Roman aus Sri Lanka
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Horlemann
Kurzbeschreibung:
Sri Lanka in den 1980er Jahren: Tamilische Guerilla-gruppen kämpfen für einen unabhängigen Staat, doch sie rivalisieren auch untereinander. Viele geraten zwischen alle Fronten, darunter auch der junge Freiheitskämpfer Nathan. Nach schweren Folterungen und ständiger Todesgefahr gelingt ihm schließlich mit Hilfe von Freunden die Flucht nach Deutschland. Dort muss er sich in einem wahren Behördendschungel zurechtfinden. Jahre vergehen, bis schließlich auch seine Frau und seine kleine Tochter nach Deutschland fliehen können. Die kleine Familie ist wieder vereint. Doch die Hoffnung auf ein Leben in Frieden ist trügerisch. Neonazis machen gegen Flüchtlinge mobil. Ranjith Henayaka gibt einer Wirklichkeit ein Gesicht, die viele nur aus Statistiken und Medienberichten kennen. Er zeigt, was es heißt, um Leib und Leben fürchten zu müssen.
Über den Autor:
Ranjith Henayaka Arachchi, 1951 geboren in Sri Lanka. Seit 1968 politisch aktiv, Gefängnisaufenthalt aufgrund der Teilnahme am Jugendaufstand im April 1971. 1977 Entlassung aus der Gefangenschaft. 1980 Emigration nach Deutschland, München.Ranjith Henayaka Arachchi war Mitbegründer und Koordinator des Dritte Welt Zentrums e.V. in München. Außerdem arbeitete er als Bildungsreferent zu Themen der Nord-Süd-Problematik. Er organisierte zahlreiche Treffen und Kongresse zur politischen Situation in Sri Lanka.1993 Übersiedlung nach Genf und Beginn der publizistischen Tätigkeit. Seit dem Jahr 2000 in Berlin. Dort aktiv im Sri Lanka Kreis e.V. Berlin und im Rat für Migranten in Berlin-Pankow.Bis heute engagiert sich Ranjith Henayaka Arachchi in der Friedenspolitik für Sri Lanka, insbesondere um eine politische Lösung in der Minderheitenfrage zu finden. Er arbeitet als Teil der Diaspora mit allen ethnischen Gruppen (Singhalesen, Tamilen und Moslems) zusammen und ist Mitglied des International Network of Sri Lankan Diaspora (INSD), das sich für Demokratie und Menschenrechte in Sri Lanka einsetzt.Zahlreiche belletristische Veröffentlichungen auf Singhala sowie Aufsätze und wissenschaftliche Beiträge auf deutsch.
Mein Eindruck:
Als ich das Buch bekam, dachte ich zuerst, es wäre ein Tatsachenbericht. Aber es ist doch ein Roman, mit fiktiven Figuren, aber auf wahren Ereignissen basierend.
Die erste Hälfte des Buches handelt in Sri Lanka, im grausamen Bürgerkrieg Anfang der Achtziger Jahre,
Rivalisierende Guerrilatruppen, die vorgeblich für die Freiheit und gegen die Staatsmacht und den Geheimdienst kämpfen, verwandeln das Land in ein Chaos. Die verschiedene Gruppierungen kämpfen gegen einander, in erster Linie für ihre Mach und werden zu Terroristen. Sie verfolgen auch Menschen, die einer ethnischen Minderheiten angehören. In den Strudel der Gewalt gerät auch Nathan und seine Familie. Er wird gefoltert, seine Mutter ermordet, seine Frau vergewaltigt.
Hier muss man schon sagen, dass manche Passagen sehr heftig und nicht einfach zu ertragen sind. Dem gegenüber steht nur die Hoffnung.
Nach vielen Qualen kann Nathan flüchten und nach Deutschland gelangen. Er beantragt da Asyl und hofft, dass Frau und Kind bald nachkommen können.
Darüber vergehen jedoch Jahre im bürokratischen Dschungel der Bundesrepublik Deutschland und der Bedrohung durch Neonazis sowie alltäglichen Rassismus..
Im Asylantenheim in München sind die Asylanten der Willkür der Beamten ausgeliefert!. Es wird geschildert, wie Nathan die Situation subjektiv wahrnimmt.
Das Leben im Asylheim ist nicht gerade angenehm. 4 Duschen für 450 Leute und schlechte sanitäre Zustände! Doch Nathan hat die Hoffnung, irgendwann in Deutschland arbeiten und leben zu dürfen und wieder mit meiner Familie zusammen zu sein. Seine Emotionen werden in diesen Abschnitten eindringlich geschildert.
In einem zweiten Handlungsstrang erfährt man von Nathans Frau Kamala, die mit der gemeinsamen Tochter als Flüchtling bis nach Russland irrt.
Das Buch ist zwar in einer ziemlich einfachen Sprache geschrieben, aber durch die Gesamtkomposition des Buches wird die Situation und das Gefühlsleben von Flüchtlingen, die in ihrer Heimat bedroht sind, nachvollziehbar.
Was mir fehlte war, dass man abseits der Gewalt und dem Terror auch etwas über das Land und das Leben in Sri Lanka erfährt. Aber die Bürgerkriegssituation war wohl zu übermächtig, um viel anderes zuzulassen.
Realistische Romane von Autoren aus Sri Lanka in deutscher Sprache sind rar, daher kann man mit diesem Buch zufrieden sein.