ZitatOriginal von Saiya
Ist es nicht eher so, dass Merten so gerne Tilmans Enkidu gewesen wäre? Der hat sich dafür aber Gaspar ausgesucht. Merten hat es sich irgenwann zur Aufgabe gemacht, Tilman und Amarna zu beschützen. Er wollte der wichtigste Mensch im Leben von Tilman und Amarna sein. Dass hierbei möglicherweise etwas Sexuelles dahinter steckt, ist für mich vollkommen unwichtig. Eifersucht auf die Beziehung zwischen Gaspar und Tilman spielte aber ganz sicher eine Rolle.
Er sieht in Arman von Anfang an eine Bedrohung. Er musste immer davon ausgehen, dass Arman wusste, was in der Höhle wirklich passiert ist. Er ist ja nie auf die Idee gekommen, dass Arman das alles nur anzettelt, um die Wahrheit zu erfahren. Merten dachte ja, er kennt sie längst.
Und um Tilman zu schützen, hat er sich in diesen Wahn hineingesteigert, dass nur, wenn Arman mundtot gemacht wird, ein normales Leben für sie möglich ist.
Dass dies alles eigentlich nicht seiner Natur entspricht, dass er, wenn er sich dieser Aufgabe nicht verschrieben hätte, Arman sowas wie ein Vater hätte sein können, merkt man eigentlich die ganze Zeit über.
Er hat nur irgendwann die Kontrolle verloren. Deswegen hat er am Ende auch seinem Leben ein Ende gesetzt. Ich denke, in dem Moment, in dem Tilman verhindert, dass er Arman tötet, ist für ihn klar geworden, dass alles wofür er gelebt hat, umsonst war, auch all das Schreckliche, was er getan hat.
Das moecht ich mit meinem fettesten Marker unterschreiben.
Ganz genau.
So hat sich Merten gefuehlt: Gilgamesch und Enkidu, zusammen stark genug, um die Goetter und die Sterblichkeit herauszufordern. Ein bisschen eifersuechtig war er schon auf den radfahrenden Axel, aber der war der Kleine, den man zu zweit behutzeln konnte, nicht ebenbuertig. Und als Tilman zusammenbricht, weil der tot ist, ist er in seinem Element: Er legt sich krumm, um seinen Freund aus dem schwarzen Loch zu holen, und ist selig.
Tilman nicht. Der braucht seiner Natur nach einen neuen Axel, den er behutzeln und bewundern kann. Und dann faellt ihm dieser Gaspar zu. Axel ultra - ein genialer Hethitologe, dem er das Leben rettet und den er troesten kann, weil er seine gesamte Familie verloren hat.
Ich persoenlich fand das ziemlich gemein, dass der Tilman da keine einzige Sekunde drauf verschwendet hat, was er Merten da aufs Auge drueckt. Wenn ich eine Figur waehlen muesste, die ich am wenigsten mag (aber ich mag die alle!), dann ist es Tilman.
Merten wird wieder mal zur Seite geschoben. Von Irene auch, aber die haette er ja nonchalant seinem Tilman geschenkt, no problem. Gegen Arman hat er anfangs eigentlich gar nichts. Der ist frech und rotzig und unerzogen, das ist ihm alles unappetitlich, aber eigentlich knallt er dem immer nur eine, wenn er wuetend auf Gaspar ist, was er sich ja nicht erlauben darf - denn Gaspar ist ja der geniale Kollege und ausserdem das arme Schwein, das seine Familie verloren hat. Und spaeter hat er diesen Moment, wo er denkt: den haette ich moegen koennen. Weil dem alles, was mit ihm gemacht worden ist, nicht das vitalste, humanste kaputtgemacht hat - die Empathie.
Er hat die Kontrolle verloren, ja.
Und dann ist er gestorben. Und hat sich hoffentlich gefuehlt wie Enkidu.