'Die Stadt der schweigenden Berge' - Seiten 482 - Ende


  • Wobei ja Arman nicht hätte gerettet werden können, wenn Merten ihn gleich erschossen hätte, ohne lange Diskussion und Prügelei.
    Mir tut es allerdings schon um Merten leid, denn er war eigentlich ein feiner Charakter, da hätte ich es lieber gesehen, wenn es Tillmann erwischt hätte.

  • Inge, das ist so so schoen, dass Du's nochmal gelesen hast.
    Und dass Du nun zur Liebsten von Merten erklaert wurdest, musst Du Dir gefallen lassen - das ist nun mal so, schon bei Bizet: Si tu ne m'aime pas, je t'aime et si je t'aime prend garde toi!
    (Auf meiine Schwiegermutter, die als einzige den Hund nicht leiden konnte, ist der auch immer raufgeklettert, und bei Katzen ist es noch krasser. Du hast jetzt halt Merten auf dem Schoss.)


    Habe mich so gefreut, kann Dir nie genug danken und bin immer noch aergerlich auf mich, weil ich in dieser Szene nicht auf Dich gehoert habe.


    Ich finde diese Don't be afraid Projekte auch total wichtig.
    Ich schreibe ja jetzt - als der ultimative Kunstbanause - ueber Direct Carving und werde da u.a. von einem Mitarbeiter der Tate Gallery beraten. Der ist Brite. Sehr sehr hoeflich, sehr sehr geduldig. Wie genervt er womoeglich ist, laesst sich nicht von den Zuegen ablesen etc. Ich hab mich dann entschuldigt, weil ich was zum achten Mal gefragt und einfach nicht kapiert habe, und ihm nochmal gesagt, dass ich der totale Kunstbanause bin, vorher immer nur in die Tates gegangen bin, wenn Freunde und Verwandte da hingeschleppt werden wollten, ueberhaupt keine Ahnung habe, nix verstehe usw.


    Der hat zu mir gesagt: Ist Ihnen klar, dass Sie mir das jedes Mal, wenn wir uns sehen, erzaehlen? Warum?
    Er hat gesagt, ihn nerven meine Fragen nicht, er findet es aber total interessant, dass ich mich dermassen fuer diese Skulpturen begeistere und ihm andererseits staendig erklaere, dass ich aus eigenem Antrieb noch nie bei Tate war etc.
    "Warum nicht?", wollte er wissen. "Ich erlebe selten Leute, die sich so daran freuen."
    Ich musste ehrlich antworten: Weil ich dachte, ich bin dazu zu doof.


    Wir haben uns darueber ewig unterhalten, weil es mir in meinem Beruf ja aehnlich geht: Kafka zum Beispiel. Lesen ganz viele Leute nie, weil sie Angst haben, dass man dazu ganz schrecklich schlau sein muss. Dass man das einfach schoen finden darf, dass man das sogar komisch finden darf, muss man ziemlich muehsam lernen. (Wir durften das in den Achtzigern in der Uni auch nicht. Kafka, die heilige Kuh, den analysiert man, und wenn man ein Maedchen ist, darf man hoechstens noch ueber ihn weinen. Wie hinreissend komisch Kafka sein kann, habe ich nur gelernt, weil ich das Glueck hatte, ins respektlose Grossbritannien zu wechseln.)
    Da geht so vieles verloren.


    Dass wir zwischen "Unterhaltung" und "Hochliteratur" unterscheiden, finde ich aus vielen Gruenden sinnvoll, auch wenn ich ein Fan von Grauzonen bin. Dass wir aber nicht lauter in die Gegend schreien, dass alle Literatur unterhaltend sein darf (ich lese ja "Unterhaltung" vor allem deshalb nicht gern, weil sie mich zumeist nicht unterhaelt ...) und soll und will - das ist doof von uns.


    Ich freu mich, im Alter von knapp fuffzich gelernt zu haben, dass man Direct Carving Skulpturen einfach aufregend, schoen und sexy finden darf, auch wenn man von Kunst keine Ahnung hat. Dass das nichts und niemanden beleidigt und einem nicht das Dach von Tate auf den Kopp faellt.


    Mehr wissen, Hintergruende erforschen, schenkt meist mehr Aufschluss, faechert ein Kunstwerk kaleidoskopartig auf. Aber um sich das ueberhaupt zu wuenschen, um die Arbeit zu investieren, muss man sich in das Kunstwerk doch erst einmal ohne Gouvernanten und Oberlehrer verlieben duerfen!


    Auf A&A passt Tante Frieda gut auf. Sie nervt die gerade.


    Und "Als wir unsterblich waren" hatte bei uns auch einen Namen - er war mal der August, sogar sehr lange. Da ihm aber der Leiter seines Verlages den schoensten Titel aller Zeiten geschenkt hat (und dabei waren die Alternativen auch schon toll), haben mein Mann und ich beschlossen, den Spitznamen sozusagen ehrenhalber zu entfernen und diesen einen Roman bei seinem richtigen Titel zu nennen. (Das dauert bloss immer so lange ...)


    Ararat haette das auch passieren koennen, er haette um ein Haar einen Titel bekommen, den ich genauso schoen und passend finde. Leider war der aber schon besetzt.


    Dass die Geschichte auserzaehlt war, hoffe ich sehr - schliesslich war sie ja als Einzelstueck konzipiert.
    Das Problem ist ein mathematisches.
    Auf unserem Weihnachtsflug 1913 habe ich kurz nach Start meinen Mann gefragt: "Alan, was ist 31 plus 7?"
    Und er hat gesagt: "Neunzehnhundertachtunddreissig. Das wusste ich, dass das jetzt faellig ist."


    Ich hatte mein Leben lang Angst, A zu sagen. Ich haett's auch nicht gemacht, wenn's mir nicht aus Versehen passiert waere.
    Und wer A sagt, muss auch B sagen.


    Alles Liebe und vielen vielen Dank.
    Charlie

  • Da hast Du recht Findus, das wäre weniger brutal gewesen aber in seiner Konsequenz so viel schlimmer


    Aber einen Gegner treten der am Boden liegt, das geht mir gegen den Strich
    ...
    egal was da Merten durch den Kopf geht


    Zitat

    Und dass Du nun zur Liebsten von Merten erklaert wurdest, musst Du Dir gefallen lassen - das ist nun mal so, schon bei Bizet: Si tu ne m'aime pas, je t'aime et si je t'aime prend garde toi!


    Weißt Du dass mir das mit Katzen auch ständig passiert ... die setzen sich mir auf den Schoß ... streichen mir um die Beine ... obwohl ich kein Katzenmensch bin und die gar nicht haben will
    Und jetzt noch Merten ... nun so lange ich ihn nicht herzen muss oder gar verstehen muss soll er einfach sitzenbleiben und dort alt und grau werden ... beachten werden ich ihn dort nicht


    Zitat

    Dass wir zwischen "Unterhaltung" und "Hochliteratur" unterscheiden, finde ich aus vielen Gruenden sinnvoll, auch wenn ich ein Fan von Grauzonen bin. Dass wir aber nicht lauter in die Gegend schreien, dass alle Literatur unterhaltend sein darf (ich lese ja "Unterhaltung" vor allem deshalb nicht gern, weil sie mich zumeist nicht unterhaelt ...) und soll und will - das ist doof von uns.


    Unterhaltung ist was gefällt ...
    Und das ist sooo subjektiv ...
    Für mich ist "Hochliteratur" anstrengend , anstrengend zu lesen
    Aber vielleicht muss ich mich lösen von "das musst Du verstehen"


    Zitat

    Auf unserem Weihnachtsflug 1913 habe ich kurz nach Start meinen Mann gefragt: "Alan, was ist 31 plus 7?"


    1913 ??



    Was mir noch im Kopf rumspukt ist deine Aussage dass die Lotti Romane und Hatti und Ararat zusammen gehören?
    Aufgrund der Zeit in der sie spielen?
    Oder weil sie Menschen zeigen die zerstört wurden und trotzdem überleben?


    Ich bin auf jeden Fall auf Beides gespannt, auf den neuen Lotti und auf Ararat
    Gab es eigentlich keine Probleme dass Du Ararat nicht als Carmen veröffentlichst? Meckert da ein Verlag nicht, weil es ja eine Fortsetzung ohne einen Vorläufer von "Dir" ist!

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Inge78 ()

  • Zitat

    Original von Findus


    Wobei ja Arman nicht hätte gerettet werden können, wenn Merten ihn gleich erschossen hätte, ohne lange Diskussion und Prügelei.
    Mir tut es allerdings schon um Merten leid, denn er war eigentlich ein feiner Charakter, da hätte ich es lieber gesehen, wenn es Tillmann erwischt hätte.


    Das geht mir auch so.


    Und Deine Begruendung hat was.


    Vor allem haett' ich ihn schiessen lassen muessen, wenn er nicht schlaegt. Und wie gesagt - ich glaub, das haette er gar nicht gekonnt. (Nur meine Meinung.)
    Ich haette ihn nur weniger losgeloest schlagen (und treten - meine eine Testleserin fand, das ist das absolute No-go) lassen sollen, bewusster darauf aus, ausser Gefecht zu setzen, nicht Schmerz zuzufuegen.


    So war das von mir auch gemeint.


    Aber so ist das halt: Gut gemeint ist nicht gut gemacht, und da kann ich nichts anderes machen als beim zweiten Teil besser aufpassen. Und mich nochmal bei den aufmerksamen Menschen, auf die ich haette hoeren sollen, bedanken.


    Herzlich,
    Charlie

  • Zitat

    Original von Inge78
    D


    Aber einen Gegner treten der am Boden liegt, das geht mir gegen den Strich
    ...


    Das stimmt einfach, Inge, da hast du total recht.
    Das haette ich ihn nicht machen lassen duerfen, das ist nicht seine Art, damit habe ich ihn demontiert.


    Ganz bloed!

  • Zitat

    Original von Charlie


    Das stimmt einfach, Inge, da hast du total recht.
    Das haette ich ihn nicht machen lassen duerfen, das ist nicht seine Art, damit habe ich ihn demontiert.


    Ganz bloed!


    Zum Glück für Merten kommen da andere Leser besser mit klar ...

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Na ja - aber damit soll man ja nicht klarkommen.
    Wenn ich das moechte, dass Leser damit klarkommen, dass Menschen getreten werden, dann haett' ich das Buch ja nicht schreiben muessen.
    DAS aergert mich am meisten - diese Kontraproduktivitaet.
    Jetzt wo Du das sagst, wird mir klar, dass ich genau zwei Moeglichkeiten gehabt haette:
    Entweder ich lasse ihn das nicht machen.
    Oder ich lasse ihn sich dafuer hassen. Was toll gewesen waere, eine Gelegenheit fuer einen grossen Abgang - dramaturgisch aber schwierig, weil ich die Perspektive nochmal haette wechseln muessen ... never mind, das waere aber ganz doll aufregend gewesen.


    Ich moecht jetzt echt ein Beissholz. Wieso hab ich das denn nicht gemacht??? Da haette ich auch dieses Buch von ihm nochmal reinbringen koennen, da habe ich eine Riesengelegenheit verschenkt.


    Aber weisst du was? Darueber aergere ich mich jetzt doof, und dass das bei meinem Lieblingsbuch passiert ist, ist auch wirklich einfach nur Muell, der sich nicht gerade ruecken laesst, denn auch wenn ich daraus "fuer die Zukunft" was lerne, ist mir das ein bisschen schnuppe, weil's in meinem Lieblingsbuch falsch bleibt.
    Aber - ich hab ja noch'n zweiten Teil. Und da kann ich mir zumindest in den Szenenplan mal ein grosses Fragezeichen malen und checken, ob ich die Perspektive nicht nochmal der Antagonistin geben sollte.


    Das ist echt lustig (peinlich auch, macht aber nix): Ich bin fast fuenfzig, und das ist mein einundzwanzigstes Buch. Aber ich habe an der Hatti erst gelernt, dass man das darf, festgeklopfte Szenenplaene auf den Kopf stellen, dass das Komplikationen und Bruchstellen bringt, aber vor allem Leben.

  • Weißt Du was schön ist?


    Dass man an Dir und an dieser Leserunde merkt wie lebendig Bücher sind ... und wie sehr sie auch Fehler machen können ... das ist wie im richtigen Leben ... man kann nun mal nicht alles schön und perfekt schreiben ...


    Die Hatti musste so sein ...
    und die Personen müssen auch polarisieren
    ... sonst werden sie langweilig und austauschbar


    Lass den Merten sein wie er ist ... so hat er gelebt, so ist er gestorben und so ist´s schon irgendwie richtig


    Wir bekommen ja hier keine falschen Werte vermittelt ... wir wissen dass man so was natürlich nicht macht ...


    Lesen darf auch mal weh tun ... lesen darf Emotionen lostreten



    Und Paul bekommt ja noch seine "second chance" ... mit Boxer
    Und wenn der Boxer überläuft ... dann hat es der Paul nicht anders verdient

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • ich habe auch viel weniger Zeit mit ihm verbracht und vielleicht verpasst was in ihm steckt ...
    von daher bin ich gespannt auf die "second chance", die hat ja grundsätzlich erstmal jeder verdient

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Aber er hat sich doch dafür gehasst und ist damit nicht klargekommen, sonst hätte er doch damit weiterleben können.


    Ich sollte allerdings besser aufhören, sonst wird mir noch unterstellt, ich würde seine Taten gutheißen, was nicht der Fall ist. Jegliche Art von Gewalt verabscheue ich. Aber ich mag diese Figur wirklich und ich finde es schade, dass sie jetzt hier ein wenig demontiert wird, wo sie doch diejenige ist, die von Anfang bis Ende konsequent aufgebaut und zum Ende gebracht wird. Er ist für mich der starke, ebenbürtige Gegenpol zu Arman. Für mich gehört dazu auch diese Szene, in der er komplett die Kontrolle verliert. Den behalte ich dann eben so für mich, egal, was ihr über ihn jetzt denkt. ;-)

  • Zitat

    Original von Saiya
    Aber er hat sich doch dafür gehasst und ist damit nicht klargekommen, sonst hätte er doch damit weiterleben können.


    Ich sollte allerdings besser aufhören, sonst wird mir noch unterstellt, ich würde seine Taten gutheißen, was nicht der Fall ist. Jegliche Art von Gewalt verabscheue ich. Aber ich mag diese Figur wirklich und ich finde es schade, dass sie jetzt hier ein wenig demontiert wird, wo sie doch diejenige ist, die von Anfang bis Ende konsequent aufgebaut und zum Ende gebracht wird. Er ist für mich der starke, ebenbürtige Gegenpol zu Arman. Für mich gehört dazu auch diese Szene, in der er komplett die Kontrolle verliert. Den behalte ich dann eben so für mich, egal, was ihr über ihn jetzt denkt. ;-)


    Ich habe eher das Gefühl du hast mit deiner Merten Sympathie mehr Zuspruch als ich ...
    Es ist doch gut dass man so über das Verhalten einer fiktiven Person diskutieren kann

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Zitat

    Original von Saiya
    Aber er hat sich doch dafür gehasst


    Ja!


    Aber das haette ich dem Leser nochmal deutlich sagen muessen.
    Oder besser: Ich haette Merten die Chance geben muessen, das dem Leser zu sagen.


    Dass Du's trotzdem weisst, freut mich sehr.
    Und ich glaube nicht, dass irgendwer Dir Bereitschaft, Gewalt zu tolerieren, unterstellt. Ich hoffe, das tut auch niemand mit mir.


    Merten war mir wichtig, weil er das auch nicht toleriert, weil das fuer ihn (wie fuer mich) das absolute No-go in jeder Zivilisationsbestrebung ist. Kein bisschen. Er schreibt ein flammendes Buch dagegen - das kein Schwein liest. Aber er ist der eine, der tatsaechlich geeignet ist, zu sagen: Passt mal auf - dass wir dagegen sind, reicht nicht aus. (Dabei denk ich immer an Erich Fried: "Ein Antifaschist, der nicht mehr ist als ein Antifaschist, ist kein Antifaschist.") Guckt mich an. Das passiert trotzdem. Man muss viel mehr auf der Hut sein.


    Amarna passiert das auch, aber die bringt das in Ordnung und lernt daran.
    Paul passiert das auch, aber den ueberwaeltigt das, der muss sich vor sich selbst rausreden.
    Mit Merten kann ich das machen.
    Und gerade deshalb haette ich ihm am Ende nochmal die Perspektive geben sollen.

  • Ja, am Ende ist Paul wieder lieb und trägt den kranken Arman mit Sedat zum Arzt.


    Merten hat sich selbst gerichtet. Merten gegen Gewalt? :gruebel Gerade wie er den wehrlosen Arman in der Höhe geschlagen und getreten hat :bonk
    Hat er die Brutalität von seinem Vater den Offizier abgeschaut :gruebel

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich weiss wirklich: das ist unter aller Kanone.
    So sorry.
    Ich aergere mich jeden Tag neu. Habe ich doof gemacht. Ganz ganz doof. Und ganz ganz unnoetig, denn es war ja nicht so, dass es mir nicht gesagt worden ist. DOOF!!!! (Frueher konnte man sich wenigstens noch sagen: Irgendwann ... wenn ich die Rechte wieder hab ... bring ich das alles in Ordnung. Aber mit den modernen ebooks ist's leider auch damit Essig.)


    Abgeschaut hat er sich das vielleicht von seinem Vater, partiell ganz sicher. Aber - denke ich - auch von den freundlichen Mitschuelern, die ihn so behandelt haben. Das ist aber keine Entschuldigung, denn die wuerde Merten nicht wollen. Eine unappetitliche Kindheit als Ausrede moechte er ganz und gar nicht gelten lassen.


    Paul ist aber sowieso lieb. Ein bisschen. Finde ich.

  • Das Ende mit Merten finde ich nicht verkehrt. Er war aufgrund von Schule, Elternhaus, frühere Ereignisse in Hattusa psychisch labil. Heute hätte er zum Therapeuten gehen können. Das war 31 halt nicht möglich oder nicht so wie heute.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Stimmt.
    Und ich glaube, er waere auch heute einfach nicht hingegangen. Dass er solche Art von Hilfe als die Krone der Entwuerdigung empfindet, sagt er ja zu Paul.
    Leute wie Merten glauben auch heute sehr haeufig, sie muessten unbedingt allein damit fertig werden, denke ich.

  • So, ich bin auch seid gestern durch! Im letzten Abschnitt passiert nochmal unglaublich viel. Also hatte Amarnas Mutter tatsächlich ein Verhältnis mit Armans Vater, alles andere war dann schon sehr tragisch..... Am schönsten fand auch ich die Szene in der Opa Bülent vorbei kommt und so viel positive Energie verbreitet, das war für mich eigentlich das Schönste am Ende, ansonsten wars mir ehrlich gesagt ein kleines bisschen zu kitschig (sorry).....


    Paul ist lieb! Auf jeden Fall ist er das. Gegen Ende zu war er auch nicht mehr ganz so schlimm der verliebte Dackel wie vorher, und daher erhoffe ich mir für ihn eine schöne Geschichte in der Fortsetzung, die hat er nämlich verdient, mit Hund ist ja schon mal ein guter Anfang gemacht! :)


    Merten ist also gestorben, das finde ich okay, ich bin das ganze Buch über nicht mit ihm warm geworden, und ich war auch nicht traurig als er weg war. Das er sich mehr zu Tilman hingezogen fühlt als gut für ihn ist war klar, ich hatte da schon auch etwas sexuelles vor Augen, nur waren das Zeiten in denen sich so etwas niemand eingestehen durfte, daher ist es absolut glaubwürdig das er es mit Frauen (Irene) versucht hat...
    ansonsten sehe ich es wie Saiya, in dem Berlin in das er hätte zurück kehren müssen wäre er nicht glücklich geworden, daher bin ich eigentlich froh für ihn....


    Amarna und Arman gehen also nach England, ich bin gespannt, und werde Teil 2 auf jeden Fall lesen, auch wenn ich WK 2 Geschichten bisher immer gemieden habe. Ich bin eine von denen Personen die in der Schule einfach SO extrem damit zugeschüttet wurde das ichs einfach nicht mehr ertragen kann.

  • Willkommen im Ziel, Maharet!


    Ich freu mich, dass Du's geschafft hast und dass Du's im Grossen und Ganzen gern gelesen hast - und einen Versuch mit meinem Haufen in England machst, obwohl's so gar nicht Dein Thema ist.


    Ich moecht' jetzt nicht dafuer werben, weil ich selbst finde: es gibt viel mehr Buecher, die mich interessieren, als ich lesen kann, aus welchem Grund sollte ich (ohne Bezahlung) eins lesen, das mich nicht interessiert?
    Und mich nervt das ganz schrecklich, wenn mir einer immer wieder ins Ohr blaest, dass ich dieses oder jenes Buch lesen MUSS, auch wenn ich schon achtmal gesagt habe, dass mich das Thema nicht kratzt.


    Aber ... (das sind die nervigsten, die so'n langen Salm ablabern, um dann mit "aber" zu kommen und genau das zu machen, was sie angeblich nicht machen wollten, oder?) ... ich bin zwar das Gegenteil von Objektiv, denn mein Thema ist es ja und ich moechte, wenn ich irgend kann, davon auch nicht mehr weg, aber (schon wieder) ich glaube, es behandelt mindestens einen Aspekt der Epoche, der - finde ich - zeitlos interessant ist. Und von dem ich, als ich anfing, auch dachte, er kaeme im Roman bisher nicht vor. Seither scheint allerdings die halbe Welt darueber zu schreiben.


    Zwing Dich bitte nicht aus Nettigkeit - aber wenn Du's probierst, wuerde ich mich sehr freuen.


    Dafuer dass Du das Ende kitschig findest, brauchst Du Dich bitte kein bisschen zu entschuldigen! Mir war die Gefahr klar und ich habe selber so meine Probleme. (Und um ehrlich zu sein, hatte ich Angst, dass mir bereits die Buelent-Szene als Au-weia-jetzt-schmalzt's-aber angestrichen werden wuerde.)
    Zum einen sind Happy Endings grundsaetzlich nicht meins, und ich habe dafuer kein Talent. Zum zweiten kann man sich auch auf den Standpunkt stellen (ohne dass ich dagegen protestieren wuerde), dass ein Happy Ending fuer eine solche Geschichte per se kitschig ist.
    Zum dritten haette ich gern gehabt, dass es einen schwarzen Unterton hat. Einen ganz traurigen.
    Den hat's nicht. Doch schon. Aber der ist einfach zu leise. Den haette ich nachschwaerzen sollen, dazu hatte ich auch genug Zeit. Ich haette das Ende auch ganz schneiden koennen, was ich als Lektor und Coach in solchen Faellen haeufig fuer eine dramaturgisch kluege Loesung halte. Das haette bei meinem auch geklappt. Schnipp und weg, und niemand braucht aufzuwischen.
    Aber (tja) ... also ganz ehrlich, das Problem des Buches ist: Es fehlt die professionelle Distanz zwischen Autor und Geschichte.


    Aber zum Ausgleich .... hat dem Autor das Schreiben des Buches Freude gemacht.


    Das ist natuerlich kein Argument. Kein richtiges. Ein Unterhaltungsroman ist ein Konsumprodukt, und was zaehlt ist das Ergebnis.
    Aber.
    Das eine Mal geht's, oder?


    Dieses ist meins (das lustigste daran ist, dass ich der Happy-Ending-Hasser No 1 bin. Ich schau mir bis heute viel zu oft das Ende zuerst an, und wenn es happy erscheint, verliere ich die Lust, das Buch zu lesen.) Das naechste wird wieder fuer die Leser. Hoffe ich. (Aber Ararat ist auch noch meins, ja? Das gehoert ja noch dazu. Das Ende gelingt diesmal aber hoffentlich trieffreier! Das wuerde ich mir sonst sehr uebel nehmen. Und auch nicht moegen. Wirklich nicht. Dieses hier ... na ja. Also irgendwie ...)


    Dir noch einmal vielen Dank!
    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Amarna und Arman gehen also nach England, ich bin gespannt, und werde Teil 2 auf jeden Fall lesen, auch wenn ich WK 2 Geschichten bisher immer gemieden habe. Ich bin eine von denen Personen die in der Schule einfach SO extrem damit zugeschüttet wurde das ichs einfach nicht mehr ertragen kann.


    Es ist schlimm oder ?
    Dass der Geschichtsunterricht in der Schule einem so viel versaut


    Ich hatte in der Schule auch nie Lust auf Geschichte ... es mir zu trocken und imemr diese Jahreszahlen die man auswendig lernen musste (btw: ich kann kaum noch Eine)


    Und jetzt habe ich plötzlich Lust auf Geschichte und beschäftige mich FREIWILLIG und in meiner Freizeit damit ... OK, mit Untherlatungsliteratur aber dabei lernt man ja auch
    Und ich lese noch einiges im Hintergrund dazu ... dem Internet sei Dank ist das ja recht einfach


    Und wie ich Charlies Bücher kenne und wie sie hier schon schrieb werden doch wieder unsere geliebten Personen in den Vordergrund gestellt und nicht der Krieg
    Und genau das ist das Interessante: was der Krieg mit den Menschen macht

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore