Das Buch
Frankfurt, 1462: Als der verwitwete Kürschner Wöhler erfährt, dass seine einzige Tochter Sibylla fern der Heimat gestorben ist, erleidet er einen tödlichen Herzinfakt. Einzige Zeugin ist die Wäscherin Martha. Sie ergreift die Chance, verheimlicht den Tod Sibyllas und setzt ihre eigene Tochter Luisa, die Sibylla immer schon sehr ähnlich gesehen hat, an deren Stelle.
Luisa ist froh, keine Wäscherin mehr zu sein, doch die Furcht, entlarvt zu werden, verlässt sie nie. Als sie sich in den Arzt Isaak Kopper verliebt, gerät sie in Bedrängnis. Denn die Regeln der Zunft schreiben vor, dass sie einen Meister heiraten muss, wenn sie die Kürschnerei behalten will. Wie wird sie sich entscheiden?
PDF-Leseprobe bei "Lesen en vogue"
Die Autorin
1964 in Leipzig geboren, Buchhändlerlehre, Studium der Germanistik und Slawistik, Tätigkeit als Journalistin, Werbetexterin, Redakteurin und Lektorin, seit 2003 freiberufliche Autorin. Und, nicht zu vergessen, als „Ines“ auch bei den Büchereulen aktiv!
„Ich denke, die Aufgabe eines Romanautors ist es, eine fiktive Geschichte so zu erzählen, wie sie hätte sein KÖNNEN. Ich sehe es als meine Aufgabe, eine bestimmte Zeit mit allen Gefahren und Möglichkeiten, mit dem Alltag, den Ängsten, Wünschen, Hoffnungen usw. darzustellen.“
Statt einer Rezension: ein gänzlich subjektiv ausgewähltes Zitatengespräch aus der Büchereulen-Leserunde
Die Stimmung einer spätmittelalterlichen/ frühneuzeitlichen Stadt ist sehr schön eingefangen, man merkt, dass du Ahnung hast, worüber du schreibst (Heike)
Von der ersten Seite an war ich mitten in der Geschichte und will wissen, wie es weitergeht. Durch die anschaulichen Beschreibungen der Personen und Orte sehe ich Sybillas Welt direkt vor mir. (chiclana)
Es liest sich sehr flüssig, sodass ich bereits nach der nächsten Gelegenheit schiele, weiterlesen zu können. Allerdings sind mir die Gedankengänge der einzelnen Figuren an einigen Stellen zu lang.(Heike)
Manchmal machst du die Dinge eben sehr deutlich, aber das ist – leserseitig - vielleicht auch Geschmackssache. (Solas)
Neben der Plackerei des Waschens zu der damaligen Zeit gefällt mir besonders gut, wie die inneren Konflikte von Martha und Sibylla beschrieben werden. (milla)
Luisa meistert die neue und zunächst ungewohnte Situation ungewöhnlich gescheit; sie springt quasi einfach ins kalte Wasser, und das bewährt sich. Zum Glück ist sie keine Idiotin, und die Lebenserfahrung als Wäscherin in einem sozial schwierigen Umfeld hat sie sicher auch gewitzt gemacht. Auf diese Weise bringt sie es fertig, sich durchzusetzen, ohne daß die Geschichte unglaubwürdig klingt. (Iris)
Hihihi... Herrlich, wie Sibylla ihren Paten und Zunftmeister rumkriegt, genau das zu tun, was sie will. Auf den Kopf gefallen ist sie wohl nicht... (Morgana)
Den Zunftmeister und Paten finde ich so richtig herrlich ekelhaft - man kann direkt seinen säuerlichen Altmänneratem riechen und den Geifer und die Gier aus den Augen blitzen sehen. (Telefonhexe)
Irgendwie erinnert mich Sibylla/Luisa an Scarlett. Beide Frauen können nicht wirklich glücklich sein und stehen sich selbst im Weg. Beide wollen sie anderen etwas beweisen und tun alles um "Erfolg" zu haben. Beide manipulieren andere Menschen so, dass sie einen Vorteil davon haben. Dennoch sind alle Menschen auf die eine oder andere Weise von ihnen beeindruckt. (flaeschchen)
Ich mag Frauenfiguren, die ihre Ecken und Kanten haben, und daher finde ich es auch nicht schlimm, dass Sibylla hier und da nicht unbedingt sympathisch ist, bzw. dass man ihr am liebsten eine Ohrfeige verpassen möchte - sie wird auf diese Weise menschlich und interessant, kein herzensgutes Weibchen, das sich tapfer durchschlägt. (Heike)
Was mir hingegen nicht so liegt, ist die "männliche" Mentalität und Sybillas Reaktion darauf. Es geht mir teilweise zu sehr in das "gute Frau, böser Mann"-Schema hinein, und ich denke, Luisa hätte noch interessanter werden können, wenn sie nicht von Anfang an so taff gewesen wäre, sondern erst einmal "erdrückt" worden wäre von dem, was nun ihr Leben ausmacht. (Heike)
Gut gefallen hat mir hingegen Jochen, eine Figur, die Tiefgang besitzt und aus dem oben zitierten Schema herausfällt. (Heike)
Er ist für mich die interessanteste Figur, weil er mir am wenigsten stereotyp erscheint. (Iris)
Das Verhältnis zwischen ihm und Sibylla wird mit wenigen Worten und Gesten charakterisiert, die aber sehr wirkungsvoll sind. (Heike)
Ich bin gespannt wie sich Isaak Kopper als Figur entwickelt, im Moment ist er ja absoluter Sympathieträger, aber sehr "glatt" und erinnert mich ein bisschen an den strahlenden Ritter, der auf einem weißen Pferd daher galoppiert kommt. (milla)
Ich weiß nicht, warum, aber der Kerl geht mir auf den Geist. Vielleicht, weil er mir zu perfekt ist und ich Sibyllas plötzliche Schwärmerei nicht nachvollziehen kann. Isaac Kopper erscheint mir wie ein weißer Ritter, der seltsam surreal in die Geschehnisse eingreift, ohne wirklich mit ihnen verwoben zu sein. (Heike)
Die Stärken des Buchen liegen m.E. eindeutig in dem Sog, mit dem es den Leser verschlingt, in den Figuren der Sibylla und des Jochen und vor allem in der liebevollen Ausgestaltung des Hintergrunds, den ich Ines durch die Bank weg abnehme. (Heike)
"Ich will aber ein Kleid aus dunkelblauem Samt! Ein Kleid, wie die Medici-Frauen es tragen und das obendrein zu meinem Esszimmer passt."
"Sie wird darin aussehen wie ein Tischtuch auf Beinen", dachte Sibylla gequält...
Sybillas Geschäftsideen und vor allem auch wie sie ihre Ideen verwirklicht, finde ich klasse. Ich war von Kapitel zu Kapitel immer sehr gespannt, was ihr als nächstes einfällt. Und egal ob Pelz-Kleidungsstücke oder Wohnungseinrichtungen – alles ist toll beschrieben, dass ich das Gefühl habe, als hätte ich die Dinge irgendwo schon mal in echt gesehen. (chiclana)
Ein klasse Schmöker, der mich in Sibyllas Welt mit hineingenommen hat, und ich fand ihre kleinen und grossen Deals und Tricks und die Art, wie sie sich die Welt der Pelze, Stoffe und Inneneinrichtungen erobert, spannend zu lesen. Der Schluss allerdings war mir zu kitschig. Vielleicht hätte wenigstens zum Schluss eine Krähe über dem Landhaus kreisen sollen. (MaryRead)
Obwohl ich nicht mit allem einverstanden bin, habe ich nicht bereut den Roman zu lesen, wobei mich eher der psychologische Teil als der historische angesprochen hat. (Dyke)
Die Geschichte geht sauber auf -- auch wenn mir persönlich in der zweiten Hälfte zuviel Liebelei war. (Iris)
Sibylla ist ein interessanter Charakter, Jochen war famos gezeichnet, historisch habe ich wenig zu mäkeln, und du hast wunderbar die Atmosphäre einer spätmittelalterlichen Stadt eingefangen. Wäre nur dieser Kopper nicht gewesen ... (Heike)
Ines, ich war von deinem Buch begeistert, es hat mir gefallen, mich unterhalten, mich neugierig auf die weiteren Geschehnisse um diesen Zeitraum hin gemacht. (Telefonhexe)
Eigentlich habe ich noch mehr Stellen aufgeschrieben, die mir gefallen, aber ich will es nicht übertreiben... (Solas)
Und das letzte Wort geht an Ines Thorn selbst: „Sibylla lebt. Und sie kommt wieder. Und zwar im Leseherbst 2005. Derzeit schreibe ich die Geschichte von Sibyllas Tochter Eva.“