'Die Stadt der schweigenden Berge' - Seiten 482 - Ende

  • Zitat

    Original von beowulf
    Hut ab übrigens vor Chiara, die die Ursache von Armands Problemen antizipiert hat.


    Ich sag's ja, ihr braucht unbedingt 'nen schlaueren Autor!

  • Ich fand das Ende auch überhaupt nicht kitschig und habe mich über dieses Happy End sehr gefreut, weil ich eigendlich überhaupt nicht damit gerechnet habe. Ich kann meistens auch sehr gut ohne Happy End leben, aber hier hätte mir das nicht gefallen.

  • (Mir ja auch nicht, Zwergin.
    Ich hab mich deshalb mit meinem Bruder verkracht.
    Aber ich fand: Jetzt ist mir mit kurz vor fuffzich dieser Typ mit Seltenheitswert zugelaufen, jetzt kann ich den doch nicht umbringen. Amarna und ihre Tante Frieda muessen ihn noch ein bisschen behalten duerfen. Ein bisschen!)


    Aber jetzt mal im Ernst (stimmt gar nicht. Das ist beides ernst).


    Ich freu mich, dass du's nicht kitschig findest.
    Ich wollte, dass es sagt: Das wird ganz ganz schwierig. Aber wir versuchen es mal. Weil man es sich nicht nehmen lassen kann, es zu versuchen. Weil das ein Stueck Lebensmut ist, ein Stueck Aber, ein Stueck Trotz. Ein Sich-auch-dann-nicht-besiegen-lassen-wenn-man-laengst-verloren-hat.


    Ich habe mich mit einer extrem klugen Kollegin (und vielen anderen Kollegen) vorab darueber unterhalten. Ueber meine ewige Frage: Darf ich das im Unterhaltungsroman? (Wobei die da schon laengst sinnlos war, denn ich steckte mitten drin und haette nicht fuer Geld noch einmal aufhoeren koennen.) Und wenn ja - was mach ich mit dem Ende?


    Meine extrem kluge Kollegin (die fand, ich duerfe das nicht) hat gesagt: das muss dir einfach klar sein - bei Voelkermord gibt's kein Held-tot-aber-die-Karawane-zieht-weiter-Ende. Da gibt es keine Karawane mehr.


    Ich finde das extrem klug und beachtenswert, ich habe viele Wochen lang darueber nachgedacht.


    Und fand schliesslich: Ich mache das jetzt mal so, wie ich's moechte. Ich moecht' ihn nicht an dem bloeden Abszess sterben lassen, an so einem bloeden Zufall, ich moecht', dass er versucht, ob er leben kann.


    Und dann stand ich halt mit meiner 31+7-Geschichte da, die nicht zu Ende war.


    Herzlich willkommen im Ziel, Zwergin!
    Vielen Dank, dass Du dabei warst - bis zum bitteren Ende!

  • Aber gerade weil es eben keine Karawane mehr gibt, finde ich es so bewundernswert, wenn Überlebenden der Versuch, ob sie leben können gelingt.


    Nach allem was Arman mitmachen musste, an so einem blöden Abzess zu sterben, das wäre echt zuviel gewesen.

  • Ja, so ging es mir eben auch. Genau so.
    Und dann eben noch dieser Urartäisch-armenische glaube, man könne die Seelen von verstorbenen bewahren, indem man ihre Bilder in Stein schlägt ...

  • Zitat

    Original von jusch
    Ich hatte schon die Befürchtung , er hat sich eine Schädelbasisfraktur zugezogen bei dem Aufprall.


    Das ist der Vorteil von Fiktion,daß man "schummeln" kann.


    Das erzähl mal meinem Bruder! Der hat sich benommen, als hätte ich seine Ärzteehre verletzt ... (Sonst ist er aber ein ganz lieber. Und da ich's im Nachwort erklärt hab, hat er mir verziehen ...)

  • Zitat

    Original von Findus
    -ach herrje, schon die ersten Zeilen des letzten Abschnitts, Bülent ist Armans Großvater und will womöglich über ihn Rache nehmen, hat Tilmann auch noch seine Frau umgebracht???


    Ich muss mich mal selber zitieren war im ersten Anfall von Erleuchtung, Tilmanns Frau ist ja Amarnas Mutter, das kommt davon wenn man am frühen Morgen schon was von sich gibt.


    Merten hat mich jetzt doch etwas geschockt, wieso dieser tiefe Hass auf Arman, denn dafür hat ihn sein Freund Tilmann nicht verlassen, ist er vielleicht ein verkappter Schwuler??? Er liebt Tilmann ja mehr als das "normal" ist, also nicht dass das nicht normal ist aber in diesem Faill ist es einfach verdächtig.Und evtl. Anlass für sein Verhalten. Damals war das ja noch ziemlich schwierig, und so als Offizierssohn ist das ja nciht einfach zuzugeben aber mit seinem extremen Sportverhalten kann man das kompensieren. Zumindest ne zeitlang.



    Ach das ist soo schön, dass Amarna bei ihrem Großvater ist, zusammen mit Arman, der wieder gesundet aber sich nur bis zum nächsten Teil denn das Epos muss sich ja erfüllen.
    Die Worte die er zu Paul spricht und Paul so ziemlich mit ihm versöhnt sind ja herzzerreißend.
    Im Anblick des Todes legt er sie ihm ans Herz.


    Das ganze Kuddelmuddel in der Höhle muss ich nochmal nachlesen, denn da ist mir sicher Einiges entgangen letzte Nacht. Die Schläge die Arman von Merten erhält obwohl er todkrank ist haben mir sehr weh getan. Da hätte ich ihn am liebsten gebeutelt.
    Und Tilmann war also doch immer in der Nähe allerdings nicht der Saboteur. War das jetzt doch Merten, der Arman die Schuld dafür in die Schuhe schieben wollte??? Ne das ist doch sowas von verkappter Liebe da erzähle mir mal einer was vom Storch.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Er ist der einzige Erwachsene, der weiß, dass man ein Kind nicht "für die Sünden seiner Väter" bestrafen darf. Der einzige, der trotz des schrecklichen Verlustes seines einzigen Kindes (und auch seiner Enkeltochter, die er für sicb als unerreichbar betrachtet haben dürfte), genug Vernunft und Herz besitzt und Arman als das nimmt, was er ist, als Kind, das überhaupt keine Verantwortung dafür übernehmen darf. Er hat mich nicht nur in dieser ersten Szene gerührt, sondern den ganzen Rest des Buches. Er durfte zwar nur kurz dabei sein, dafür umso intensiver.


    Cindy genauso ging es mir auch mit ihm und seinen Szenen im Buch. Und kitschig ne also da sind die Leute in der gefiederten Schlange tausendmal kitschiger.


    Nicht eine Szene noch der Schluss ließen mich denken, das ist ja furchtbar kitschig.
    Es ist alles wie es sein hat sollen was noch kommt müssen wir abwarten, dass es nciht immer ein Happy End geben kann ist klar.


    Jetzt lassen wir dei beiden mal nach London gehn und zu ihrem Masis, denn da will Amarna sich noch mit ihm hin und wir sehen weiter. Wenigstens in Gedanken darf man sie begleiten.


    Danke Schwarzes Schaf für die genaue Erläuterung zum Vorfall in der Höhle, ich hatte das so mitbekommen aber im Dunkel der Nacht verwirrt sich das manchmal doch.

  • Zitat

    Original von Findus
    Die Schläge die Arman von Merten erhält obwohl er todkrank ist haben mir sehr weh getan. Da hätte ich ihn am liebsten gebeutelt.


    Die Stelle ist ohne Frage problematisch, Findus, an der sind mehrere Testleser haengengeblieben, und haben gesagt, das hat Merten fuer sie zum Unmenschen gemacht.
    Aus heutiger Sicht, mit einem Jahr Abstand (na ja ... das wuerden jetzt verschiedene Menschen, die mich ertragen, bestreiten ...) wuerde ich das mildern, weil es sich wirklich viel brutaler liest, als es gemeint ist. (Mir tut's auch weh! Wirklich. Sehr.)
    Ein Testleser hat mich gefragt: Wieso will er ihm denn jetzt noch so wehtun, und wieso tut er etwas so Veraechtliches und tritt ihn aufs Herz?
    Auf Testleser sollte man hoeren ... Das haette ich aendern sollen, das missversteht man.


    Das war naemlich ueberhaupt nicht so gemeint.


    Merten ist in Panik, ihm schwimmen alle Faelle davon und das Dann-war-ja-alles-umsonst-Gefuehl setzt ein. Er schlaegt ziemlich wild und gedankenlos um sich, was sonst nicht seine Art ist, und gibt auch Dinge preis, die er sonst fuer sich behalten haette. Aber wehtun will er Arman eigentlich nicht mehr. Er will ihn toeten. Und zwar moeglichst schnell und schmerzlos. Deshalb tritt er ihn aufs Herz. Weil er gelernt hat, dass ihn das bewusstlos machen muesste.
    Das ist so eine Szene, ueber die wir ewig geredet haben (es war Dezember und meine Telefonleitung war zum ersten Mal in meinem Leben in der Adventszeit heisser als mein Backofen) und bei der ich letztlich zugeben muss: nicht die richtige Entscheidung getroffen.
    Eine meiner Testleserinnen hat mir an der Stelle fast die Freundschaft gekuendigt. Sie fand, ich haette ihr sowas nicht ausgerechnet kurz vor Weihnachten zu lesen geben duerfen (sie ist Muslimin ... deshalb hatt' ich das jetzt nicht so bedacht), sie fand das unertraeglich, und ich haette ausserdem Amarna in der Szene zu brutal gemacht und damit demontiert.
    Mir ist das ganz schwer gefallen, da dagegen zu halten (wir haben uns aber wieder vertragen ...), aber der Meinung bin ich noch immer nicht. Amarnas Verzweiflung ist ueberwaeltigend, sie ist bis ins Innerste schockiert, fuehlt sich voellig allein und hat rasende Angst. Ich finde sie richtig so.


    Aber was Merten betrifft, zieh ich mir die Jacke an. Inge gehoerte ja auch zu denen, die gesagt haben: Erklaer das mit dem Herzen, nimm da was zurueck. Haett' ich machen sollen! Mea culpa ...


    Mertens Motivation - die tiefe Dankbarkeit seinem Freund gegenueber, der ihn aus der Schei ... e gezogen und ihn als Menschen behandelt hat (ich wollte, dass das durchaus eine Parallele zu der Dankbarkeit bildet, die Arman fuer Buelent empfindet) und der Wunsch, ihm das zu vergelten - war und ist fuer mich ausreichend. Ich habe aber ueberhaupt nichts dagegen (und ziehe da absolut keine klare Trennlinie) wenn jemand sagt, das genuegt ihm nicht, da muss auch noch ein sexuelles Motiv mit im Spiel sein. Ich schliesse das keineswegs aus, halte es durchaus fuer moeglich, und berufe mich auf das grandiose Zitat des grandiosen Wolfram Fleischhauer: "Einer Figur ihr Geheimnis lasssen bedeutet, ihr ihre Wuerde zu lassen."


    Ich weiss es also nicht - es bleibt jedem von euch ueberlassen! Und dass die Moeglichkeit besteht, dass er dafuer offen waere, wollte ich andeuten, als er in Tilmans Wohnung aus dem Fenster sieht und das Gewirr der Boheme dort - einschliesslich bekennender Lesben - schoen findet. Es ist also alles moeglich!

  • Zitat

    Original von Charlie


    Das erzähl mal meinem Bruder! Der hat sich benommen, als hätte ich seine Ärzteehre verletzt ... (Sonst ist er aber ein ganz lieber. Und da ich's im Nachwort erklärt hab, hat er mir verziehen ...)




    da du das im Nachwort extra noch erwähnst, war für mich ausschlaggebend es so zu akzeptieren.


    Die zusätzlichen Schläge von Merten hätte er in diesem Zustand nicht überleben können, auch heute nicht.

  • Danke, jusch.
    Ich weiss, ich habe da die Grenzen des Moeglichen ganz schoen zum Gummiparagraphen gemacht, und "Es gibt doch immer auch Ausnahmen" wollte mein Bruder nicht gelten lassen. Ich mach's auch nie wieder!


    Aber ...

  • Ist es nicht eher so, dass Merten so gerne Tilmans Enkidu gewesen wäre? Der hat sich dafür aber Gaspar ausgesucht. Merten hat es sich irgenwann zur Aufgabe gemacht, Tilman und Amarna zu beschützen. Er wollte der wichtigste Mensch im Leben von Tilman und Amarna sein. Dass hierbei möglicherweise etwas Sexuelles dahinter steckt, ist für mich vollkommen unwichtig. Eifersucht auf die Beziehung zwischen Gaspar und Tilman spielte aber ganz sicher eine Rolle.
    Er sieht in Arman von Anfang an eine Bedrohung. Er musste immer davon ausgehen, dass Arman wusste, was in der Höhle wirklich passiert ist. Er ist ja nie auf die Idee gekommen, dass Arman das alles nur anzettelt, um die Wahrheit zu erfahren. Merten dachte ja, er kennt sie längst.
    Und um Tilman zu schützen, hat er sich in diesen Wahn hineingesteigert, dass nur, wenn Arman mundtot gemacht wird, ein normales Leben für sie möglich ist.
    Dass dies alles eigentlich nicht seiner Natur entspricht, dass er, wenn er sich dieser Aufgabe nicht verschrieben hätte, Arman sowas wie ein Vater hätte sein können, merkt man eigentlich die ganze Zeit über.
    Er hat nur irgendwann die Kontrolle verloren. Deswegen hat er am Ende auch seinem Leben ein Ende gesetzt. Ich denke, in dem Moment, in dem Tilman verhindert, dass er Arman tötet, ist für ihn klar geworden, dass alles wofür er gelebt hat, umsonst war, auch all das Schreckliche, was er getan hat.


    Ich habe keinerlei Verständnis für die Brutalität von Merten. Aber ich verstehe, warum er als Figur dieses Romans so sein muss. Mir ist er viel lieber als z. B. Paul.