'Die Stadt der schweigenden Berge' - Seiten 482 - Ende

  • Koenntest Du machen, Booklooker.
    Ich koennt' Dir einen empfehlen ...


    Allerdings sind die teuer.
    Und wenn ich schon hoere "die ganze Zeit Geschichten im Kopf", habe ich bei "talentfrei" so meine Zweifel.


    Dazu muessten wir jetzt mal definieren, wie viel und was fuer Talent im Unterhaltungsbereich (!!! Bitte mich nicht missverstehen - ich rede wirklich nur von Unterhaltung!!!) eigentlich noetig ist.


    Ich hab da bei meinen eigenen Studenten (wobei die wenigsten davon Romanautoren sind oder werden) und meinen Coaching-Klienten (die alle Romanautoren sind) so eine innere Checkliste. "Geschichten im Kopf" steht ganz oben. "Muss schreiben" steht noch darueber und "Vielleser" gleich danach.
    Und dann kommt gar nicht mehr so sehr viel - nichts, das man nicht lernen kann.

  • Weisst Du, dass das uns allen so geht?


    Ich hab die Hatti so lieb, weil sie das erste Buch ist, bei dem ich in dem, was auf dem Papier tatsaechlich gedruckt ist, ein bisschen was von dem, was ich IM KOPF hatte, wiedererkenne.
    Deshalb moecht' ich die ganze Zeit I did it I did it I did it singen.


    Ich bin fast fuenfzig Jahre alt, und die Hatti ist mein einundzwanzigster veroeffentlichter Roman.


    Das ist ziemlich normal. (Wenn auch die meisten Kollegen einen deutlich besseren Schnitt schaffen als ich.)


    Einen Satz, der auf dem Papier so landet, wie er in meinem Kopf war, werde ich immer bejubeln, denn er hat Seltenheitswert.
    Eine schoene Geschichte, die ich ausbuddle und zu einem Roman mache, werde ich immer an irgendeinem Punkt bedauern, weil ich das Gefuehl habe, sie an die Wand zu fahren. (Die Hatti nicht. So aetsch, Hatti, du bist die einzige, die von mir kein Mitleid kriegt. Perfekt biste beileibe nicht, besser machen haett man's auch koennen, aber ich hab das GUT gemacht.) Figuren, die im Kopf vor Leben spruehten, sind auf dem Papier auf einmal Pappkameraden.


    Das passiert nicht allen so oft wie mir - aber passieren tut es allen, die ich kenne.


    Ich kann - glaube ich! - dein Gefuehl hier nachvollziehen, denn das tut weh, das ist unbefriedigend, das geht aufs Selbstbewusstsein (und ich bin - zugegeben - ein Mensch, der in seiner Berufsarbeit ziemlich arrogant ist, der den Umgang mit diesem staendigen An-Erwartungen-Scheitern einfach nicht gewohnt ist).


    Aber das, was ich mit der Hatti erlebt habe, hat etwas extrem Magisches. Etwas, das einem anti-esoterischen Durchschnitts-vor-sich-hin-Puzzler wie mir sonst absolut nicht offen gestanden haette. Es hat mein ganzes Leben veraendert - auch im Beruf. Und mir (obwohl es der Roman ist, der uns so ziemlich ruiniert hat) das Gefuehl gegeben, auch ueber meine Familie hinaus unverschaemt reich zu sein.


    Ich will keinen dazu bequatschen, weil ich, ehrlich gesagt, das, was das alles ruiniert, auch keinem, der sich das nicht selbst gewuenscht hat, wuensche. Und weil ich ALLEN jungen Kollegen, die mich danach fragen (einschliesslich meiner eigenen Studenten), immer geantwortet habe: Wenn du kannst - hoer auf.


    But ...


    Ich weiss nicht mal, was dieses But ausmacht.
    Nur, dass unter Haus bauen-Baum-pflanzen-Sohn-zeugen-Buch-schreiben selbstredend Sohn-zeugen (Tochter geht ganz genauso!) voellig unangefochten das Non plus ultra ist.
    Dass ich in dem Jahr, in dem ich mein Haus verloren habe, aber gerade gelernt hatte, dass Buch-schreiben die total ueberraschende Nummer Zwei ist, ist das, was ich als unverschaemten Reichtum empfinde.
    Wenn ich mein Haus wiederhaben koennte und meine Hatti dafuer geben muesste, wuerde ich's nicht machen.
    (Wobei das NUR fuer uns Grafen Kokse aus den Wohlstandsschichten Westeuropas ueberhaupt erwaegenswert sein duerfte. Denn ich hab ja ein anderes warmes, grosses, behagliches Haus. Wem nicht mal ein Zelt bleibt, um seine Kinder vor Sturm zu schuetzen, dem sind zweifellos saemtliche Hattis der Welt egal. BITTE nicht missverstehen!)


    Nur in den Raum gestellt.
    Wenn Du keinen Zwang zum Schreiben verspuerst, dann vergeude bloss nicht Deine Zeit und Kraft damit.
    Aber wenn Du den hast, den Zwang, dann lass Dich von den Saetzen, die aus dem Kopf flutschen, ehe Papier drunter gelegt werden kann, nicht allzu sehr verstoeren. Die haben wir alle.
    So'n bloeder Roman ist viel schlimmer als ein Welpe.


    Alles Liebe von Charlie
    (und Ararat, heute reizend, was im Durschschnitt heissst: Zwei von zwanzig Saetzen landen tatsaechlich im Fangkorb. Wenn ich Spaghetti mache, waere das die Total-Durchfallquote ... wer will denn davon seine Familie fuettern? Und beim Geschreibsel ist es die beste, die ich erzielen kann ...)

  • Hach ...
    DAS ist ja nun das schoenste.
    Wenn euch meine Hatti Lust hat, Gilgamesch zu lesen.


    Wenn ihr dabei Fragen habt, mailt mir bitte unbedingt. Ich bin zwar leider kein bisschen der Experte (im naechsten Leben!), aber ich habe seit knapp zwei Jahren das unverschaemte Glueck, fast taeglich mit welchen zusammen zu arbeiten, und gebe jede Frage mit Freude weiter!


    Habt eine schoene Zeit mit Gilgamesch und Enkidu.
    Irgendwie sind die zwei der Anfang von allen Eros-und-Thanatos-Geschichten der Welt ...


    Ein bisschen aufgeregt, weil Ihr das jetzt lest, gruesst
    Charlie

  • Wie wäre es mit einer Leserunde?
    Ich hab das vor Jahren mal angefangen, aber dann abgebrochen (Grund nicht mehr erinnerlich) und müsste das Buch noch irgendwo herumschwirren haben.
    Zu mehreren wäre es vielleicht einfacher, oder? Und zeitlich wären wir ja bei einer privaten Leserunde auch flexibel...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich glaube nicht, dass das funktioniert, maikaefer.


    Die oben verlinkte Ausgabe besteht z. B. aus drei Teilen:
    Einer Zusammenfassung des Epos, der Übersetzung der Tafeln selbst in rhythmischen Versen und einem ausführlichen Kommentar des Autors zu den einzelnen Tafeln.
    Ich glaube nicht, dass sich das Buch gut für eine Leserunde eignet. Das ist nichts, was ich einteilen und leserundenentsprechend lesen könnte. Man liest vorne ein bisschen, dann eine Tafel und den Kommentar dazu, also nicht von vorne nach hinten. Ich weiss nicht, wie das in einer Leserunde gehen soll. :help


    Das ist für mich so ein "Nachttisch-Buch", in dem ich mal mehr, mal weniger lese.

  • Nicht nur Lust auf Gilgamesch, Charlie.... Ehrlich gesagt, weiss ich im Moment gar nicht, welches der Sekundärliteratur ich zuerst lesen soll.... das Heldenepos, Hugo Wincklers Aufzeichnungen, Bücher über Hattusa, Bücher über das Schicksal des armenischen Volkes.... könnte ich grad endlos fortführen. Ach ja, Istanbul und Hattusa muss ich auch unbedingt selbst sehen....


    Leider habe ich das Buch auch längst fertig gelesen.... ich will aber weiter in Hattusa verweilen :cry
    Es war soooooooo schön, allerdings auch traurig..... das Merten den gleichen Tod wie sein Vater gewählt hat, fand ich :-( Ich denke aber auch, dass er in dem Deutschland, dass er nach seiner Rückkehr vorgefunden hätte, wohl nicht mehr hätte leben können u. wollen.
    Das Tilman vorort war, dessen war ich mir sicher. Auch, wenn er sich vor Arman wohl hätte nur schwerlich verbergen können.



    :write Das hast Du schön gesagt, Saiya. Genauso sehe ich das auch.

  • Ich glaube, das ist genau das, was einem dabei guttut. Erst einmal einfach hinlegen und sich erlauben, das schoen zu finden.


    Wie schwierig das ist, habe ich erst gelernt, als ich anfing, zu unterrichten, weil ich das unverschaemte Glueck hatte, einen Vater zu haben (hab ich noch immer thank God), der mir (sehr zur Verzweiflung meiner Lehrer) immer erklaert hat: Wenn die dir sagen, das ist schwierig zu lesen - hoer nicht hin. Du musst das nicht verstehen, du musst Freude daran haben.


    Ich habe jahrelang ein Seminar zum Lesen von Ulysses geleitet und es "Don't be afraid of Ulysses" genannt (was ich im Uebrigen geklaut habe, von dem grandiosen Hans Wollenschlaeger), weil die Studenten da hingetroepfelt sind mit der Ueberzeugung: Ulysses darf ich doch nicht schoen finden. Das ist doch viel zu schwer fuer mich, und ich bin zu doof.


    Dante - was mehr meiner Original-Qualifikation entspricht - ist noch viel krasser. Das muss man netten, klugen, jungen Menschen echt beibringen, dass sie La divina commedia lesen und schoen finden duerfen, auch wenn sie im ersten Semester sind.


    Diese Manschetten: Liegt vor Literatur auf dem Boden und strengt euch an, verderben so viel Vergnuegen.


    Zum Vergnuegen, zum Genuss, sind diese Texte aber geschrieben worden!


    Leider werde ich in diesem Leben nicht mehr so weit kommen, Seminare zum Lesen von Gilgamesh unterrichten zu koennen, aber im naechsten nenne ich sie hemmungslos: "Don't be afraid of Gilgamesh."


    Mein Tipp waere: Macht, was Saijya macht: Legt's euch auf den Nachttisch (als Nachtisch, hehe - perfekt!), lasst euch nicht einreden, dazu muesste man sich erst einmal das Hirn achtmal verknoten, sondern erlaubt euch, das einfach zu geniessen. So wie Bachs Brandenburgische Konzerte. Da verlangt auch keiner, dass man erst Musik studiert, bevor man sich daran besaufen darf, oder?


    Und wenn meine Freunde und ich (leider eher weniger) - die als Literaturwissenschaftler (und Dichter!) an einer Uebersetzung arbeiten und als Altorientalisten ueber die Bewertung aktueller Funde entscheiden - dies oder jenes beitragen koennen, was den Hintergrund noch farbiger und greifbarer macht, freut uns das.


    Aber um Gilgamesh schoen zu finden, braucht ihr das nicht.
    Dafuer haben die gesorgt, die's vor Jahrtausenden aufgeschrieben haben.
    Es haette nicht vier Jahrtausende ueberlebt, wenn es das alles braeuchte, was manch ein Alleswisser uns einreden will. Es handelt von Menschen. Von dem was sie umtreibt. Und es ist schoen.
    Das fassen koennen wir ganz allein, wenn wir uns nicht beirren lassen.


    Viel Freude euch dreien.
    Charlie

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich glaube nicht, dass das funktioniert, maikaefer.


    Die oben verlinkte Ausgabe besteht z. B. aus drei Teilen:
    Einer Zusammenfassung des Epos, der Übersetzung der Tafeln selbst in rhythmischen Versen und einem ausführlichen Kommentar des Autors zu den einzelnen Tafeln.
    Ich glaube nicht, dass sich das Buch gut für eine Leserunde eignet. Das ist nichts, was ich einteilen und leserundenentsprechend lesen könnte. Man liest vorne ein bisschen, dann eine Tafel und den Kommentar dazu, also nicht von vorne nach hinten. Ich weiss nicht, wie das in einer Leserunde gehen soll. :help


    Das ist für mich so ein "Nachttisch-Buch", in dem ich mal mehr, mal weniger lese.


    Und wie wäre es mit einem thread bei "ich lese gerade"?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Rasche Zwischenfrage:


    Ich bin gerade total hingerissen davon, dass bei Amazon jemand seine Rezension "Nachts im Museum" genannt hat!
    Das war einer von euch, oder?


    Wir haben anlaesslich der Premiere von "Night in the Museum III", der ja bei uns gefilmt wurde, als Kluengel (und mit ziemlich viel Party) im Museum uebernachtet, das war, bevor die Hatti erschienen ist, und meine Freunde haben mir alles Gute fuer meine "Nights in the Museum" gewuenscht.
    Das ruehrt mich gerade so, dass ein Leser dieselbe Idee hatte.


    Come on - wer war's?

  • Da kann man sich bestimmt in einem Thread austauschen. Ich kann dann auch was dazu schreiben, wenn es passt. :-)


    Aber von mir sog. "Nachttisch-Bücher" sind für mich die, die ich nicht auf Kommando starten kann oder in einem Rutsch lese, sondern genieße, wenn mir danach ist. Ich habe z. B. schon reingeschaut und mittendrin einfach ein paar Verse gelesen.


    Charlie, danke für das Angebot. Vielleicht komm ich drauf zurück. Und danke für deine Worte zum Epos. Genauso möchte ich damit umgehen. Ich möchte mich einfach an dieser alten Schrift erfreuen.


  • Ich war es nicht, aber ich glaube, ich weiß es. :-]

  • Zitat

    Original von christabel
    Leider habe ich das Buch auch längst fertig gelesen.... ich will aber weiter in Hattusa verweilen :cry
    Es war soooooooo schön, allerdings auch traurig..... das Merten den gleichen Tod wie sein Vater gewählt hat, fand ich :-( Ich denke aber auch, dass er in dem Deutschland, dass er nach seiner Rückkehr vorgefunden hätte, wohl nicht mehr hätte leben können u. wollen.


    :write
    Merten, ich glaube, ich werde das Buch auch irgendwann mal auch wegen ihm nochmal lesen.


    Ich bin so gespannt, ob es Paul möglich ist, zu Hause wieder Fuß zu fassen. Seine Einstellung war ja Mertens ähnlich. Ich glaube (und ich hoffe), dass er sich diesem Regime nicht unterordnet. Sondern das Richtige tut. Vielleicht hat ihn das alles in Hattusa ja erwachsen gemacht.

  • Ich bin nun wirklich niemand, der sich Verse auf der Zunge zergehen lässt, aber ich denke, man kann das alles irgendwie lernen. Ich finde einfach deine Begeisterung so mitreißend, Charlie und auch die Begeisterung, die du über Amarna und letztlich auch Armand über dieses Buch verbreitest, dass ich einfach gar nicht anders konnte, als es zu kaufen.


    Das ging mir damals irgendwie bei deinem Henry Buch auch so. Heute noch verschlinge ich alles, was mit ihm zu tun hat. Es ist irgendwie auch ein wenig verrückt. :gruebel


    Was das Schreiben angeht, ja, ich habe schon den Drang dazu. Ich versuche es auch immer wieder, aber wenn ich dann das Geschriebene selber lese, denk ich mir, das will doch niemand lesen. Mein Traum ist es, jemanden mit meiner Geschichte zu verzaubern, nicht um Ruhm oder Anerkennung zu bekommen, sondern einfach, weil ich auch schon so oft verzaubert wurde. Ich möchte irgendwie etwas zurück geben. Hört sich irgendwie albern an, finde ich. Aber mein Leben sind nun mal Geschichten, ganz egal, ob sie erfunden oder wahr sind. Daher wäre für mich die Schlussfolgerung, dass auch ich etwas aufschreibe.
    Eine Geschichte, die mir immer wieder im Kopf rumspukt und die auch stetig weiter entwickelt wird, habe ich angefangen, aber ich finde den richtigen Dreh einfach nicht. Und ich muss sagen, mir fehlt auch die Zeit um da wirklich ernsthaft dran zu gehen. Ich sollte einfach jetzt aufhören zu jammern und die nächste Geschichte lesen :lache

  • Ich habe den letzten Abschnitt gestern Nacht zu Ende gelesen und ich fand das Ende überhaupt nicht kitschig. Bei all dem was Arman so mitmachen musste, wäre mir sein Tod zu viel gewesen. Das hätte mir nicht gefallen. So ein kleines Happy End war nach all dem Leid einfach schön.


    Mich hat die Hatti von der ersten bis zu letzten Seite sehr gut unterhalten und ich freue mich heute schon auf den Ararat :-]


    Zitat

    Original von jusch


    Diese Szene hat mich auch sehr berührt,


    :write


    An der Stelle bekam ich auch feuchte Augen.




    Dies war die einzige Szene im Buch, die mir nicht ganz so gefallen hat. Das kam so widersprüchlich rüber. Da will er Arman schnell und schmerzlos töten und dann quält er ihn mit diesen ganzen Schlägen. Das ein Schlag aufs Herz bewusstlos macht, hatte ich vorher nämlich noch nie gehört.

  • Zitat

    Original von Selma
    Ich habe den letzten Abschnitt gestern Nacht zu Ende gelesen und ich fand das Ende überhaupt nicht kitschig. Bei all dem was Arman so mitmachen musste, wäre mir sein Tod zu viel gewesen. Das hätte mir nicht gefallen. So ein kleines Happy End war nach all dem Leid einfach schön.


    Thanks be to God!
    And to you.


    Willkommen im Ziel, Selma.
    Ich freu mich gewaltig und mir ging's genauso.
    Sein Vorgaenger haette an dieser Stelle sterben sollen, so stand's im Konzept, aber nachdem der aus dem Team geflogen war, musste Tante Frieda das Konzept umschmeissen.
    Ich haett's nicht gekonnt.
    Ich waere mir ... es darf gelacht werden ... wie ein Moerder vorgekommen.


    Gelacht habe ich darueber viel, und dass das, was ich jetzt hier deklariere, nicht so sonderlich glaubhaft klingt, sehe ich auch, aber ich schwoere, es stimmt:
    Ich haette es von allem Nicht-gekonnt abgesehen auch dramaturgisch falsch gefunden.
    So sehr ich das tragische Ende als das praegnantere liebe, gibt es auch Romantode, die keine andere Funktion haben, als nach Effekt zu haschen, und das ist halt zu wenig.
    Ich kann nicht auf den letzten Meter einen Survivor umbringen, wozu denn dann das ganze Erzaehlen ueber Survivors?
    Der "Nachteil" war dann halt, dass meine in der Planung komplett auserzaehlte Geschichte, auf einmal nicht mehr zu Ende war.
    Der teuerste Nachteil meiner Gesamt-Schreibselei - und der schoenste.


    Vielen Dank, dass Du mitgelesen hast und dass ich zuschauen durfte!


    Ueber den bloeden Muell mit dieser Merten-Szene werde ich mich noch in hundert Jahren (in der Urne) aergern. Dass ein Autor tausend Fehler macht, sei ihm nachzusehen, er ist schliesslich ein Autor und kein Auto. Dass aber ein Autor so einen daemlichen, die Figur demontierenden Fehler stehen laesst, obwohl ihm zwei kluge Testleser aufs Auge druecken, dass das Muell ist, ist absolut unverzeihlich. Wozu machen sich die Testleser eigentlich die Muehe?
    Im Ergebnis habe ich jetzt ausgerechnet in meinem Lieblingsbuch einen sinnlosen Gewaltausbruch - ich der Wanderprediger, der ueberall rumsalbadert: Sex und Gewalt nie ohne Funktion. Das tut mir weh und leid. Ich wollte einen voellig verzweifelten Mann schildern, dem alle Felle - sprich der Sinn seines Lebens - davonschwimmen, der nur noch hilflos, blindlings um sich schlaegt und damit alles noch schlimmer macht. Der sich dann aber mitten im Um-sich-schlagen besinnt und in die Herzgrube tritt (dass man davon zwingend bewusstlos wird, wenn man sonst fit ist, bezweifle ich, das ist nur ein unter so Kernknackern verbreiteter Glaube), weil ihm das eben durchs Hirn blitzt: Um Gottes willen. Dem willl ich doch gar nichts mehr tun, den bring ich um, weil ich muss - und weil er dann sowieso besser dran ist.


    Inge hat mir sogar noch ausdruecklich geschrieben: Dann lass ihn das doch denken/aussprechen.


    Aber der doofe Autor, der meinte ach nee, das ist dann sicher uebererklaert, wollte ja schlauer sein.


    Im Endeffekt liest sich die Szene kein bisschen so, wie ich sie wollte.
    Und das traurigste ist fuer mich: Um meinen Merten wird (ausser C&C meine Getreuen ... und Arman. Und mein Boxer.) kein Mensch trauern. Und das ist meine Schuld!


    So sorry!


    Wichtiger aber: Dir noch einmal vielen, vielen Dank.
    Wenn Du Hattis kleinen Bruder (der MIT DEM NISSENKAMM auf solche Gewaltausbrueche untersucht werden wird!) auch wieder mitliest, wuerde ich mich riesig freuen.


    Alles Liebe von Charlie, Hatti & Ararat

  • So, jetzt bin ich auch hier , am Ende , angelangt


    Ich bin ja die "Friede-Freude-Eierkuchen-Tante" , ich mag es auch mal kitschig und ja, ich mag Happy Ends
    Aber ich muss sagen dass Charlie´s Bücher mir gezeigt haben dass auch die nicht perfekten Sahnetuffs-Enden schön sein können, traurig-schön aber irgendwie hoffnungsvoll


    Deshalb war ich am Ende der Hatti tatsächlich erstaunt wirklich ein Happy End für A&A zu erleben ...
    Wobei es beileibe nicht kitschig war ... sondern einfach ... schön


    Und Charlie, irgendwie war die Geschichte für mich "auserzählt" , aber natürlich freue ich mich das Wildschwein und seine noch wildere Furie weiter begleiten zu dürfen


    Merten hat es sich mir mit einfach wirklich versaut, den werde ich nicht mehr mögen wollen , egal welche Playdoyers ich hier noch lese



    Auch ich musste erst sortieren wann wer wieso wen gerettet hat aber dann fügten sich alle Steine wieder schön ineinander ... und ja, das Ende ist passend ... auch für Merten


    Tillmann, hmmm, ich kann gar nicht richtig was zu ihm sagen, ich finde ihm am Blassesten von Allen, ich mag ihn weder noch kann ich ihn nicht mögen, er war zu unsichtbar, im wahrsten Sinne des Wortes immer nur ein Schatten
    Wobei ich es mir schon schlimm vorstelle mit so einer Schuld leben zu müssen


    Dass Unterhaltungsliteratur die ernsten Themen der Geschichte schneiden darf, dem stimmt ich absolut zu
    Wobei ich es gut finde dass Du nur ankratzt und uns nicht mit "in die Hölle nimmst"
    Ich finde oft dass historische Romane zu dramatisch sind, zu viel zeigen ... damit will ich in keinster Weise sagen dass KZ´s oder eben die Todesmärsche verheimlicht werden sollen
    Ganz im Gegenteil, solche Unterhaltunsliteratur macht Lust auf mehr, Lust sich zu informieren, Lust darauf aus der Geschichte zu lernen
    Das ist etwas was ich im Geschichtsunterricht vermisst habe und es tut mir heute leid dass ich so vieles eben nicht gelernt bzw vergessen habe weil mein Schulunterricht wirklich langweilig war


    Das "Don´t be afraid of ..." Projekt finde ich super
    ich traue mich nämlich auch nicht richtig an den Gilgamesch dran ...
    Ich blättere, lese Häppchen, mehr aber nicht ... obwohl es griffbereit liegt
    Aber dieses "Ich bin zu doof dafür", das denke ich oft ... und gehe dann nicht ran


    Zitat

    Na ja, Merten stand ja wohl auf Inge, also eher nicht auf Tillmann.


    Ups, jetzt fühlte ich mich kurz angesprochen
    Aber da war wohl Irene gemeint ... :rofl


    Und Arman, ja, ihm gönne ich alles Glück der Welt,auch wenn ich Angst habe , um ihn, um Amarna, um das Glück der beiden, wie gut dass Tante Frieda auf die Beiden aufpasst


    Und ja, ab und an wollte ich ihn schütteln ... einfach um ihm seine Selbstzweifel raus zu schütteln ... um den Gedanken dass er nichts wert ist und nichts verdient hat raus zu schütteln ...
    Aber ich denke das macht Armana schon ganz gut für mich


    Rezensionen schreiben kann ich ja leider nicht so gut, aber eine Bewertung bei amazon, die werde ich schreiben ... das Buch hat es verdient ...


    Charlie, warum gibt es für "Als wie unsterblich waren" keinen Namen bei euch ?
    Zu wenig oder zu viel Identifikation mit dem Buch?
    Zu viel Angst vorm Erfolg?

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


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  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich war es nicht, aber ich glaube, ich weiß es. :-]


    Das war ich, weil mir beim lesen immer der Film einfiel, den ich zwar nur vom Titel her kenne aber ich fand das irgendwie passend.