Daran wuerde ich gerne schuld sein!
Ich jedenfalls freu mich ueber Eure Beitraege, und wenn die lang sind, dann moecht' ich ueber meine mal ganz schnell den Schleier des hoeflichen Schweigens ziehen.
Ich habe mich noch nie mit einer nicht-akademischen Aufgabe so intensiv, unablaessig und lebensumwaelzend beschaeftigt wie mit diesem Buch, und zu erleben, dass sich Leser darauf einlassen und sich auch damit beschaeftigen, ist fuer mich so schoen, dass ich es jeden Tag aufs Neue nicht glauben kann.
Es ist ja nur ein Unterhaltungsroman, den isst man, aber man beschaeftigt sich nicht damit. (Ich wuerde das auch nicht machen - ich guck ja auch Fussball und denk hinterher nicht stundenlang darueber nach. Obwohl ... ) Wer's doch macht, macht mir ein Geschenk (und um ehrlich zu sein, ganz ganz leise und bitte nicht zum Weitersagen - mich macht das minutenlang voellig vergessen, dass es das Buch, was ich eigentlich gern zu dem Thema schreiben wuerde, nicht gibt und nicht geben wird, weil das meine Faehigkeit nicht hergibt. Ich moecht' dann minutenlang nur mein Buch, das es gibt, haben - einen Zustand, den ich eh nur bei diesem Buch erreichen kann. Und nur mit Eurer Hilfe.)
Von mir aus koennen Eure Beitraege also nicht lang genug sein. Und wir sind ja hier nicht in Tante Klaerchens Handarbeitsstunde - es besteht kein Zwang zum Haekeln und keiner zum Lesen.
Ich jedenfalls bedank mich.
Zum Selbstverlag:
Ja, das ist richtig.
Ich habe den zweiten Teil ein Jahr lang zur Veroeffentlichung bei KDP konzipiert und vorbereitet. Ich hatte im Maerz meine Programmleiterin (zitternd) gefragt, ob ich die Rechte an den Figuren halte und ob ich das machen darf, und sie hat gruenes Licht gegeben.
Geplant hatte ich das, weil ich zum einen wusste, dass schon dieses Buch ganz boese gegen den Mainstream galoppiert und das Gegenteil von einem Verkaufshit wird, dass ich also auf gar keinen Fall meinem Verlag noch ein zweites derartiges Ressourcengrab zumuten darf. Ich war (und bin) wirklich dankbar, dass der Verlag (der urspruenglich etwas voellig anderes von mir wollte UND dann noch die Konzeptaenderung aufs Auge gedrueckt bekam) das nach dem Motto Augen-zu-und-durch ueberhaupt mitgemacht hat.
Zum zweiten war mir klar, dass ich wenn ich noch einen Schritt weitergehe, also 31 + 7 rechne, mich ueberhaupt nicht mehr nach Verlags- und Genrevorgaben richten kann, sondern Sprache splittern lassen muss, und da, wo meine Mittel schon im Ansatz versagen, eben Luecken lassen. Ich habe ein Buch fuer eine kleine Audienz konzipiert. Und fuer mich.
Dann hab ich mich reingestuerzt. Lektor und Coverdesigner ausgesucht, Facebook und Blog zur Werbung angeschafft und vor allem: Roman geplant. MEINEN ROMAN.
Absolut irre. Berauschend.
Leider waer's so aber nicht weitergegangen.
Ich bin ein katastrophaler Rechner und hatte gedacht, mein einziges erfolgreiches Buch koennte mein KDP-Buch finanzieren, was aber unter die Rubrik Wovon-traeumst-du-eigentlich-nachts faellt, denn so viel spielt kein Buch von mir je ein. Ich hatte bereits Buch Eins - als erstes in meinem Leben - um sechs Monate ueberzogen, damit meinen Zeitplan (der vor allem ein extrem enger Finanzplan ist) voellig aus den Angeln gehoben und unsere ohnehin dauernd angespannte Lage richtig brenzlig gemacht. Im Oktober stand Buch II schreibfertig. Aber es war absolut kein Geld mehr uebrig, um noch irgendwo Zeit dafuer abzuschneiden, geschweige denn zu bezahlen, was ein Roman braucht.
Ich haette es aufgeben muessen. Ich haette das nicht gekonnt. Ich weiss nicht, was ich gemacht haette. Ich will's auch nicht wissen.
Mein Verlag ist dann eingesprungen. Ich hab ihn nicht belatschert, wirklich nicht. Er hat's einfach gemacht. Aus Nettigkeit. Sowas gibt's wirklich. Und das muss man auch mal erzaehlen duerfen, denn den ganzen Muell erzaehlt man ja auch.
Im Endeffekt konnte ich (auch wenn's extrem luftabschnuerend bleibt, weil ich einfach fuer das Buch so viel mehr Zeit brauche, als man fuer einen Unterhaltungsroman brauchen darf) mein Buch weiterschreiben, aber wir stehen jetzt mit einem Romankonzept da, das fuer eine Publikumsverlags-Audienz nie gedacht war. Das gibt mir eine Schere in den Kopf, die so ganz leicht nicht zu handhaben ist. Ich habe viel mehr Zweifel, als ich zugebe. Aber ich habe auch das Schreiben noch nie so genossen. Ich muss es eben versuchen, damit ich mir das, wenn es schief geht, sagen kann: Das ganze Rumgeschreibsel, jahrzehntelang, hat wenigstens dazu gefuehrt, dass du es mal versucht hast. Was danach ist, weiss ich noch ueberhaupt nicht. Und das frage ich mich auch nicht. Als wenn ich neunzehn waere.
Im Moment bin ich allen aeusseren Widrigkeiten zum Trotz einfach ziemlich selig, dass ich die haben durfte und noch zwei Monate lang haben darf, Hatti und Ararat. Ich weiss, dass das ein unverschaemtes Glueck ist, und mir ist es passiert, als ich absolut nicht mehr damit gerechnet habe, als ich laengst am Zurueckrudern war. Es ist ganz toll, ganz aufregend, nutzt sich (noch) ueberhaupt nicht ab, sondern ist jeden Morgen wieder: WOW. Ich lass mir keinen Tag davon wegnehmen. Und diese Leserunde war (und ist noch ein paar Tage lang) eine Schnittstelle zum Abgleichen, eine Atempause, aber vor allem ein Hoehepunkt davon.
Vielen Dank.
Charlie