'Die Stadt der schweigenden Berge' - Seiten 001 - 080

  • Und ich freu mich krank darueber, dass Menschen, die MEIN Buch (mein Lieblingsbuch) lesen, das machen.
    Wenn Du einen Text, den Du willst, gar nicht bekommst (aber Uni-Bibliotheken sollten da ziemlich verlaesslich sein), mail mir doch bitte. Ich hab meine Kontakte zwar schon ziemlich boese ausgenutzt, aber da ich da eh schon als der Teufel, der den kleinen Finger erbettelt und die ganze Hand grabscht, bekannt bin, macht das auch nix mehr ...


    Alles Liebe von Charlie

  • Als zickig habe ich Amarna auch nicht empfunden bislang. Ich denke, ihr Charakter ist geprägt von einer Zeit, in der man als Frau sehr kämpfen muss, um Anerkennung zu finden bzw. erstmal sogar durchzusetzen, seinen eigenen Weg gehen zu können.


    Bei Paul bin ich mir noch nicht so sicher, wo die Reise hingeht. Er ist sicherlich ein guter Kerl, allerdings beunruhigen mich seine Liebe zu Amarna (aus der meine Auto-Korrektur ständig ein Amara macht :lache) zusammen mit seinem Jähzorn. Denn ich habe das Gefühl, dass Amara nicht die gleiche Liebe für ihn empfindet. wie wird er reagieren, wenn sich das eines Tages bestätigt?

  • Zitat

    Original von Bookworm
    Als zickig habe ich Amarna auch nicht empfunden bislang. Ich denke, ihr Charakter ist geprägt von einer Zeit, in der man als Frau sehr kämpfen muss, um Anerkennung zu finden bzw. erstmal sogar durchzusetzen, seinen eigenen Weg gehen zu können.


    Das finde ich sehr schoen und empathisch. Um es ganz ungeschoent zu sagen: Viele akademisch erfolgreiche Frauen dieser Epoche verdanken ihre Laufbahn der Tatsache, dass sie keine Brueder hatten oder dass die Brueder, auf die die akademisch gebildeten Vaeter ihre Hoffungen setzten, vor der Zeit starben. Sich in dieser Atmosphaere zu behaupten, erforderte eine Persoenlichkeit, die haeufig als kratzbuerstig oder als "nicht heiratsfaehig" empfunden wurde. Gertrude Bell (wobei die keineswegs meine Heldin ist, BITTE nicht falsch verstehen!) ist fuer mich - wenn auch Jahrzehnte frueher geboren - so ein Fall. Annemarie Schwarzenbach einer, der zeitlich noch besser passt. An beide habe ich, waehrend Amarna mir gewachsen ist, oft denken muessen.


    Danke, dass Ihr solche Aspekte anschneidet, dass ihr euch so auf meine Geschichte einlasst.
    Das haette ich nicht erwartet und das freut mich alles so.


    Alles Liebe von Charlie

  • So, ich bin jetzt auch da! Und im Gegensatz zu allen anderen Büchern die ich bisher von dir gelesen habe, Charlie, hatte ich hier keinerlei Einstiegs-bzw. Eingewöhnungsschwierigkeiten, ich war vom ersten Wort an "drin", die Geschichte gefällt mir bisher super, genau das richtige für einen schönen Lese-Sonntag!


    Amarna mochte ich von Anfang an, auch wenn ich es eigentlich nicht so sehr mit weiblichen Hauptfiguren habe. Und ich mag auch Paul sehr, er scheint sie wirklich sehr zu lieben, und obwohl er versucht ihre Forschungen ernst zu nehmen kommt doch manchmal der "Mann seiner Zeit" zum Vorschein, und er nimmt sie nicht so richtig ernst...


    Als Amarna an ihren Kino Besuch denkt musste ich echt grinsen, seid ich vor kurzer Zeit erst "High Rise" gelesen habe finde ich Hochhäuser auch echt gruselig :chen


    der geheimnisvolle Fremde aus den Katakomben und der Mann der von den Nazis verfolgt wird sind für mich auch die selbe Person, und ich bin mir ganz sicher das wir ihm nochmal begegnen werden!


    Die Szene als Paul seine Familie besucht fand ich irgendwie bedrückend, ich kann verstehen das er möglichst nicht da hin will...

  • Zitat

    Original von christabel
    Übrigens empfinde ich sie nicht als zickig, sondern eher von Kindesbeinen an verwöhnt. Paul finde ich, wie alle anderen auch :lache , ziemlich toll. Für ihn ist das Leben aufgrund seiner Herkunft halt nicht einfach. Dadurch steht er weit mehr im Leben, als Amarna selbst.


    Ehrlich gesagt habe ich jetzt, nachdem ich in das Buch reingefunden habe, unbändige Lust auf Sekundarliteratur. Ich möchte bitte sofort in eine Uni-Bibliothek und bergeweise Bücher über Keilschrift, Hethiter u. Hattusa usw. nach Hause schleppen. :grin


    Ich finde jetzt Paul nicht so toll, er ist doch nur zu einem Zweck hinter Amarna her sicher sind sie ein Team und haben dieselben Interessen aber Amarna ist viel weiter und geht mehr Spuren nach, was er garnicht versteht, weil es seine Beziehung zu ihr, die ja im Prinzip noch keine ist und vermutlich auch keine werden wird, gefährdet.


    Verwöhnt ist Amarna meines Erachtens nach auch nicht aber sehr frei und unabhängig erzogen.


    Und zum letzten: mir geht es auch immer so, dass ich Hintergründe nachschlage, Bücher wälze, goggle bemühe um mehr zu erfahren. Außerdem liegt immer eine Landkarte, Atlas oder Stadtplan in der Nähe um Orte zu suchen wo sie genau liegen usw. wobei man das bei google inzwischen ja auch findet.

  • Zitat

    Original von Maharet


    Als Amarna an ihren Kino Besuch denkt musste ich echt grinsen, seid ich vor kurzer Zeit erst "High Rise" gelesen habe finde ich Hochhäuser auch echt gruselig


    Ich auch!


    Ich koennte nie in einem wohnen, und darueber dass die Zeit, als ich in einem unterrichtet habe, vorbei ist, bin ich heilfroh!


    Hast Du Metropolis gesehen?


    Ich finde den grossartig.
    Aber gruselig auch ...


    Und Fritz Lang hat meines Erachtens auch genau die Saiten in uns, die das beaengstigt, angespielt.


    Schoen, was hier auffaellt!


    Und schoen, dass es fuer Dich leicht war, anzufangen.
    Fuer mich war's ja auch so. Das ganze Buch (nachdem ich das zweite Mal angefangen hatte hehe ...) war so schoen und so leicht, dass ich immer dachte: Damit kann doch was nicht stimmen.
    Leicht nicht im Magen - da hat's mich mehr gekostet als jedes bisher. Nur das, was ich jetzt schreib, kostet noch mehr.
    Aber leicht in den Fingern. Ich brauchte nur zu denken. Geschrieben hat sich's allein.


    Alles liebe von Charlie


    Edit: Zitat repariert. LG Wolke

  • So, zweiter Versuch meinen Senf dazu zu geben :-)


    Ich mag Amarna, sie ist so direkt und weiss was sie möchte. Auch wenn ihr die Alpträume Angst machen (was ja nur zu verständlich ist) stellt sie sich trotzdem ihrer Angst vor der Dunkelheit, weil das was sie sucht für sie so wichtig ist.
    Ich denke sie ist auch so wie sie ist, weil ihr wohl jeglicher weiblicher Vertrauter fehlt. Nur mit Männern um sich rum kann man ja nur lernen alles für sich zu behalten. Ihr Vater scheint ja was Gefühle betrifft auch nichtsehr gesprächig zu sein.
    Ausserdem musste ich durch sie heute an meine Urgroßmutter denken die war damals im gleichen Alter und mit einem Archäologen verheiratet. Den sie später auch auf Forschungsreisen begleitet hat (allerdings nach Peru, nicht in den nahen Osten ;-)) und dort dann gelernt hat die Knotenschrift der Inkas zu entziffern. Da musste ich dran denken als Amarna darauf besteht Hethithisch zu lernen.


    Paul weiss ich noch nicht einzuschätzen. Er scheint das Herz auf dem rechten Fleck zu haben, aber ich weiss nicht, ob er wirklich Amarna liebt, oder das Bild dass er sich von ihr gemacht hat. Eine Zukunft mit ihr wäre wohl der grösst mögliche Abstand zu seiner Herkunft.


    Die Rettungsaktion fand ich sehr mutig von ihm und die Gedanken, die er sich macht, dass man nicht wegschauen darf soo aktuell.

  • Zitat

    Original von streifi
    Nur mit Männern um sich rum kann man ja nur lernen alles für sich zu behalten.


    Ich lach mich krank. Koestlich!


    Kann aber auch ins Gegenteil umschlagen oder?
    Manche, die mit Vater und vier Bruedern aufwachsen, werden ausgesprochene Sabbeltanten ... (na ja. Meine Mutti war ja auch noch an Bord ...)


    Das mit Deiner Ugrossmutter packt mich jetzt auf der Stelle.
    Willste mir die nicht verkaufen?
    Billig?
    Nein, nicht die Uroma ... aber deren Geschichte???


    Freu mich ganz besonders, jemanden an Bord zu begruessen, der von Amarnas Studienkameraden abstammen koennte!


    Die Szene mit Paul auf dem Fahrrad finde ich auch aktuell. Eigentlich vergeht kaum ein Tag, an dem ich derzeit nicht ueber etwas aehnliches nachdenke. Ich mag Paul in der Szene sehr gern. Besonders weil er Angst hat und am liebsten fluechten moechte.


    Herzlich,
    Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie


    Das mit Deiner Ugrossmutter packt mich jetzt auf der Stelle.
    Willste mir die nicht verkaufen?
    Billig?
    Nein, nicht die Uroma ... aber deren Geschichte???


    Kannst du gerne haben, die Geschichte. Meine Uroma kann ich Dir gar nicht geben, die lebt leider schon lange nicht mehr. Kannst ja mal Heinrich Ubbelohde-Doering googeln, allerdings gibt das nicht so wahnsinnig viel her. Das war ihr Mann und mein Urgroßvater, der mir wohl seine Geschichtsleidenschaft vererbt hat. Bemerkenswerterweise hatte er einen Tag vor mir Geburtstag und ist 10 Tage nach meiner Geburt gestorben. Klassischer Fall von einer kommt und einer geht in der Familie.


    Ich kann da leider nicht so viel beisteuern, da ich leider zum unehelichen Teil der Familie gehöre ;-)

  • Im Googeln bin ich zwar die Nulpe der Nation ... aber dafuer (das ist in etwa so wie Analphabeten, die ein geniales Gedaechtnis entwickeln) weiss ich immer einen, den ich fragen kann, hehe.
    Und das werd' ich machen!


    Deine Familie hoert sich an, als waere die ne ganze Saga wert ...

  • Ich hätte noch Schauspieler, Geiger und Maler anzubieten ;-)


    Edit: und nen badischen Staatsminister...

  • Zitat

    Original von Charlie
    Meine Karriere ist gerettet ... ganz besonders scharf bin ich auf den Archaeologen und den Geiger!


    Ich hab dir bei Facebook ne Nachricht geschickt. Will ja mit meiner Familie nicht den Thread sprengen....;-)


  • Ich mag Paul, finde aber auch, dass er nicht zu Amarna passt, ich glaube eine starke Frau wie sie, die auch noch beruflich im selben Feld tätig ist, da hat er ewig mit seinem Minderwertigkeitsgefühl wegen seiner Herkunft zu kämpfen.

  • Spannende Frage!


    Einheitlich geregelt war das nicht.
    Es gab erste Ausnahmen bereits im Achtzehnten und fruehen Neunzehnten Jahrhundert. In Deutschland kamen dann ab der Wende zu Jhdt. Zwanzig nach und nach Zulassungen fuer Fakultaeten. Nagel mich nicht fest, aber ich glaube Vollzulassung auch fuer die technischen Fakultaeten herrschte ab kurz vor dem Ersten Weltkrieg. 1913? Muesste ungefaehr stimmen. Auf alle Faelle lag zu der Zeit der Frauenanteil an den Unis noch klar unter zehn Prozent. Anfang der Dreissiger Jahre hatte er sich verdoppelt. Archaeologie und die verschiedenen Faecher, die zu einer solchen Laufbahn fuehren konnten, waren recht frueh beliebt, weil es da Frauen gab, die sich engagierten und bekannt wurden - Amelia Edwards, Gertrude Bell etc.

  • Wow, einzelne Frauen studierten tatsächlich schon im 18. Jahrhundert? Faszinierend, sowas finde ich immer sehr spannend, wenn sich Frauen in der männerdominierten Gesellschaft durchsetzen konnten.


    Amarna nennt ja auch kurz Lise Meitner, die ja anscheinend sogar Deutschlands erste weibliche Professorin war, was ich vorher nicht wusste.
    Danke für die Antwort!

  • Ja, aber sehr vereinzelt. Das sind dann eben so Toechter von akademisch hochgebildeten Vaetern (Medizinern etc.), die keine oder nur maessig begabte Soehne hatten, und die Toechter auch ohne entsprechende Zulassung ausbilden liessen.
    Es gab ja bereits im Mittelalter solche Einzelfaelle - Vaeter oder andere maennliche Verwandte - die ihre begabten Toechter/Nichten etc. trotz der nicht zugaenglichen Bildungsangebote ausbilden liessen, z.B. indem sie Universitaetslehrer privat bezahlten. Heloise ist so ein Fall.
    Das ist natuerlich statistisch gesehen voellig zu vernachlaessigen, aber ich stelle mir das fuer eine Frau, die ein Studium anstrebte, doch wichtig vor: das Wissen, dass es nicht voellig unmoeglich ist, dass es Frauen gibt, die es geschafft haben. Deshalb habe ich Lise Meitner erwaehnt - ich denke, das muss fuer die jungen Frauen der Epoche ein richtiger Triumph gewesen sein, so ein Jetzt-kommen-wir!-Gefuehl.