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'Die Korrekturen' - Seiten 333 - 470
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Die haben das arme Kind 5 Stunden am Tisch sitzen lassen.
Fünf Stunden, in denen der arme Junge für die Unzufriedenheit seiner Mutter und seines Vaters bestraft wird. Da wird mir beim Lesen glatt übel.Entschuldigt, wenn ich nur so wenig schreibe. Längere Texte sind für mich am Handy etwas schwierig zu schreiben. Sobald ich an den Rechner komme, werde ich auch ausführlicher auf das Gelesene eingehen.
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Ich bin noch nicht so weit, dass ich mich auf das von dir geschriebene beziehen könnte. Ich bin noch auf dem Schiff bei Alfred und Enid, mehr noch bei Alfreds Gedanken während der schlaflosen Nächte. erstaunlich wie früh in ihrer Ehe ihre unausgesprochenen Probleme bereits angefangen haben, was alles nicht angeschnitten werden durfte.
Enids Neid auf die Nachbarinnen fand ich traurig. Sie gibt sich die Schild dafür, dass Alfred sie nicht begehrt, wie sie es sich vorgestellt hat. Normal ist es aber auch nicht, wenn ihn seine Frau nur erregt, wenn sie still daliegt, teilnahmslos, und er über sie kommen kann wie ein Löwe in der Nacht. Da fällt mir gleich eine Parallele ein zu seinem Sohn Gary, der im vorigen Kapitel zugibt, dass er Caroline am meisten oder zum Schluss eigentlich nur noch begehren kann, wenn sie ihn als Beschützer braucht, sie Angst hat. Das ist alles so verfahren... -
Hier in diesem Abschnitt ist mir die Sprachlosigkeit in der Familie aufgefallen.
Ich habe mir oft gewünscht, Enid hätte Alfred ihre Wünsche mal richtig mitgeteilt, anstatt ihn zu manipulieren.Sie erinnert mich in ihrem Verhalten, die beiden Jungs gegen ihren Vater zu benutzen, sehr an Caroline. Vielleicht muss Gary sich irgendwann damit abfinden, dass er seinem Vater tatsächlich ähnlicher ist, als er es möchte und seine Frau mehr nach seiner Mutter kommt, als er es für möglich hält.
Ich hoffe, das kommt jetzt nicht fals bei euch an, aber ich empfinde die Art wie Franzen Alfreds Gefühle und Gedanken, seine Hilflosigkeit und seine Ängste im Zusammenhang mit seiner Krankheit beschreibt als sehr faszinierend. Das wirkt sehr echt, als wüsste er genau, wovon er schreibt. Ich habe großes Mitleid mit Alfred, wenn er seinen Wahnvorstellungen und seiner Krankheit so ausgeliefert ist.
Enid versucht auf dem Schiff immer noch den Schein zu wahren. Ich verstehe, dass das Leben mit Alfred sehr, sehr anstrengend für sie ist. Dennoch finde ich sie unglaublich egoistisch. Mir fehlt im Moment der etwas differenzierte Blick auf sie. Sie hat sich nicht in Alfred verliebt, weil sie ihn als Menschen mochte, sondern weil sein Aussehen ihr etwas zu versprechen schien. Dies konnte er nicht halten. Diese Unzufriedenheit empfinde ich als große Verbitterung von Enid, die sie alle hat spüren lassen.
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Zitat
Original von Saiya
Hier in diesem Abschnitt ist mir die Sprachlosigkeit in der Familie aufgefallen.
Ich habe mir oft gewünscht, Enid hätte Alfred ihre Wünsche mal richtig mitgeteilt, anstatt ihn zu manipulieren.Wie immer: Das große Problem ist die fehlende Kommunikation.
Wir unternehmen hier ja einen kurzen Rückflug in die Vergangenheit der Familie, als Gary und Chipper (den Namen habe ich noch nie gehört). Enid denkt immer nur, dass sie diese und das tut und sich im Kreis dreht und niemand erkennt ihre Arbeit an, ihre Mühen, ihre Aufopferung. Sie kommuniziert es nicht. Wie soll der Andere unsere Wünsche erfüllen, wenn wir sie nicht äußern? Hellsehen können die wenigsten Männer.ZitatIch habe großes Mitleid mit Alfred, wenn er seinen Wahnvorstellungen und seiner Krankheit so ausgeliefert ist.
Seine Wahnvorstellungen oder nächtlichen Erlebnisse wirken sehr real. Seine Angst und Panik ist beim Lesen wirklich spürbar. Ja, ich habe auch Mitleid mit ihm.
ZitatEnid versucht auf dem Schiff immer noch den Schein zu wahren. Ich verstehe, dass das Leben mit Alfred sehr, sehr anstrengend für sie ist. Dennoch finde ich sie unglaublich egoistisch. Mir fehlt im Moment der etwas differenzierte Blick auf sie. Sie hat sich nicht in Alfred verliebt, weil sie ihn als Menschen mochte, sondern weil sein Aussehen ihr etwas zu versprechen schien. Dies konnte er nicht halten. Diese Unzufriedenheit empfinde ich als große Verbitterung von Enid, die sie alle hat spüren lassen.
Enid verhält sich schon auffällig. Hauptsachen alles ist normal, der Schein ist gewahrt. Nimmt sie Alfred überhaupt wahr? Ihre Fähigkeit der Verdrängung seiner Krankheit ist bemerkenswert. Wenn sie ihn wegzaubern könnte, würde sie es wahrscheinlich tun.
Mich erschüttert das Ende des Kapitels!
Alfred stürzt. Was wird mit ihm? Ist er tot?
Nun, es kommt noch ein Kapitel mit dem Titel "Ein letztes Weihnachten". -
Ich habe den Abschnitt gerade erst begonnen.
Es ist interessant, wie geschickt Franzen seine Personen durch die Zeit reisen lässt. Diese Rückblenden sind gut gemacht.Alfred heute ist tatsächlich zu bedauern und Enid ebenfalls. Sie will nicht wahrhaben, wie krank ihr Mann tatsächlich ist. Sie kann es einmal nicht, weil sie dann zugeben müsste, dass sie mit seiner Betreuung völlig überfordert ist und sie entweder eine Pflegerin oder eine Haushaltshilfe braucht, oder sie ihn in ein Heim geben muss.
Dann müsste sie aber ihr Haus aufgeben, das einzige, woran sie tatsächlich noch hängt und ihr noch bleibt.
Auf der anderen Seite sind es wirklich die engsten Angehörigen, die die Situation am wenigsten einschätzen können.
Bei meinem Vater, der an Alzheimer erkrankt war, lief das ganz ähnlich. Meine Mutter kann heute noch nicht einsehen, dass er schwer krank war und sie nicht aus reiner Bosheit so behandelt hat. Ich denke, deshalb macht mich das Buch auch oft so traurig, weil ich vieles wiedererkenne.Allerdings kann man auch sehen, wie Enid so geworden ist, wie sie eben ist. Alfred war ja auch nicht gerade ein mustergültiger Ehemann. Für 11 Tage auf Dienstreise zu gehen und sich nicht ein einziges Mal bei der Familie zu melden - das ist nicht nur unverschämt, es ist auch ein Zeichen von absoluter Gefühllosigkeit. Übrigens auch seine "Begrüßung". Mich packt da die Wut, wenn ich das lese.
Insofern bekommen die beiden im Alter eigentlich die Rechnung aufgemacht für das, was sie ihr Leben lang versäumt und verschwiegen haben.
edit ergänzt, dass Alfred zudem an einer Form von sexuellem Wahn gelitten hat, ganz schön daneben, was da so zum Vorschein kommt.
Ist euch übrigens der Satz auf Seite 348 aufgefallen? Es geht um die Jungs, die ihren Vater begrüßen wollen: " Es lag in ihrer Natur, die Arme um ihn zu schlingen, doch diese Natur war aus ihnen herauskorrigiert worden."
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Alfred heute ist tatsächlich zu bedauern und Enid ebenfalls. Sie will nicht wahrhaben, wie krank ihr Mann tatsächlich ist. Sie kann es einmal nicht, weil sie dann zugeben müsste, dass sie mit seiner Betreuung völlig überfordert ist und sie entweder eine Pflegerin oder eine Haushaltshilfe braucht, oder sie ihn in ein Heim geben muss.
Dann müsste sie aber ihr Haus aufgeben, das einzige, woran sie tatsächlich noch hängt und ihr noch bleibt.
Auf der anderen Seite sind es wirklich die engsten Angehörigen, die die Situation am wenigsten einschätzen können.Ganz wie du es sagst ist das eigentliche Problem, dass Enid gar keine Hilfe annehmen kann, weil sie nicht an sich herankommen lässt, dass und wie krank Alfred ist und sie überhaupt Hilfe braucht. Ich kenne so viele solche Fälle. Es geht mir da wie dir, diese Geschichte geht ganz schön nahe.
Manchmal braucht es jemand von außen, der die Situation einschätzt und Klartext redet.ZitatAllerdings kann man auch sehen, wie Enid so geworden ist, wie sie eben ist. Alfred war ja auch nicht gerade ein mustergültiger Ehemann. Für 11 Tage auf Dienstreise zu gehen und sich nicht ein einziges Mal bei der Familie zu melden - das ist nicht nur unverschämt, es ist auch ein Zeichen von absoluter Gefühllosigkeit. Übrigens auch seine "Begrüßung". Mich packt da die Wut, wenn ich das lese.
Die beiden waren füreinander wohl nie die idealen Partner. Ich weiß gar nicht, wem von beiden ich den Vorwurfen machen, auf wessen Seite ich mich schlagen soll. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann stände ich wohl eher hinter Alfred. Der hat bei mir wegen seiner Krankheit und Hinfälligkeit vielleicht so etwas wie "Welpenschutz".
Zitatedit ergänzt, dass Alfred zudem an einer Form von sexuellem Wahn gelitten hat, ganz schön daneben, was da so zum Vorschein kommt.
Ist euch übrigens der Satz auf Seite 348 aufgefallen? Es geht um die Jungs, die ihren Vater begrüßen wollen: " Es lag in ihrer Natur, die Arme um ihn zu schlingen, doch diese Natur war aus ihnen herauskorrigiert worden."
Bei den Enthüllungen der unterdrückten sexuellen Fantasien kommt man sich vor wie ein Voyeur. Sein Leben lang hat Al alles unter Verschluss gehalten, strengstens, und vor uns wird alles offenbar. Das kommt unerwartet schockierend.
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Alfreds Sprachgebrauch ist da auch aufschlussreich. Dieses "Sukkubus" wurde häufig im Zusammenhang mit Hexenverfolgungen gebraucht und einer der Vorwürfe, den man den unglücklichen Frauen machte, war der des Geschlechtsverkehrs mit dem Teufel. Sukkubus oder Sukkuba bedeutet: die, die unten liegt.
Für mich klingt das so, als ob für ihn alles sexuelle von etwas teuflischem behaftet wäre.Mir ging es bei den beiden Jungs auch um das korrigieren - wegen des Titels. An ihnen wurde so lange korrigiert, bis sie völlig verbogen waren. Das kommt später nochmal.
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"Korrigieren" und "Korrektur" gibt es in verschiedenen Formen und bei allen Personen immer wieder mal im Roman. Ich habe wegen des Titels auch darauf geachtet. Es wird an Lebenseinstellungen herumkorrigiert, an Karrieren, Bedürfnissen und verhaltensweisen. Aber keine Korrektur mach es wirklich besser für den, an dem sie "vorgenommen" wurde, sondern soll ihn für den jeweils Anderen passender und besser funktionierender machen. Das ist das eigentliche Dilemma.
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Statt korrigieren wäre wohl eher: "in eine Form pressen" angebracht.
Für mich war diese Szene, als Alfred nach seiner Dienstreise nach Hause kam, ein Wendepunkt. Hatte ich vorher durchaus Sympathie für ihn, hat er sich da für mich völlig verwandelt. Das war nicht die Rückkehr eines liebenden Ehemanns und Vaters, sondern eines Tyrannen und Sklavenhalters.
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Ich finde "korrigieren" eigentlich recht passend, denn das Wort schafft eine Distanz zu dem, was alle eigentlich erreichen wollen, macht einen nüchternen Vorgang daraus, führt ad absurdum.
Zu Alfred:
Ich will Alfred nicht verteidigen, und seine "Erziehungsmaßnahme" an Chip nach dem Essen geht gar nicht! Aber was tut er außer den eigenen Druck weiterzugeben, beispielsweise an Enid? Natürlich ist das nicht richtig und nicht gut, aber einfach typisch unperfekt menschlich ist es doch.
Schlimmer finde ich, dass bei ihm und auch bei Enid kein Bewusstsein für begangene Fehler besteht und damit auch keine Möglichkeit zur Reue und zur Entschuldigung. Ein Bisschen davon zeigt Alfred, als er seinen schlafenden Sohn ins Bett bringt, aber zur wirklichen Konsequenz kommt es nicht. -
Für mich ist das Wort korrigieren, wenn man es denn in Bezug auf Menschen benutzt, untrennbar mit den unseligen Korrektionsanstalten oder auch Besserungsanstalten.
Bei Alfred finde ich interessant, dass er sich seinen Druck ja selber macht. Damit er, der vermeintlich moralisch und sonst so hochstehende, auf alle anderen herabblicken kann. Er hat sich seine Hölle selbst geschaffen.
Oder besser gesagt, sie ist ihm ja offenbar auch in seiner Jugend schon geschaffen worden. Die wenigen Andeutungen, die gemacht werden, zeigen ja, dass er eine harte Kindheit gehabt haben muss. -
Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Für mich ist das Wort korrigieren, wenn man es denn in Bezug auf Menschen benutzt, untrennbar mit den unseligen Korrektionsanstalten oder auch Besserungsanstalten.Aber das ist es doch, was der Autor will, so verstehe ich es jedenfalls: Ein Wort verwenden, was nicht zu passen scheint und eigentlich nicht zur Anwendung auf die Menschen. Es beginnt mit dem Manuskript, und er verwendet "korrigieren" bei technischen Vorgängen und bei Personen.
Nicht dass der Eindruck entsteht, ich wäre für's korrigieren. Ich will nur verdeutlichen, dass für mein Empfinden das Wort passt. -
Ich glaube, wir sind uns ganz einig
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Ich bin noch nicht durch mit diesem Abschnitt, aber mir brennt gerade die Szene auf der Seele, in der Chip am Tisch sitzen bleiben muss und so stark dabei ist. Enid würde ich am liebsten an einen Stuhl fesseln und sie zwingen, ihrem Kind dabei in die Augen zu sehen. Wie kann sie nur ihre enttäuschten Gefühle an ihrem Sohn auslassen. Von Alfred mal ganz zu schweigen, der sich seine Gefühle abtrainiert hat.
Das weckt in mir Kindheitserinnerungen, die mich bis heute verfolgen. Ganz furchtbar uns so demütigend, ich könnte heulen.Sehr gut gmeacht hat das Frenzen, dass aus dem Mitleid mit den tüddeligen alten Leuten jetzt so heftige innere Gegenwehr wird.
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Zitat
Original von Clare
Ich bin noch nicht so weit, dass ich mich auf das von dir geschriebene beziehen könnte. Ich bin noch auf dem Schiff bei Alfred und Enid, mehr noch bei Alfreds Gedanken während der schlaflosen Nächte. erstaunlich wie früh in ihrer Ehe ihre unausgesprochenen Probleme bereits angefangen haben, was alles nicht angeschnitten werden durfte.
Enids Neid auf die Nachbarinnen fand ich traurig. Sie gibt sich die Schild dafür, dass Alfred sie nicht begehrt, wie sie es sich vorgestellt hat. Normal ist es aber auch nicht, wenn ihn seine Frau nur erregt, wenn sie still daliegt, teilnahmslos, und er über sie kommen kann wie ein Löwe in der Nacht. Da fällt mir gleich eine Parallele ein zu seinem Sohn Gary, der im vorigen Kapitel zugibt, dass er Caroline am meisten oder zum Schluss eigentlich nur noch begehren kann, wenn sie ihn als Beschützer braucht, sie Angst hat. Das ist alles so verfahren...
Die Entblätterung der Figuren finde ich auch ganz erstaunlich. Das hätte ich am Anfang nie erwartet, was sich alles so zeigt im Laufe des Buches.
Die Sexszene zu Beginn des Abschnittes fand ich sehr markant. Ich habe das so verstanden, dass sich Alfred nach dem BJ jegliche Lust am Sex untersagt hat. Es kontrolliert alles und jeden in seinem Leben. Enid hingegen trägt die Schwangerschaften als sichtbares Zeichen einer funktionierenden Ehe stolz zur Schau, ist die Aktive in dieser Szene.
Alfred ersetzt sie durch die Geliebte "Schlaf". Dieser Vergleich hat mir auch sprachlich gut gefallen.
Wie arm, so ein Leben zu führen. Immer wieder denke ich, was für Alfred und Enid ihr Leben eigentlich lebenswert gemacht hat. -
Zitat
Original von Regenfisch
Die Entblätterung der Figuren finde ich auch ganz erstaunlich. Das hätte ich am Anfang nie erwartet, was sich alles so zeigt im Laufe des Buches.
Die Sexszene zu Beginn des Abschnittes fand ich sehr markant. Ich habe das so verstanden, dass sich Alfred nach dem BJ jegliche Lust am Sex untersagt hat. Es kontrolliert alles und jeden in seinem Leben. Enid hingegen trägt die Schwangerschaften als sichtbares Zeichen einer funktionierenden Ehe stolz zur Schau, ist die Aktive in dieser Szene.
Alfred ersetzt sie durch die Geliebte "Schlaf". Dieser Vergleich hat mir auch sprachlich gut gefallen.
Wie arm, so ein Leben zu führen. Immer wieder denke ich, was für Alfred und Enid ihr Leben eigentlich lebenswert gemacht hat.Lebenswert - man ist versucht zu sagen, dass das irgendwann nicht mehr ihr Ziel war. Es funktionierte, und das hat ihnen wahrscheinlich gereicht. Begonnen hat es sicher irgendwann mit fehlender oder fehlgeleiteter Kommunikation bis schließlich Stille herrschte. Wenn Wünsche und Ärgernisse nicht mehr ausgesprochen werden und jeder nur erwartet, dass der andere sie erspüren kann, dann geht es abwärts.
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Diesen Abschnitt fand ich lang. Sehr lang.
Die Einblicke in das Familienleben der Lamberts, als die Kinder noch klein waren, fand ich sehr gut und interessant, der hätte gern länger sein dürfen.
Aber "auf See", da waren so viele langgezogene Passagen, dass ich fast aufgegeben hätte.
Ich hoffe, der nächste Abschnitt wird wieder besser.
Einige Stichpunkte bzw. -sätze habe ich mir notiert, weil sie einfach zu gut waren:
ZitatEs lag in ihrer [der Kinder] Natur, die Arme um ihn zu schlingen, doch diese Natur war aus ihnen herauskorrigiert worden.
Es geht ja um sehr viele Korrekturen in dem Buch, aber dieser Satz könnte für mich auch alleinstehend ausschlaggebend für den Titel sein.
ZitatWas man über sich selbst lernte, wenn man Kinder großzog, war nicht immer erfreulich oder angenehm.
Das kann ich blind unterschreiben.
ZitatJeden Abend feilte er [Gary] an der Kunst, etwas Langweiliges zu etragen, das einem Elternteil Freude bereitete.
Ein unglaublicher Einblick in die unbewussten Abgründe einer Kinderseele. Toll.
ZitatDas Leben wurde zum Warten darauf, dass seine Persönlichkeit sich änderte.
Wieviele Augen wurden mit diesem Satz wohl geöffnet und wieviele Ehen sind an diesem Buch, also Post-Lektüre sozusagen, wohl zerbrochen?
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Zitat
Original von killerbinchen
Das kann ich blind unterschreiben.
Genau so ist das. Man kommt an Grenzen, an die eigenen und an die der Kinder, denen man ihren Weg erleichtern will. Und man verändert sich slebst natürlich auch. Nicht immer ist das zum Besseren. Manches bleibt auf der Strecke, geht verloren. Man zeigt sich als Mensch.
ZitatWieviele Augen wurden mit diesem Satz wohl geöffnet und wieviele Ehen sind an diesem Buch, also Post-Lektüre sozusagen, wohl zerbrochen?
Das Buch ist noch nicht so alt. Es werden nicht so viele sein.
Meinst du nicht, dass das tief in sich drin jeder selber weiß: dass man den Partner nicht ändern kann, nicht wirklich, wenn er sich nicht ändern will und selbst meint, dass er etwas ändern muss? -
Solche Sätze mit Fragezeichen am Ende stellen in den Leserunden meistens nicht meine Meinung dar, sondern sind einfach Dinge, die mir während des Lesens durch den Kopf gehen. Eine Anregung zum Diskutieren mit mir selber, sozusagen (oder mit euch).
Wir wissen ja auch nicht, ob Enid selber bemerkt, dass sie auf eine Persönlichkeitsveränderung wartet. Wenn man sich aber als Leser mit Enid sehr identifizieren kann (was eher eine ältere Generation sein dürfte), könnte das schon ein Augenöffner sein, ein Schlüsselsatz.
Auch in den älteren Generationen hat sich die Scheidungsrate ja deutlich erhöht, man bleibt nicht mehr zwingend zusammen.