In meiner Schule (die war leider ein bisschen speziell) wurden die Dreissiger und Vierziger Jahre in der Schule in absolut unadaequater Form abgehandelt. Eigentlich ein bisschen aehnlich wie De bello Gallico im Lateinunterricht: Wie viele Schiffe auf der und wie viele Flugzeuge auf der anderen Seite. Und das war's dann. Allen Protesten zum Trotz.
Aber zum Glueck waren wir in dem Alter diesbezueglich von der Schule schon nicht mehr abhaengig. Und zum Glueck hatte ich Eltern, die mir nicht verboten haben (was Klassenkameraden leider passierte), nach Auschwitz und Buchenwald zu fahren. Die Geschi-Lehrerin mit ihren Schiffslisten brauchte ich dann nicht mehr.
Ich moecht hier nicht als der in die Geschichte eingehen, der unentwegt Rule Britannia sing (mach ich nicht. Da brauche ich nur an syrische Fluechtlingszahlen zu denken, und mir steckt's im Hals fest). Aber der Geschichtsunterricht, den meine Kinder hier haben und hatten, war und ist ganz ganz toll. Voller Leben. Geschichte zum Anfassen und - zum Lachen! Horrible Histories. Das waere in meiner Schule ein Sakrileg gewesen.
Als mein Sohn im Alter von fuenf Jahren zum ersten Mal die Victorian Era durchgenommen hat, hat die Lehrerin ein Paket mit lauter haptisch erfahrbaren Dingen bereitgestellt, das wochenlang den Kindern einfach zur Verfuegung stand. Mitten drin war ein stinkendes Stueck victorianischer Seife.
"Du victorianische Seife" war noch zwei Jahre spaeter die Lieblingsbeleidigung meines Sohnes und seiner Freundin. Wer von den zweien als victorianische Seife beschimpft wurde, der hatte wirklich verkackt ...