Die Nägel - Michail Jelisarow

  • Reclam
    Gebundene Ausgabe – 2003


    Aus dem Russischen übersetzt von Hannelore Umbreit


    Kurzbeschreibung:
    Zwei kleine Jungen, der eine wegen seines Buckels »Gloster« genannt, der andere wegen seines Wasserkopfes für debil erklärt, werden in ein Irrenhaus abgeschoben. Unverstanden und gepeinigt, finden sie Zuflucht in ihrer Freundschaft. Bachatow entwickelt sein Nägelkauen zu einem mystischen Ritual, Gloster entdeckt, daß sein Buckel ein feinnerviges Gefäß für Töne und Klänge ist und ihn zu grandiosem Klavierspiel animiert.


    Als sie mit achtzehn entlassen werden, sorgt Gloster mit seinem musikalischen Talent für ihr weiteres Auskommen. Gemeinsam stellen sich die Freunde den Gefahren, die im Dschungel der Großstadt lauern, und besiegen mit lässigem Witz die kleinen Ganoven ebenso wie die Behörden. Schließlich wird Gloster sogar im Konservatorium angenommen und ein berühmter Pianist. Doch eines Tages läßt ihn sein Talent im Stich. Er ahnt, daß nur Bachatow der Grund dafür sein kann ...


    Über den Autor:
    Michail Jelisarow, geboren 1973 in Ivano-Frankowsk (Ukraine), studierte in Charkow Philologie und an der Musikhochschule Gesang und arbeitete u. a. als TV-Regisseur und Kameramann.


    Über die Übersetzerin:
    Hannelore Umbreit, geboren 1950 in Thüringen, studierte in Leipzig und lehrt heute am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig. Aus dem Russischen übersetzte sie u.a. Texte von Nina und Ekaterina Sadur, Irina Poljanskaja und Michail Elizarov.


    Mein Eindruck:


    Die Nägel hatte 2003 beim Erscheinen in Deutschland sehr gute Rezensionen bekommen (nicht zu Unrecht), dennoch blieb es bis heute die einzige deutsche Veröffentlichung des in der Ukraine gebiorenen Autors. Dabei hat er für einen späteren Roman sogar den hoch dotierten russischen Booker-Preis gewonnen.


    Die Nägel ist Jelisarows Debüt, ein schmaler Roman. Vielleicht ist das aber gut so, denn er vermittelt beim Lesen Beklemmungen.
    Erzählt wird die Handlung von Alexander Gloster, der genauso wie der gleichaltrige Bachtalow in einem Heim für geistig zurückgeblieben Kinder aufwuchs. Dabei sind die beiden Findelkinder eigentlich normal, nur Gloster hat einen Buckel und Bachatow einen eingedellten Kopf. Die beiden sind tragische Helden.


    Mit 18 Jahren sind sie in der kalten, russischen Gesellschaft auf sich alleine gestellt.
    Gloster stellt fest, dass er großes musikalisches Talent besitzt.
    Ohne Musikunterricht oder auch nur Noten zu kennen, kann er auf dem Klaveir nach Gehör brillant spielen. Er wird sogar in einer Musikschule aufgenommen und trifft auf einen Mäzen (der aber anscheinend gleichzeitig ein Mafiaboss ist).
    Bachaltow hat nicht so viel Glück, und irgendwie scheint das Schicksal der Freunde miteinander verknüpft zu sein.


    Jelisarow schreibt intensiv. Teils mit grimmigen Humor, doch überwiegend zeigt er die harte Realität einer unbeständigen Gesellschaft.

  • Danke für die Rezi, fällt genau in mein Beuteschema und ist bestellt und sogar schon versandt. Ich bin schon sehr gespannt. :wave

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor