Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: btb Verlag (19. Januar 2015)
ISBN-13: 978-3442754854
Originaltitel: The Invention of Wings
Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.99
Preis Kindle E-Book: Euro 15.99
Autorin
Sue Monk Kidd hatte sich in den USA bereits mit dem Schreiben von Biografien einen Namen gemacht, ehe „Die Bienenhüterin“ erst zum Geheimtipp, dann zum großen internationalen Bestseller wurde, der sich allein in den USA über 6 Millionen Mal verkaufte und in England für den renommierten Orange Prize nominiert war. Auch „Die Meerfrau“ stand monatelang auf den Bestsellerlisten. Ihr lange erwarteter neuer Roman "Die Erfindung der Flügel" sorgte in den USA gleich nach Erscheinen für großes Aufsehen und stieg auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste ein. Die Filmrechte hat sich Oprah Winfrey gesichert. Sue Monk Kidd lebt mit ihrer Familie in South Carolina.
Kurzbeschreibung / Klappentext
Die elfjährige Sarah, wohlbehütete Tochter reicher Gutsbesitzer, erhält in Charleston ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk – die zehnjährige Hetty »Handful«, die ihr als Dienstmädchen zur Seite stehen soll. Dass Sarah dem schwarzen Mädchen allerdings das Lesen beibringt, hatten ihre Eltern nicht erwartet. Und dass sowohl Sarah als auch Hetty sich befreien wollen aus den Zwängen ihrer Zeit, natürlich auch nicht. Doch Sarah ahnt: Auf sie wartet eine besondere Aufgabe im Leben. Obwohl sie eine Frau ist. Handful ihrerseits sehnt sich nach einem Stück Freiheit. Denn sie weiß aus den märchenhaften Geschichten ihrer Mutter: Einst haben alle Menschen Flügel gehabt …
Meine Meinung
Auf der Homepage des btb Verlags wird dieses Buch in der Sparte Frauenunterhaltung gelistet ... nunja ... ich hoffe, es sei mir verziehen, wenn ich als Mann das Buch trotzdem gekauft und gelesen habe. In der englischsprachigen Welt sind die Bücher der Schriftstellerin Sue Monk Kidd Bestseller aber in deutschsprachigen Gefilden ist bei der breiten Leserschaft noch einiges an Entdeckungs- und Entwicklungspotential vorhanden. Ich bin dann auch durch die vielen englischen Buchbesprechungen auf dieses Werk aufmerksam geworden und wollte wissen, was es mit dem Rummel um die Romane dieser Autorin auf sich hat.
Charleston, ganz zu Beginn des 19. Jahrhunderts, In den Südstaaten der USA ist es zu dieser Zeit die normalste Sache der Welt, dass die gesellschaftlich elitären Kreise der Gutsbesitzer scharenweise Sklaven halten. Auf den Plantagen wird hart geschuftet und die reichen Ehefrauen, mit meist grosser Familie, halten sich einen ganzen Hofstaat an unterdrückter Schwarzer Hausangestellten. Auch im Hause der Grimkés ist es nicht anderes und die "Missus" befiehlt mit harter Hand über ihre Untergebenen. Es herrscht Zucht und Ordnung und selbst kleinste Vergehen werden rigide mit dem Stock bestraft. Es ist üblich, dass die Grimké Kinder irgendwann einen persönliche(n) Diener/-in erhalten. Die elfjährige Sarah kriegt zu ihrem Geburtstag Hetty "Handful" als persönliches Dienstmädchen geschenkt was das aufmüpfige Mädchen aber ablehnt. Gegen das Machtwort der Mutter ist nichts auszurichten aber trotzdem kommen sich Sarah und Hetty näher und Sarah bringt Hetty sogar das für Schwarze verbotene Lesen bei. In der Folge wird in rhythmischer Regelmässigkeit abwechselnd der Lebensweg der beiden Mädchen und anschliessend Frauen über den Zeitraum von rund 40 Jahren erzählt.
Der Inhalt trägt biografische Züge von zwei bekannte Frauenrechtlerinnen, die berüchtigten Grimké Schwestern Sarah und Angelina. Die beiden werden in den späten 1830 Jahren energische Verfechterinnen für die Anti-Sklaverei-Bewegung was im amerikanischen Süden sehr kritisch gesehen wird und mitunter zu heftigen Gegenreaktionen führt. Die fiktive Hetty bzw. Handful ist das personifizierte Mittel um den Unterdrückten eine Stimme und ein Gesicht zu geben.
Dieses Buch richtet sich an eine breit gestreute Leserschicht und ist stilistisch betrachtet einfach zu lesen. Die Sogwirkung entfaltet sich durch die beiden sympathischen Hauptfiguren und durch das tiefe Brummen in der Magengegend das vom Lesen der damaligen Lebensumstände der Sklaven herrührt. Ganz dem amerikanischen Massenmarkt geschuldet wird auf ein detailliertes Schildern von Gräueltaten verzichtet bzw. werden diese Szenen frühzeitig ausgeblendet und der Blick auf die Folgen gelegt. Für mich ist dieses Weglassen ein Makel, aber ich bin ja auch nicht die primäre Zielgruppe für diese Lektüre. Dank dem Verzicht wird der potentielle Kundenkreis für das Buch erweitert und der Roman ist absolut jugendfrei und auch für jüngere Leserinnen geeignet.
Sue Monk Kidd ist eine routinierte Schriftstellerin die haargenau weiss, welche Stilmittel sie wann einsetzen muss um die Leserschaft zu beeinflussen und letztendlich dort zu haben wo sie sie will. Zwischendurch fühlte ich mich daher leicht manipuliert aber ich habe dies mehrheitlich wohlwollend ignoriert und mich der unterhaltsamen Handlung hingegeben. Fazit: Ein berührender Schmöker mit erhobenen moralischem Zeigefinger und alles in allem gut gemacht. Wertung: 8 Eulenpunkte