'Die Korrekturen' - Seiten 195 - 323

  • Du rast ja wirklich mit einem Affenzahn durch diesen Brocken hindurch, Saiya!
    Ich erinnere mich, dass ich damals nur bruchstückhaft vorwärts kam - das war mit ein Grund, weshalb ich den Titel für die Weihnachtsleserunde vorschlug :lache. Dabei lese ich eigentlich recht rasch. Aber obwohl mich die Geschichte ointeressierte, fand ich sie - vor allem zu Anfang - recht trocken. Später entdeckte ich dann einige Züge bekannter und verwandter Personen wieder und es ging rascher.
    Mit dem kleinen Jungen ging es mir ähnlich.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass die einzige "normale" Person in der Familie der kleine Jonah ist.


    Ich bin sicher, dass du noch nicht durch den Abschnitt durch bist, oder? Schneller als ich? :grin


    Gary ist für mich momentan noch schwer einzuschätzen. Wie gesagt, ich habe den Abschnitt noch nicht ganz beschäftigt.
    Die Ehe von Gary und Caroline scheint auch nicht perfekt zu sein, aber welche Ehe ist das schon. Problematischer finde ich allerdings, dass die Beiden komplett andere Einstellungen zu haben scheinen. Caroline ist frustriert und gibt ihrem Mann, ihren Schwiegereltern und der Welt die Schuld. dass sie aber so einen Horror davor hat, die Eltern an Weihnachten zu besuchen, kann nicht nur an dem missglückten Besuch vor Jahren liegen.
    Die Söhne haben sich mehr oder weniger ihre Nischen gesucht oder ducken sich eben nur weg, wenn bei den Eltern dicke Luft herrscht.
    Und du hast recht: Jonah kommt mir auch so vor, als hätte er das am besten geschafft. Seine überdurchschnittliche Leseliebe hat ihm eine Rückzugswelt eröffnet.


    Enid geht auch hoch wie von einer Wespe gestochen, wenn es um die Schwiegertochter geht. War da vielleicht keines der Mädchen wirklich gut genug für ihren Goldjungen, dem großen Erfüller ihrer Hoffnungen.


    Ich lese mal schnell weiter, um da noch genaueres zu erfahren. :wave

  • Doch, ich bin schon durch diesen und auch den nächsten Abschnitt durch. :-)
    Mir fehlt nur leider heute die Ruhe, mich an den Rechner zu setzen und ausführlicher zu schreiben. Lange Texte am Handy/Tablet zu formulieren, fällt mir schwer.

  • Mich graust es beim lesen immer mehr. Die Ehe von Garry und Caroline erscheint mir eher als ein Vorhof zur Hölle und die Art, wie sie ihre Söhne einsetzen, um die eigene Position zu unterstützen finde ich ziemlich fies.


    Carolines Versuche, ihrem Mann eine Depression einzureden und Garrys Angst vor ebendieser Depression führen zu einem regelrechten Teufelskreis. Mich hat Carolines Versuch, ihrem Mann mit der Dunkelkammer ein Hobby zu bescheren, arg an Enid erinnert.


    Tatsächlich erkenne ich auch etliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen. :grin

  • Ich bin nun durch den Abschnitt durch. Dieses Kapitel hat mich sehr aufgewühlt und nicht nur wegen der Kinder. Ich bin fasziniert, und es graust mir.


    Zum Ende des Abschnittes erfahren wir noch kurz, dass etwas passiert sein muss auf der Kreuzfahrt, und da Enid anruft, ist wohl Alfred etwas zugestoßen. Mal schauen, was das ist.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Mich graust es beim lesen immer mehr. Die Ehe von Garry und Caroline erscheint mir eher als ein Vorhof zur Hölle und die Art, wie sie ihre Söhne einsetzen, um die eigene Position zu unterstützen finde ich ziemlich fies.


    Es ist wie ein Spiel, das immer wieder funktioniert. Die Kinder wollen nur, dass alles gut ist/bleibt/wird und schlagen sich auf die Seite des scheinbar Schwächeren, je nach Situation.
    Schlimm fand ich so vieles, stellvertretend sei die Szene genannt als Gary von seinem Sohn bestätigt haben will, dass Caroline Gary belogen hat. Er merkt und versteht gar nicht, dass der Junge, war es Caleb, gar nicht seine Forderung erfüllen kann, denn alles, was ein Kind in einer solchen Situation möchte, ist dass die Eltern aufhören zu streiten, egal wie.


    Zitat

    Carolines Versuche, ihrem Mann eine Depression einzureden und Garrys Angst vor ebendieser Depression führen zu einem regelrechten Teufelskreis. Mich hat Carolines Versuch, ihrem Mann mit der Dunkelkammer ein Hobby zu bescheren, arg an Enid erinnert.


    Redet sie ihm die Depression wirklich ein? Zeigt er nicht wirklich Zeichen derselben? :gruebel
    Ich war zu Anfang des Kapitels geneigt, mich auf Garys Seite zu schlagen, aber je weiter ich las, relativierte sich mein vorerst negatives Bild von Caroline. Sie ist wirklich nicht perfekt, aber die beiden bewohnen die selbe Hölle, die sich über Jahre entwickelt hat. So etwas kommt schon vor, wenn Kinder und Haushalt etc. den Alltag bestimmen, wenn vieles auf der Strecke bleibt und sich die Partner verändern, was ja normal ist, der jeweils Andere aber vor lauter Ablenkung nicht mitbekommt, dass eine Veränderung stattgefunden hat. Ich glaube, dass Caroline es gut meint.


    Caroline hat einen wahren Horror vor einem Weihnachten bei den Schwiegereltern. Da ist wohl einiges vorgefallen...
    Am Ende des Kapitels bricht Gary zusammen und gibt zu, dass er am Ende ist, und das ist er wohl wirklich.
    Zu bedauern sind beide. Die frage ist nur, was sie aus ihrem Scherbenhaufen machen...

  • Zitat

    Original von Saiya
    Doch, ich bin schon durch diesen und auch den nächsten Abschnitt durch. :-)
    Mir fehlt nur leider heute die Ruhe, mich an den Rechner zu setzen und ausführlicher zu schreiben. Lange Texte am Handy/Tablet zu formulieren, fällt mir schwer.


    :anbet
    Ich hätte gerne mehr Zeit zum Lesen, denn der Roman beschäftigt mich sehr.
    Vielleicht sollte ich lieber lesen statt so viel zu tippen. ;-)

  • Ich denke auch, dass Caroline ebenfalls unter der Situation leidet. Sie schaukeln sich gegenseitig hoch. Diese Rückenschmerz-Szene kann man kaum lesen.


    Was mir gut gefällt, ist die Art zu erzählen, immer wieder die Perspektive zu wechseln. So erfährt man viele Facetten der einzelnen Personen.


    Ich werde auch erstmal weiterlesen.

  • Wenn Gary an einer Depression leidet, dann Caroline ganz sicher auch. Ihr besitzergreifendes Verhalten, ihr Kontrollwahn, ihre seltsamen Erziehungsmethoden sind alles andere als gesund. Ich habe beim Lesen ihre Art der Manipulation als sehr bedrückend empfunden. Nicht nur gegenüber Gary, sondern vor allem gegenüber den Jungs, die sie dazu benutzt den Vater unter Druck zu setzen.


    Gary ist Alkholiker, fühlt sich eher zu seiner Mutter hingezogen als zu seinem Vater, ist ihm aber, glaube ich, ähnlicher als er glaubt. Wahrscheinlich ist es genau das, gegen das er sich auflehnt. Und natürlich das Aufwachsen in der Provinz. Er will einfach etwas Besseres sein.


    Carolines Kindheit muss sehr einsam gewesen sein und diese Angst verlassen zu werden, ist es wohl auch, was sie zu ihren Handlungen antreibt. Wie kann man das eigene Kind dazu überreden, den Vater zu überwachen? Und wie kann man die Kinder beim Essen so unter Druck setzen?


    Interessant ist hier, dass erwähnt wird, dass Enid, die im letzten Abschnitt ja Denise noch das Leben mit ihren Vorwürfen schwer gemacht hat, sie Gary gegenüber in den höchsten Tönen lobt. Dieses Geschwister gegeneinander ausspielen mag ich überhaupt nicht und ihr Verhalten gegenüer ihrer Schwiegertochter, finde ich mehr als unangemessen. Ich frage mich langsam auch nicht mehr, warum Enid so wurde, wie sie ist. Ich finde sie unmöglich.


    Dass ich solche Menschen, wie sie hier im Buch beschrieben werde, auch im realen Leben kenne, finde ich einerseits lustig, andererseits ziemlich traurig.


    Garys Zusammenbruch am Ende und das Eingeständnis, dass Caroline mit allem Recht hat, bringt ihm vor allem eins: Ruhe und Frieden. Er hat einfach nur nachgegeben und sich und seiner Familie so eine Art Verschnaufspause gegönnt. Es bleibt spannend, wie das wohl wird, je näher Weihnachten rückt.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Du rast ja wirklich mit einem Affenzahn durch diesen Brocken hindurch, Saiya!
    Ich erinnere mich, dass ich damals nur bruchstückhaft vorwärts kam - das war mit ein Grund, weshalb ich den Titel für die Weihnachtsleserunde vorschlug :lache. Dabei lese ich eigentlich recht rasch. Aber obwohl mich die Geschichte ointeressierte, fand ich sie - vor allem zu Anfang - recht trocken. Später entdeckte ich dann einige Züge bekannter und verwandter Personen wieder und es ging rascher.
    Mit dem kleinen Jungen ging es mir ähnlich.
    :wave


    Wenn man den Tag kränkelnd auf dem Sofa verbringt und solch ein Buch gerade liest, kann es schon mal schnell gehen beim Lesen. :-)


    Ich mag die Art und Weise wie Franzen die Geschichte erzählt. Trocken empfinde ich allerdings manche Rückblenden und auch die litauische Geschichte. Da habe ich auch beim Lesen gemerkt, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr ganz so da ist.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Einem Kind zu erlauben, im Haus Überwachungskameras aufzustellen, finde ich wirklich schlimm.
    Diese ganze Abendessen-Szene ist sehr deprimierend. Mir tun die armen Jungs leid.


    Ich gebe dir Recht: Überwachung in der Küche und egal wo, geht gar nicht. Dass Caroline ihn darin bestärkt, finde ich sehr seltsam. Überhaupt ist es auffällig, wie viel Geld für die "Bedürfnisse" der Kinder ausgegeben wird. Auch wenn das Geld da ist, muss es nicht dermaßen rausgehauen werden. Auf was für eine Schiene bringen die Eltern ihre Kinder da nur...

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Interessant ist hier, dass erwähnt wird, dass Enid, die im letzten Abschnitt ja Denise noch das Leben mit ihren Vorwürfen schwer gemacht hat, sie Gary gegenüber in den höchsten Tönen lobt. Dieses Geschwister gegeneinander ausspielen mag ich überhaupt nicht und ihr Verhalten gegenüer ihrer Schwiegertochter, finde ich mehr als unangemessen. Ich frage mich langsam auch nicht mehr, warum Enid so wurde, wie sie ist. Ich finde sie unmöglich.


    Spannend wäre nur zu erfahren, woher Enid z.B. wusste oder vermutete, dass Denise mit einem verheirateten Mann zusammen ist. Aufgrund dieser Vermutung schaukelt sich Enid ja richtig in ihre Ablehnung hinein. Ob Gary sie darauf gebracht hat, wie vermutet? Mal schauen.


    Zitat

    Dass ich solche Menschen, wie sie hier im Buch beschrieben werde, auch im realen Leben kenne, finde ich einerseits lustig, andererseits ziemlich traurig.


    Geht mir auch so. Deshalb fand ich diese Kapitel rund um Gary emotional anstrengend.

  • Es ist wirklich anstrengend - und gefällt mir an diesem Buch so besonders gut: Es wird gezeigt, wie sich Verhalten durch eine Familie und durch die Generationen fortsetzt.
    Das wird das ganze Buch so weitergehen, da verrate ich sicher nicht zu viel.
    Mich macht das unendlich traurig, weil ich das ganz oft in meiner Umgebung sehe.


    Sein eigenes Verhalten zu ändern, ganz bewusst zu ändern, das ist das schwierigste, was es für Menschen gibt und auch das einzige, was man überhaupt tun kann. Leider ist bis auf möglicherweise Denise keiner in dieser Familie dazu in der Lage.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    ...
    Sein eigenes Verhalten zu ändern, ganz bewusst zu ändern, das ist das schwierigste, was es für Menschen gibt und auch das einzige, was man überhaupt tun kann. Leider ist bis auf möglicherweise Denise keiner in dieser Familie dazu in der Lage.


    Ich finde Denise als Figur sehr spannend. Hoffentlich ist es für sie nicht zu spät. Aber sie ist offen und hat Herz, auch wenn sie nicht perfekt ist. Sie kann immer noch alles verändern und sich neu erfinden.

  • Ich bin noch nicht durch, aber diese Gespräche sind ja der Hammer!
    Wie sich Gary und Caroline die Worte gegenseitig im Mund rudrehen! :yikes Jeder will recht behalten, keiner geht auf den anderen ein. Das ist ganz shcon ntensib geschrieben.

    Und bei Gary und Denise wiederholt sich das Ganze.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich bin noch nicht durch, aber diese Gespräche sind ja der Hammer!
    Wie sich Gary und Caroline die Worte gegenseitig im Mund rudrehen! :yikes Jeder will recht behalten, keiner geht auf den anderen ein. Das ist ganz shcon ntensib geschrieben.

    Und bei Gary und Denise wiederholt sich das Ganze.


    Ich denke ja, dass das an Gary liegt. Als Mensch ist er mir eher unangenehm. Ein wirkliches Gespräch kann mit ihm nicht aufkommen. Für ihn ist die Hauptsache, dass er etwas klären kann und die Möglichkeit bekommt sich mitzuteilen. Ob er damit sein gegenüber verletzt ist zweitrangig.

  • Oh mein Gott, diese Menschen, also diese Familie... die erstickt ja förmlich in ihren Konsumgütern!


    Und dieses Solidarisieren der Söhne mit ihrer Mutter gegen den Vater - bäh!

    Also, Gary tut mir schon ein bisschen leid. Er ist irgendwie so chancenlos und seine Frau schafft es immer wieder, ihm durch die Finger zu flutschen, sie ist wie ein Aal.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“