Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: Schöffling
OT: The rowing lesson
Aus dem Englischen von Miriam Mandelkow
Kurzbeschreibung:
Bei der weißen Landbevölkerung und den armen schwarzen Familien Kapstadts heißt er Dokter God - Harold Klein ist ein leidenschaftlicher, allseits respektierter Arzt, aber auch aufbrausend und herrschsüchtig, wie seine Tochter Betsy nur zu gut weiß. Sie hat sich ihm und Südafrika entzogen, um in New York ein Leben als Künstlerin zu führen. Als ihr Vater überraschend ins Krankenhaus eingeliefert wird und das Bewusstsein verliert, kehren sich die Rollen um: Er ist nun Patient, und die Tochter spürt seinem Leiden nach - das tief in der Familienbiografie und der Geschichte seines Landes wurzelt. Der Roman ist ein imaginäres Zwiegespräch über die Kindheit und Jugend des Vaters. Dazu gehören Ruderausflüge auf dem Fluss Touw, einem alles entscheidenden Sehnsuchtsort für Vater und Tochter. In einer einzigartig fließenden Sprache erzählt Anne Landsman vom Leben einer jüdischen Familie vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs bis hinein in das Südafrika der Apartheid.
Über die Autorin:
Anne Landsman, geboren und aufgewachsen in Südafrika, lebt seit vielen Jahren in New York. Sie studierte an der Universität von Kapstadt und der Columbia University. Ihr erster Roman DIE BRAUTKAMMER wurde für den PEN/Hemingway Award nominiert. Für WELLENSCHLÄGE erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Sunday Times Fiction Prize.
Mein Eindruck:
Wellenschläge ist aufgrund der ungewöhnlichen stilistischen Erzählweise kein einfach zu lesendes Buch, aber es hat von Anfang an eine sehr poetische Sprache.
Betsy, eine Künstlerin aus New York, imaginiert am Sterbebett das komplette Leben ihres Vaters Harold. Sie passiert entscheidende Momente 1938, 1939, 1967, 1971 usw. in Südafrika.
Zwischendurch ungefähr in den neunziger Jahren sind da die Szenen mit der Familie im Krankenhaus, wo Harold im Koma liegt.
Eine Besonderheit der Erzählweise ist das Betsy die Geschichte überwiegend in zweiter Person erzählt, so dass sie immer vom Du redet, womit sie ihren Vater anspricht. Er kann sie nicht hören, aber es ist ein innerer Monolog einer Tochter zu ihren Vater.
Sie erinnert ihn, an die wichtigen Passagen seines Lebens, auch an die, die sie eigentlich nicht kennen kann, weil sie nicht dabei war.
Von der Zeit an, als Harold Klein noch ein Junge war, über seine Zeit als Student, als engagierter Landarzt und als schwieriger Familienvater.
Die Lebensgeschichte des Mannes ist also sehr interessant. Harold ist jüdischer Herkunft und lebte in Südafrika. In gewisser Weise war er immer ein Außenseiter.
Anfangs tat ich mich schwer mit dem Buch. Erst als ich viele Passagen ein zweites Mal las, erschlossen sich mir Zusammenhänge und dann war ich wirklich beeindruckt vom Roman.
Anne Landsman schreibt konzentriert und erzeugt mit ihrer Sprache eine große Erzähl-Dichte. Das halte ich für eine große Qualität!