger, dass er persönlich von diesem Fall betroffen ist.


    Die Handlung erstreckt sich über 2 Zeitebenen. In der Gegenwart folgen wir den aktuellen Ermittlungen und in Rückblenden ab dem Jahr 2001, lernen wir drei russische Mädchen kennen, deren tragische Lebensgeschichte bis ins Jahr 2013 reicht.


    Wie schon bei dem Vorgänger „Splitter im Auge“ merkt man diesem Kriminalroman an, dass der Autor weiss, worüber er schreibt.
    Die Personen und ihre Interaktionen, sowie die Polizeiarbeit selbst, werden authentisch dargestellt.
    Auch hier hat mir Steiger wieder gut gefallen, er wird als ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Ecken und Kanten, der sich von nichts und niemanden verbiegen lässt, beschrieben. Auch alle anderen konnte ich mir bildlich vorstellen.


    Die leisen Töne der Mitmenschlichkeit und Anflüge eines feinen Humors haben für mich einen Großteil des Lesegenusses ausgemacht. Obwohl die Polizeiarbeit detailliert geschildert wird, entstehen keinerlei Längen, die Spannung bleibt während des gesamten Buches auf einem hohen Niveau.


    Die Handlung, ebenso wie die Auflösung, ist erschreckend realistisch, machmal zu realistisch. Menschenverachtung und deren Auswirkungen haben, jedenfalls für mich, immer etwas Angsteinflößendes.


    Leider bleiben am Ende einige offene Fragen, das ist aber das Einzige, was ich an diesem Kriminalroman zu bemängeln habe.



    Gelesen habe ich das Buch in einer Leserunde, dafür herzlichen Dank an Wolke!

  • Zitat

    Original von Jenks
    Hört sich gut an. Besonders, da es in Dortmund spielt. :grin
    Sollte man den Vorgänger gelesen haben?


    Zum Verständnis brauchst du den Vorgänger nicht zu lesen, allerdings war "Splitter im Auge" wirklich gut, so dass du ihn dir vielleicht nicht entgehen lassen solltest. ;-)

  • Steiger und Jana ermitteln wieder. Sie werden einer Mordkommission zugeteilt, die eine Schießerei im Rotlicht-Milieu aufklären soll. Die Ermittlungen gestalten sich überaus schwierig und verwickelt, unterwegs verliert man schon mal den Über- bzw. Durchblick bei der Vielzahl von beteiligten Personen und Handlungsfäden. Doch die gelegentlichen Zusammenfassungen der Ermittlungsergebnisse erweisen sich nicht nur für die Mitglieder der Mordkommission als hilfreich ;-).


    In den ersten beiden Dritteln der Geschichte überwiegt das erzählerische Element und die Krimispannung baut sich erst langsam auf. Auf berührende Art und Weise schildert Norbert Horst in einem zweiten Handlungsstrang die Vergangenheit der Opfer und ihren familiären Hintergrund.


    Doch auf den letzten ca. hundert Seiten explodiert die Spannung und das Buch entwickelt sich zu einem Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.


    Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen. Ein komplexer Krimi zu einem sehr ernsten, leider allzeit aktuellen Thema, erstklassig geschrieben, mit viel Atmosphäre und von großer Realitätsnähe.


    Steiger war schon in „Splitter im Auge“ nicht unsympathisch und erhält hier als Figur einiges mehr an Tiefe. Für seine unbedingte Loyalität und die erstaunliche Feinfühligkeit muss man ihn einfach mögen. Und ebenso für die unverblümte Art, mit der er seine Missachtung zum Ausdruck bringen kann, wenn es ihm angebracht erscheint.


    Trotz der ernsten Thematik blitzt auch mal Humor auf und macht das Lesevergnügen perfekt.

  • In einem Dortmunder Bordell werden bei einer Feier eine Prostituierte erschossen und eine verletzt. Die Freier sind sofort geflohen. Für Kommissar Steiger und Jana Goll ein sehr kniffeliger Fall.


    In Rückblicken erfährt der Leser von drei jungen, russischen Mädchen, die in äußerst schwierigen Verhältnissen aufwachsen und sich angelehnt an Karl May zu Blutsschwestern verbünden.


    In einem weiteren Strang erfahren wir, daß in St. Johann ein Toter in einem rumänischen Wohnmobil gefunden wurde.


    Wie auch in dem ersten Band um Steiger zeichnet sich dieser Krimi durch die fundierte, authentische Beschreibung der Arbeitsabläufe bei den Ermittlungen aus. Die einzelnen Figuren werden menschlich, ihr Verhalten sehr sensibel und einfühlsam beschrieben. Wegen der zahlreichen osteuropäischen Personen muß der Leser am Ball bleiben, damit er den Überblick nicht verliert. Andererseits sind die Kapitel sehr kurz und man will auch immer weiter lesen. Wegen der Gewalt, Prostitution, Mädchenhandel und Osteuropa ist es ein brisantes und leider aktuelles Thema, das hier als Vorlage diente. Für mich ein absolut gelungener Folgeband und ich hoffe, daß es weitergeht mit Steiger und seinem Team!

  • Freundschaft ist ein starkes Band, das nehme ich aus diesem Buch mit. Denn ohne diese Freundschaft wäre es wohl schlimmer ausgegangen. Ohne diese Freundschaft hätte nur Kommissar Zufall helfen können. Mehr sage ich besser nicht zum Inhalt.


    Steiger und Jana waren wieder ein gutes Team. Sie ergänzen sich und bilden eine effektive Einheit. Mir hat von der Handlung her Band 1 besser gefallen. Ich fand es etwas spannender als Mädchenware, aber das ist sicherlich Ansichts- oder besser Geschmackssache. Gut geschrieben war er allemal und deshalb würde ich auch einen Folgeband gerne lesen.


    Von mir gibt es 8 Punkte

  • Dieses Buch zeichnet sich dadurch aus, dass seine Figuren sehr authentisch beschrieben sind und auch so agieren.
    Die Kommissare Steiger und Jana Goll haben beide das Herz auf dem rechten Fleck und auch Steigers bester Freund Busso muss immer mal wieder die Wogen glätten und Ratschläge geben.


    Im Rotlichtmilieu, mit Zwangsprostitution, am Beispiel der zwei russischen Frauen Anastasia und Dajana tobt ein brutaler Bandenkrieg, dem eine der beiden Frauen zum Opfer fällt. Unglücklicher weise ist auch Steigers Freundin Eva betroffen.


    Mit einem kleinen Abstecher zur Wirtschaftskriminalität, wohl um den Leser etwas zu verwirren, löst Steiger nach und nach den verwirrenden Fall, bei dem fast noch die dritte der Blutsschwestern, Nadeshda, die den Verbleib der beiden Frauen untersuchte, ihr Leben lassen musste.


    Ein Krimi der leisen Töne mit viel Herz, der "Fall" tritt mehr in den Hintergrund vor den menschlichen Schicksalen und den liebenswerten Polizisten der Dortmunder Kripo. Wäre schön, wenn es wirklich so zu ginge.


    Ich gebe 8 Punkte

  • "Mädchenware" ist der 2. Fall für den eigenwilligen Ermittler Thomas Adam, genannt "Steiger" und seine junge Kollegin Jana Goll. Man kann das Buch aber auch gut ohne Kenntnis des 1. Bandes lesen, wobei "Splitter im Auge" aber auf jeden Fall genauso empfehlenswert ist! ;-)


    Ich hatte anfangs etwas Probleme in die Geschichte hineinzufinden - mehrere Schauplätze, Zeitebenen, viele verschiedene Personen; da habe ich doch einen Moment gebraucht, das alles zu sortieren, aber dann nahm die Geschichte Fahrt auf. Der Fall ist spannend bis zum Schluss, auch wenn am Ende einige Fragen offen bleiben.


    Die große Stärke des Buches liegt zum einen in der realistischen Schilderung der Polizeiarbeit. Man merkt bei jeden Satz, dass der Autor vom Fach ist, dass er genau weiß, worüber er schreibt. Das macht die Sache so anschaulich und wirft zuweilen ein ganz neues Licht auf Vorgänge, die man eigentlich schon in vielen Krimis zuvor ebenfalls gelesen hat.


    Zum anderen ist Norbert Horst ein Meister der leisen Töne. Gerade die zwischenmenschlichen Szenen sind wunderbar geschrieben, die Menschen werden lebendig und glaubwürdig dargestellt und gerade die kleineren Dialoge zwischendurch sind es, die unheimlich glaubwürdig rüberkommen. Auch fehlt eine Prise Humor nicht, sodass der Leser trotz aller Tragik immer wieder mal ein bisschen lachen kann.


    Mir hat "Mädchenware" sehr gut gefallen; darum vergebe ich überaus zufriedende 9 Punkte und freue mich schon auf den nächsten Band! :-)


    LG, Bella

  • Über den Inhalt brauche ich nichts weiter zu verraten, meine Vorschreiberinnen haben das schon sehr gut zusammengefasst.
    Mich hat dieses Buch fasziniert. Etwa nach der Hälfte war ich so gefesselt, dass ich es kaum mehr aus der Hand legen mochte. Und zwar, das finde ich sehr ungewöhnlich für einen Krimi, nicht weil die Aufklärung der Verbrechen so atemberaubend war, sondern weil ich unbedingt mehr wissen wollte über das Schicksal der geschilderten Personen.
    Die Schilderung der Personen, selbst die von Nebenpersonen und ihrer Beziehungen zueinander ist das, was dieses Buch so besonders macht.
    Die Aufklärung der Verbrechen zeigt die Routine von Polizeiarbeit und obwohl keine spektakulären Aktionen stattfinden, bleibt das Buch spannend und immer glaubwürdig.


    Für Liebhaber von gut gezeichneten Charakteren und glaubwürdigen Handlungen eine echte Empfehlung. Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

  • Wow, was für ein Buch.
    Ich habe es gerade ausgelesen und stehe noch völlig im Bann des Buches.
    War schon der Vorgänger spannend, so toppte dieser 2. Teil um Kommissar Steiger und Jana Goll diesen noch mal um einiges.


    Zur Leserunde damals hatte ich es nicht geschafft, daher habe ich das Buch jetzt erst lesen können und es war gut, daß Wochenende ist.... :grin


    Besonders gut gefiel mir die realistische Darstellung der polizeilichen Arbeit und Ermittlung, die Zusammhänge zwischen verschiedenen Abteilungen.
    Gerade dadurch wirkte es nochmals spannender, da es eben dadurch so realistisch herüberkam.
    Hätte ich vorher so gar nicht erwartet, wenn man mir das gesagt hätte - aber es war tatsächlich so, daß das für mich sozusagen das I Tüpfelchen war.


    Die Figuren, insbesondere Jana und Steiger haben sich weiterentwickelt, mehr "Inhalt" bekommen. Mir persönlich war Steiger in deisem Teil wesentlich sympathischer, als im vorherigen, mag an der geringeren "Alleinhandlungsweise" liegen. Mich nerven ja eher Alleingänge von Ermittlern in Büchern, so daß es hier für mich wesentlich angenehmer war.
    Auch Jana, die ich schon vorher mochte, wurde hier noch menschlicher und verletzlicher dagestellt, aberr eben auch stärker. Mental stärker.


    Der Fall selber war hochspannend und bekam durch die Einschübe anderer, betroffener Personen noch eine besondere Note.
    Nadeschda - meine Lieblingsfigur in diesem Krimi.


    Nachher war es so, daß ich regelrecht durchs Buch gerast bin, um zu erfahren, wie es weiter und ausgeht . Hat nur den Nachteil, daß ich es jetzt eben durch habe, obwohl ich es noch stundenlang hätte weiterlesen können. :grin


    Fazit
    Ein hochgelungener 2. Teil um die Kommissare Steiger und Jnna Goll, der seinen Vorgänger doch noch toppen konnte.
    Sehr realistisch und dabei sehr spannend geschrieben, mit Hauptfiguren, auf die ich eigentich nicht lange verzichten möchte....

  • In einem Dortmunder Bordell fallen plötzlich Schüsse. Die Zwangsprostituierte Anastasija wird getötet, ihre Freundin Dajana verletzt. Als die Polizei eintrifft, sind alle verschwunden. Deshalb hat die Polizei es schwer den Fall aufzuklären. Dies ist Kommissar Steigers persönlichster Fall, da seine langjährige Geliebte und Prostituierte Eva ebenfalls bei dem Überfall schwer verletzt wurde. Er will die Verantwortlichen auf jeden Fall schnappen und die Zeit läuft ihm davon.


    Dies ist der zweite Teil um Kommissar Steiger und Jana Groll. Er hat mir noch ein bisschen besser als der erste Teil gefallen. Durch die vielen verschiedenen Personen und Handlungsstränge, erfordert das Buch etwas mehr Aufmerksamkeit beim Lesen. Die Polizeiarbeit wird hier sehr ausführlich beschrieben und man erfährt viel über das Leben von Kommissar Steiger und Jana Groll. Trotzdem wurde das Buch keine Sekunde lang langweilig. Am Ende kommt es zum spannenden Showdown. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall der beiden Ermittler.


    Ich vergebe 10 Punkte.

  • Der 2. Fall für Thomas Adam genannt „Steiger“ und Jana Goll



    So gerne ich Krimis mit außergewöhnlichen Ermittlern und abgedrehten Charakteren lese, so sehr mag ich auch die, denen man die Realitätsnähe anmerkt und deren Kommissare noch auf herkömmliche Art ihre Fälle lösen. So ein Krimi ist „Mädchenware“. Der Autor Norbert Horst ist Kriminalhauptkommissar und somit selbst vom Fach. Sein Schreibstil erinnert mich an den von Vincent Kliesch, beide Autoren legen viel Wert auf Sprache und Ausdruck.


    Kommissar Thomas Adam, genannt Steiger und seine Kollegin Jana Goll werden der Mordkommission zugeteilt, die nach einer Schießerei in einer Dortmunder Villa, bei der es eine Tote gegeben hat, die Ermittlungen aufnimmt. Es geht um Zwangsprostitution und Menschenhandel.


    Die sachliche Schilderung des Polizeialltags, vor allem das Zusammenspiel der Ermittler hat mir sehr gut gefallen. Ich empfand sie als realistisch, dabei keinesfalls langweilig. Endlich kommen hier mal weibliche Ermittler vor, die nicht ständig von ihren männlichen Kollegen getriezt werden. Sie sind selbstbewusst und zeigen, dass es auch ohne Geschlechterkampf geht.


    Viele Handlungsstränge, mehrere Zeitebenen und eine große Anzahl an Personen fordern die volle Aufmerksamkeit beim Lesen. Die Krimihandlung verdichtet sich zum Ende hin und nimmt im Verlauf der Geschichte deutlich an Spannung zu. Sie konnte mich dabei nicht voll und ganz überzeugen, einiges blieb mir zu vage oder wurde nicht konsequent weiterverfolgt. Was mir sehr gut gefallen hat sind die Aktualität des Themas, die große Realitätsnähe und die durchweg glaubwürdig gezeichneten Figuren.