'Die Stadt der schweigenden Berge' - Seiten 482 - Ende

  • Aber aufnehmen nicht vergessen!


    Ach, Paradise.
    Zu Dir muss ich ja genau wie zu den anderen freundlich Willkommen im Ziel sagen, aber das faellt mir gar nicht leicht, weil es heisst: Heute Abend kann ich mich nicht wieder auf Deine Zusammenfassung freuen. Morgen auch nicht. Nie mehr. Eine von Deinen Zusammenfassungen zu meiner Hatti krieg ich nie wieder.
    Ach mann.
    Und da behauptest Du noch, Deine Beitraege waeren zu lang?


    Anyway:
    Vielen, vielen Dank!


    Wenn Du mein Buch halb so gern gelesen hast wie ich Deine Zusammenfassungen, dann hat's Dir immerhin Spass gemacht.


    Dass Du Dir Dokumentationen ueber Cuneiform-Deciphering anschaust (ist das nicht toll? Ich weiss jedenfalls, was ich mit meinem naechsten Leben anfange. Und dem naechsten. Und dem naechsten. Wirklich schade, wenn man da nicht so richtig dran glauben kann) und Gilgamesch rausholst, freut mich riesig.


    Zu Deinen Fragen vorab - das muss ich jetzt wohl mal bekennen: Mir faellt auf, dass dieses kein Buch ist, bei dem sonderlich viel, was ich wollte, funktioniert hat. Mein Wunsch, subtil zu bleiben, Dinge anzudeuten, nichts aufzudraengen, nichts zu erklaeren, hat dazu gefuehrt, dass vieles fuer den Leser unsichtbar bleibt. Das ist gar nicht so toll. Ich hab das Buch nicht weniger lieb. Es bleibt das einzige Buch von mir, das ich selbst lesen wollte (und gelesen habe! Mehr als einmal). Aber es gibt mir schon ein bisschen zu denken, dass ich bei dem Buch, das die meisten Ueberarbeitungsgaenge hatte (der Verlag hat mir extra noch einmal die Zeit verlaengert. Und zwei Ueberarbeitungsgaenge haben komplett in Yerevan stattgefunden ...), offenbar die festesten Scheuklappen um hatte.
    Das bestaetigt leider etwas, das man im Prinzip vorher wusste, aber nicht so gern wahrhaben will: Zu wenig Distanz zwischen Autor und Thema/Geschichte tut dem Ergebnis nicht gut.


    Das Problem ist nur:
    Zu wenig Distanz zwischen Autor und Thema/Geschichte macht aus Schreiben Glueck.


    Wie soll man sich da entscheiden?


    Ganz klar - fuer den Leser. Sonst kann man das Ding ja nicht verkaufen. Aber so ganz einfach ist das nicht. So ein Mensch ist ja genusssuechtig. Und wenn man das einmal erlebt hat ...
    Never mind. SO intensiv wird's mir nicht nochmal passieren, und das Buch, das ich danach geschrieben habe, war ein solider Kompromiss. Ich bin eigentlich sicher, das funktioniert fuer die Leser besser.


    So, jetzt im Einzelnen:
    Zum Museum: Arman ist besessen von diesen Tafeln. Er will die alle, die anderswo hingekommen sind, sehen, und eigentlich will er die auch alle zurueckklauen, da er meint, die gehoeren ihm.
    In Berlin ist er, weil er Tilman belauern will, aber der Versuchung, an die Tafel dranzugehen, kann er nicht widerstehen.
    Das ganze Ding mit der Entzifferung dieser Tafeln ist eine von zwei Ersatzhandlungen, um irgendwie doch noch an diesen Vater ranzukommen (die andere ist: ihn zu raechen). Mir ist das am allernaechsten vom ganzen Buch gegangen, dieses Vater-Zeugs und die Hethiter, die keinen Tag des Vaters haben. Und davon steht offenbar ueberhaupt nix drin. Das macht mich schon traurig. Vor lauter Angst, irgendwas ueberzuerklaeren oder beim Leser auf Knoepfe zu druecken (was ich halt selbst so ueberhaupt nicht abkann), habe ich nichts gezeigt. Sehr schade. Verschenktes Potential.
    Rehan gehoert in die gleiche Kiste. Das ist seine geklaute Ersatzschwester. (Ja, im zweiten Buch hat die noch mal einen grossen Auftritt, das ist aber nicht ihre Funktion, denn als ich dieses geplant habe, gabs ja noch gar kein zweites!) Ich brauch die natuerlich auch noch, um zumindest im Ansatz zu zeigen, was aus low-resilience-Todesmarschkindern (die absolut uebrigblieben, von denen niemand mehr herausbekommen konnte, von wem sie stammten) haeufig wurde, um einen Kontrast zu haben und um zu zeigen: Die kann man nur noch beschuetzen, fuer einen Safe haven sorgen, heilen kann man da nix mehr. (Ich wuerd dazu gern noch was sagen, trau mich aber nicht, habe furchtbare Angst, falsch verstanden zu werden. Rehan hab ich mal gesehen. Und nie vergessen. BITTE NICHT WEITERLESEN, wenn das Probleme macht und BITTE nicht falsch verstehen. In Filmaufnahmen die Sowjetarmee bei der Befreiung des KZ Auschwitz gedreht hat. Diesen Film muss man sich in Auschwitz fuer seine Gruppe abholen, man muss sich dazu in eine Schlange stellen und dann an der Ausgabe die Sprache angeben, in der man den Film braucht. Ich hab mich a immer ewig in der Ecke rumgedrueckt und abgewartet, weil ich mich nicht getraut habe, da hinzugehen und vor allen Leuten: "Deutsch" zu sagen. Na ja. In diesen Aufnahmen gibt es auch welche aus dem provisorisch errichteten Krankenlager, in das Haeftlinge verbracht wurden, und eine ist von einem Maedchen, fuer das medizinisch nichts mehr getan werden kann. Es kann nur noch versucht werden, dass es sich beim Sterben sicher und warm fuehlt, und diese Maenner in Armeemaenteln sitzen dann um das Bett und streicheln das Maedchen. Natuerlich ist dieser Film auch propagandistisch, das war ja vor 89. Aber vergessen hab ich das trotzdem nicht. Das Maedchen musste mal in ein Buch von mir, glaub ich. Sorry. Danke fuers Lesen. Bitte nicht falsch verstehen.) Fuer ein paar dramaturgische Kleinigkeiten konnt' ich sie dann auch noch benutzen, aber das spielt keine Rolle.


    Leider, leider, davon stand wohl auch nix in meinem Buch.


    Verteidigen will ich aber meine Entscheidung, keinen weiteren Hattusa-Teil zu schreiben, auch wenn das fuer den Leser unbefriedigend ist, das finde ich nach wie vor groovy: Wie das alles zu deuten ist, wissen wir doch heute immer noch nicht. Ich wollte das basically an der Stelle stehen lassen, an der die Archaeologen sind (wobei ich natuerlich aus den nackten Fakten eine wilde Geschichte gemacht hab), hinschmeissen und sagen: So, den Rest koennt ihr euch ausdenken. Amarna denkt sich ihr's. Das ist recht wahrscheinlich. Aber wir wissen's nicht.


    Dass mein Liebespaar nicht bei Dir punkten konnte, finde ich natuerlich auch schade, aber da haett' ich, denk' ich, nix machen koennen, auch ohne Scheuklappen nicht. I love them. Can't help it. Ich kann das nicht mal hinschreiben, ohne daemlich zu grinsen. Tante Frieda halt. Na ja ... vermutlich sind gerade das die Scheuklappen.


    Dass Arman voellig allein daran schuld ist, dass er Buelent falsch verstanden hat,wollt' ich auch nicht gesagt haben. Buelent drueckt sich auch nicht sehr klar aus, das wollt' ich eigentlich mehrmals zeigen.
    Maenner bitte das hier nicht lesen, ich habe keineswegs vor, hier Mann-Frau-Klischees, von denen wir alle eh zur Genuege genervt sind, plattzutreten, und meins alles andere als boese. Eher fasziniert und bewundernd.
    Ich bin ja eine lebenslange begeisterte Maennerbeobachterin (aufgewachsen mit vier Bruedern, immer mit deutlich mehr Maennern und jetzt ausschliesslich mit Maennern lebend). Und nach wie vor voellig gefesselt von den Seiten des Phaenomens Mann, die ich als voellig anders und von der Durschschnittsfrau als nicht nachahmbar empfinde. Eine davon ist diese Nicht-Verstaendigung.
    Mein Mann (ein beredter, eloquenter Lehrer und Kuenstler!) kann zum Beispiel stundenlang mit seinem partiell bei uns lebenden Bruder (ein beredter, eloquenter Filmemacher) zusammensitzen und "sich ueber ein wichtiges Thema unterhalten".
    Spaeter spielen sich zwischen ihm und mir dann Dialoge dieser Art ab:
    "Hast du Rob wegen XYZ gefragt."
    "XYZ? Ja! Hab ich!"
    "Und was hat Rob gesagt?"
    "Rob? Gesagt? Wozu?"
    "Na du wolltest dich doch mit ihm ueber XYZ unterhalten."
    "XYZ? Ja. Stimmt. Da hat er was gesagt."
    "Was denn?"
    "Du, das hatte ich nicht richtig verstanden."
    "Und wieso hast du dann nicht nachgefragt?"
    "Nachgefragt? Haett ich das machen sollen?"


    Manchmal habe ich das Gefuehl, meine Brueder, meine Soehne, mein Schwager mein Mann, mein Vater koennen ewig vollkommen gluecklich beieinander sitzen und mehr oder minder durch in Abstaenden ausgestossene Brummlaute kommunizieren.


    In dem Moment wo dann eine Frau (ich) dazukommt, aendert sich das schlagartig, sie werden charmant, gespraechig, sagen sogar Sachen, die Sinn haben ...


    Aber wenn da nun zwei sechs Jahre lang vor sich hin brummend aufeinandersitzen? 1915? Die sagen sich doch nicht: Du, ich hab dich fuerchterlich lieb. Die machen das mit diesen Lauten und irgendwelchen Sprachersatzhandlungen. (Zaertlichkeit ist eine gut verstaendliche. Aber so richtig wahrscheinlich bei den zweien halt auch nicht.) Und die sind eben ziemlich leicht fehlzuinterpretieren, vor allem wenn man dazu praedestiniert ist, zu hoeren, was man eh schon im Kopp hat.


    So ungefaehr war's jedenfalls gemeint.


    Und letztens: Dass ich Ohr schon mal hatte, ist mir jetzt echt peinlich. Tut mir total leid, das war mir ueberhaupt nicht praesent. Diese Medizin-Sachen macht mir immer mein Bruder - ich schildere ihm die Symptome und Umstaende, die ich brauche, und er sucht mir ne Krankheit. Haett' ich mich erinnert, dass ich Ohr schon mal hatte, haette ich ganz unbedingt darauf gedrungen, etwas anderes zu bekommen, denn solchen Vergleich wollte ich auf gar keinen Fall heraufbeschwoeren. Das tut mir jetzt sehr leid.


    Ich glaub' das war's, oder? Und ich fange mal wieder ewig zu spaet mit meiner Arbeit an ... Never mind. Wenn ich was vergessen habe, bitte noch mal nachfragen, mich freut's jederzeit.


    Und ansonsten bleibt mir nur - das ist aber wirklich last but not least - mich ganz ganz herzlich noch einmal zu bedanken.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Maharet
    Ach schade, Saiya, das hätt ich jetzt auch zu gern noch gesehen. Ich hab mir den Gilgamesch jetzt auch mal auf die WuLi gesetzt, manche Dinge muß man einfach im Regal stehen haben. Außerdem gabs gestern Bulgur Salat, nach dem Buch musste das sein. Lecker war der (und es gibt kein Bild davon bei facebook)....!



    Rezepte werden gerne gesehen :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Bevor ich meinen Senf zum letzten Abschnitt gebe, wollte ich noch etwas mit euch teilen, was heute Abend zufällig während des Essens im Fernsehen in der Frankenschau lief. Ein kurzer Beitrag über einen neuartigen 3D-Scanner der Forschern bei der Entzifferung von Keilschriftscherben aus Hattusa hilft.
    Link: http://www.br.de/mediathek/vid…tafeln-wuerzburg-100.html


    Danke Paradise und das ganz in meiner Nähe, unglaublich.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Saiya, kannst du das bitte bitte aufnehmen und bei Facebook einstellen? Ich stell dann da Fotos von meinem Bulgur dazu, und alle Welt verzweifelt, weil man bei Facebook ja nix wegklicken kann.


    Doch kann man schon, einfach auswählen diesen Beitrag nicht mehr anzeigen oder so ähnlich.
    Aber eine rezitierende Saiya wäre doch sehenswert.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Charlie
    Wenn Du mein Buch halb so gern gelesen hast wie ich Deine Zusammenfassungen, dann hat's Dir immerhin Spass gemacht.


    Ich hatte auf jeden Fall sehr viel Spaß beim Lesen, und ebenso bei der Leserunde. :knuddel1


    Zitat

    Original von Charlie
    Dass Du Dir Dokumentationen ueber Cuneiform-Deciphering anschaust (ist das nicht toll? Ich weiss jedenfalls, was ich mit meinem naechsten Leben anfange. Und dem naechsten. Und dem naechsten. Wirklich schade, wenn man da nicht so richtig dran glauben kann) und Gilgamesch rausholst, freut mich riesig.


    Ich bin von sowas auch immer ungemein fasziniert. Wie gesagt, ich hab so einen Hang zur Archäologie, bin dann aber letzten Endes in der IT gelandet. Und da wo die beiden Dinge aufeinanderstoßen, wird mir besonders warm ums Herz. :-] Das wäre schon auch was für mich.


    Zitat

    Original von Charlie
    Zum Museum: Arman ist besessen von diesen Tafeln. Er will die alle, die anderswo hingekommen sind, sehen, und eigentlich will er die auch alle zurueckklauen, da er meint, die gehoeren ihm.


    Das hab ich auf jeden Fall so verstanden (schon von dem was er im Museum in Istanbul erzählt). Allerdings hat er die Tafel ja nicht mitgenommen, deswegen dachte ich, es war vielleicht tatsächlich irgendwie geplant Amarna dort direkt anzutreffen.


    Zitat

    Original von Charlie
    Mir ist das am allernaechsten vom ganzen Buch gegangen, dieses Vater-Zeugs und die Hethiter, die keinen Tag des Vaters haben. Und davon steht offenbar ueberhaupt nix drin. Das macht mich schon traurig. Vor lauter Angst, irgendwas ueberzuerklaeren oder beim Leser auf Knoepfe zu druecken (was ich halt selbst so ueberhaupt nicht abkann), habe ich nichts gezeigt. Sehr schade. Verschenktes Potential.


    Das würde ich jetzt nicht sagen. Diese verzweifelte Suche nach einem Vater der ihn scheinbar nie richtig wahrgenommen hat, ebenso wie die Sehnsucht nach Anerkennung durch seinen Ziehvater Bülent kam für mich auch sehr berührend rüber. Der Satz, dass es keinen Tag des Vaters bei den Hethitern gab, ist bei mir hängengeblieben.


    Zitat

    Original von Charlie
    Rehan gehoert in die gleiche Kiste. Das ist seine geklaute Ersatzschwester. (Ja, im zweiten Buch hat die noch mal einen grossen Auftritt, das ist aber nicht ihre Funktion, denn als ich dieses geplant habe, gabs ja noch gar kein zweites!) Ich brauch die natuerlich auch noch, um zumindest im Ansatz zu zeigen, was aus low-resilience-Todesmarschkindern (die absolut uebrigblieben, von denen niemand mehr herausbekommen konnte, von wem sie stammten) haeufig wurde, um einen Kontrast zu haben und um zu zeigen: Die kann man nur noch beschuetzen, fuer einen Safe haven sorgen, heilen kann man da nix mehr.


    Sie blieb für mich halt einfach sehr blass im Hintergrund. Ab und an stürmt sie mal auf jemanden zu und lässt einen Wortschwall ab, den außer Arman scheinbar keiner versteht. Die meiste Info war für mich noch, als Arman erzählt hat wo er sie gefunden hat. Natürlich hat sie mir leid getan und es war mir klar, dass ein trauriges Schicksal dahinter steht. Aber ich hätte einfach gerne noch etwas mehr von ihr gesehen.
    Danke für die Info zu dem "Vorbild". Ich kann mir gut vorstellen, was für einen Eindruck das hinterlässt.


    Zitat

    Original von Charlie
    Verteidigen will ich aber meine Entscheidung, keinen weiteren Hattusa-Teil zu schreiben, auch wenn das fuer den Leser unbefriedigend ist, das finde ich nach wie vor groovy: Wie das alles zu deuten ist, wissen wir doch heute immer noch nicht. Ich wollte das basically an der Stelle stehen lassen, an der die Archaeologen sind (wobei ich natuerlich aus den nackten Fakten eine wilde Geschichte gemacht hab), hinschmeissen und sagen: So, den Rest koennt ihr euch ausdenken. Amarna denkt sich ihr's. Das ist recht wahrscheinlich. Aber wir wissen's nicht.


    :licht Ah! Das sehe ich ein und verstehe ich auch. Ich hab mir einfach bei dem letzten Abschnitt immer gedacht: Da MUSS doch nochwas kommen! :lache Aber ich werde mich mit diesem Paar auch noch etwas nebenher beschäftigen.


    Zitat

    Original von Charlie
    Dass mein Liebespaar nicht bei Dir punkten konnte, finde ich natuerlich auch schade, aber da haett' ich, denk' ich, nix machen koennen, auch ohne Scheuklappen nicht. I love them. Can't help it. Ich kann das nicht mal hinschreiben, ohne daemlich zu grinsen. Tante Frieda halt. Na ja ... vermutlich sind gerade das die Scheuklappen.


    Ne, da hättest Du glaub ich wirklich nichts dran machen können. :lache Liebesgeschichten haben bei mir generell immer einen etwas schwereren Stand, ich weiß auch nicht so genau wieso. Die Liebesgeschichte von Catherine Parr und Thomas Seymour fand ich wunderbar, aber wenn recht geturtelt wird ist das einfach nicht mehr so meine Welt. Aber das ist einfach ganz persönlicher Geschmack. Mögen tu ich die beiden trotzdem, mach Dir da keine Gedanken.


    :rofl Männerkommunikation.


    Zitat

    Original von Charlie
    Aber wenn da nun zwei sechs Jahre lang vor sich hin brummend aufeinandersitzen? 1915? Die sagen sich doch nicht: Du, ich hab dich fuerchterlich lieb. Die machen das mit diesen Lauten und irgendwelchen Sprachersatzhandlungen. (Zaertlichkeit ist eine gut verstaendliche. Aber so richtig wahrscheinlich bei den zweien halt auch nicht.) Und die sind eben ziemlich leicht fehlzuinterpretieren, vor allem wenn man dazu praedestiniert ist, zu hoeren, was man eh schon im Kopp hat.


    Das mit dem brummend aufeinandersitzen kann ich mir gerade so richtig schön vorstellen. Aber jetzt sind die beiden sich denke (und hoffe) ich, auch näher gekommen.


    Zitat

    Original von Charlie
    Und letztens: Dass ich Ohr schon mal hatte, ist mir jetzt echt peinlich. Tut mir total leid, das war mir ueberhaupt nicht praesent. Diese Medizin-Sachen macht mir immer mein Bruder - ich schildere ihm die Symptome und Umstaende, die ich brauche, und er sucht mir ne Krankheit. Haett' ich mich erinnert, dass ich Ohr schon mal hatte, haette ich ganz unbedingt darauf gedrungen, etwas anderes zu bekommen, denn solchen Vergleich wollte ich auf gar keinen Fall heraufbeschwoeren. Das tut mir jetzt sehr leid.


    Ach was. Mir ist das selber erst so ganz am Schluss aufgefallen und ich fand's lustig. :lache Kein Grund sich zu entschuldigen. Da könnten sich die beiden dann mal drüber unterhalten (wenn da nicht ein paar hundert Jahre dazwischen wären, aber für Romanfiguren ist das ja kein Hindernis).


    Findus :
    Ja ne? Ich fand das auch so cool. :-]


    Ich habe übrigens DIESE Gilgamesch-Version (nur mit anderem Coverbild):

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Da könnten sich die beiden dann mal drüber unterhalten (wenn da nicht ein paar hundert Jahre dazwischen wären, aber für Romanfiguren ist das ja kein Hindernis).


    NEIN!


    Ich lass ihn sonst machen, was er will, ich bin wirklich tolerant, aber wenn er nix Besseres zu tun hat, als sich mit anderen Romanfiguren zu unterhalten, dann suche ICH die aus, und darueber gibt's keine Diskussion. Meine Pappkameraden von anno dazumal kriegt er nicht. Die haben mir nicht nur heute die Petersilie verhagelt, und in Zukunft bleiben die gefaelligst, wo sie hingehoeren: In der Kellerkiste.
    Wenn er sich unbedingt mit wem unterhalten will und ihm das Beste, was ich zu bieten hab, nicht genuegt, geh ich halt mal bei anderen Autoren anklopfen. Toten vor allem. (John Steinbecks Tom wuerde ich anfragen und Graham Greenes Anthony Farrant. Bei mir ist jetz eh alles zu spaet, da kommt's auf ein bisschen Groessenwahn mehr oder weniger nicht an.)


    Vielen Dank, dass Du Dich nochmal gemeldet hast - das war wirklich sehr nett!


    Die Ausgabe, die Du bestellt hast, Saiya, finde ich rundum empfehlenswert.


    Einen schoenen Abend wuenscht Charlie

  • Aber mit Clemens würde er sich gut verstehen, glaube ich.


    Die Ausgabe gefällt mir auch sehr. Ich bin dir dankbar für die Empfehlung, Charlie.
    Die Einführung in die Geschichte der Tafeln ist sehr ausführlich und nicht zu wissenschaftlich geschrieben. Auch die Zusammenfassung des Epos ist kurzweilig erzählt. Ob man die wirklich sehr ausführlichen Kommentare zu den einzelnen Tafeln braucht, muss man dann während des Lesens der Verse entscheiden. Ich habe das erstmal hinten angestellt und lasse die Tafeln für sich selbst sprechen. Kommentare kann ich auch beim zwei oder dritten Lesen mit einbeziehen. Mir macht es jedenfalls große Freude immer ein kleines bisschen weiter mit Gilgamesch und Enkidu durch ihr Leben zu reisen.

  • Clemens darf er! Und Joachim und Harry und Kutte auch.


    Ich würde das ganz genauso machen wie du. Erstmal nur dran freuen. Und mit allem, was man sich später dazu holt, hat man immer wieder einen neuen Text.
    Soll ich unser Flood Tablet denn morgen mal zeigen?

  • Zitat

    Original von Saiya
    Aber mit Clemens würde er sich gut verstehen, glaube ich.



    Stimme dir zu!!




    Charlie


    Ich war vorhin im Britisch Museum zu Besuch und habe Prof. Irving Finkel gesehen.
    Auch einige Aussstellungsstücke gesehen. Es war eine Dokumentation, ich denke von BBC auf Spiegelgeschichte. Hast du bei ihm auch deine Namen geübt?
    Ich wollte mich noch einmal für deine Begleitung der Leserunde bedanken und die vielen Hintergrundinformationen. Glencoe und Das Haus Gottes liegen auch noch auf meinen SUB.
    Carmen und Lotti werden auf jedenfall noch folgen.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Clemens darf er! Und Joachim und Harry und Kutte auch.


    Die Herren muss ich erst noch kennenlernen. :-) Von Steinbeck kenne ich bisher leider auch erst George und Lennie, aber das fand ich so gut, dass ich gerne weitere Bücher von ihm lesen möchte.
    So viele Sachen zu lesen und woher die Zeit nehmen. :cry

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ist das toll! Das zieht mich jetzt aus meinem Conan-Doyle-Loch. Danke, dass Du mir das erzählt hast! Ist der nicht toll? Einer meiner Helden. Und der ist so nett! So natürlich, macht überhaupt kein Aufhebens davon, dass er die absolute Koryphäe ist. Über sein grandioses Buch "Ark before Noah" hat ihn einer gefragt: "Eigentlich haben Sie doch eine Liebeserklärung an Cuneiform geschrieben." "Natürlich", hat er gesagt.


    Seine Vorträge sind immer brechend voll, weil er so charismatisch spricht.
    Einer, dem man immer anmerkt, wie sehr er liebt, was er tut. Dabei ist er mehr oder minder zufällig dazu gekommen.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Clemens darf er! Und Joachim und Harry und Kutte auch.


    Ich würde das ganz genauso machen wie du. Erstmal nur dran freuen. Und mit allem, was man sich später dazu holt, hat man immer wieder einen neuen Text.
    Soll ich unser Flood Tablet denn morgen mal zeigen?


    Ja, bitte.
    Joachim, Harry, Kutte, Clemens und Manfred... Ich muss das Buch nochmal lesen.

  • Vielen Dank, Charlie.
    Das ist unglaublich, was sie damals auf solche einer Tafel habe unterbringen können. Dass sie sich die Mühe gemacht haben, diese Geschichte zu erzählen. Und wie schön, das wir es heute noch anschauen dürfen, dass wenigstens etwas erhalten geblieben ist.

  • Das Buch ist zu Ende und ich habe es gestern mit einem dicken Seufzer zugeschlagen. Bei solchen Büchern merkt man mal wieder, dass Fernsehen nie so bewegend sein kann wie das Lesen eines Buches.


    Am meisten gelitten habe ich wohl um Arman. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich ihn abgeschrieben hatte. Dass er dann doch lebt, da fiel mir wirklich ein Stein vom Herzen. Sicher schränkt die einseitige Taubheit seine Lebensqualität ein, aber er hat so viel durchmachen müssen, dass er das nun auch verwursten kann.


    Die Auflösung um Amarnas Mutter fand ich immens spannend, nur schade, dass ich sie danach so gar nicht mag. Ich kann vielleicht noch verstehen, dass sie Gaspar wollte, aber dann hätte sie seinen Jungen mit in Kauf nehmen müssen und nicht Gaspar für sich allein beanspruchen. Die Dame ist sehr Ich- bezogen, solche Leute kann ich ja gar nicht leiden.


    Unseren Ziegenhirten (Besitzer) habe ich völlig falsch eingeschätzt, er gehörte doch zu den Guten.


    Paul kommt ja dann auch noch ganz gut weg. Ich habe ihn ehrlich gesagt nie wirklich als Weichei gesehen, er wollte seiner Amarna nur alles geben und hat sich dabei ein wenig selbst aufgegeben.


    Ich habe zwar bisher nur 3 Charlie- Bücher gelesen (Kinder des Meeres, Als wir unsterblich waren und dieses), aber mich hat dieses wirklich am meisten fesseln können. Ich kann das gar nicht so richtig in Worte fassen warum genau. Vielleicht weil ich beim Lesen des Romans so viel gelernt habe und nebenbei immer googeln musste. Genau dann hat mich eine Geschichte so richtig gepackt.


    Für meine Rezi brauche ich jetzt gewiss noch ein Weilchen, um die richtigen Worte zu finden. Positiv wird sie und ich glaube auf meinem Blog wird es wohl bald 2 Lesehighlights 2015 geben. :grin