Denn wir waren Schwestern - Carrie La Seur

  • Eine Tief gehende Geschichte


    Als Alma einen Anruf von Detektive Ray Curtis aus Billings , in ihrem Anwaltsbüro in Sattle erhält , gerät ihr ganz bisheriges leben ins Wanken, ihre Welt steht Kopf. Ihre jüngste Schwester Vicky wurde Tot und erfroren auf der Straße aufgefunden. Alte Erinnerungen suchen sie Heim , warum sie damals von Billings fortging , dem Leben dort zu entfliehen. Der Tod ihrer Eltern durch einen tragischen Unfall, Onkel Walt und Tante Helen die damals Vicky großzogen . Sie selbst wie sie nach Seattle ging um zu Studieren und Anwältin zu werden. Die Beziehung zu ihrer Familie , ihrem Bruder Pete ,ihrer Schwester Vicky und ihrer Nichte Brittnay , ist und war mehr als kompliziert, sie war seit Ewigkeiten nicht mehr zu Hause. Alma nimmt den nächsten Flieger nach Billings um ihre Schwester zu indizieren und um sich um ihre Nichte Brittnay zu kümmern. Was Sie von Detektive Ray über ihre Schwester erfährt, einem alten Schulkamerad erfährt ist nicht gerade Schmeichelhaft , Vicky führte ein Leben von Alkohol und Drogen bestimmt. Auch das Umfeld in dem sie verkehrte , war nicht gerade das Beste. Auch gibt es keine Zeugen für den Vorfall. Alma zieht sich mit Brittnay damit das Kind zu Ruhe kommt auf die Alte Familien Farm für einige Zeit zurück. Dort begegnet ihr ihre Alte Liebe Chance und ein dubioser Makler der sie bedroht taucht dort auf. Alles erscheint mysteriös , hat vielleicht der Makler mit dem Tod von Vicky zu tun . Alma beschließt auf eigene Faust zu ermitteln. Dunkle Abgründe tuen sich vor ihr auf , sie erfährt Dinge mit denen sie nie gerechnet hätte. Auch die übrige Familie hüllt sich in schweigen , gibt es Familiengeheimnisse , die sie nicht erfahren soll. War es Mord wer ist dann ihr Mörder ,oder ein unglücklicher Unfall ...... Alma will es mit allen Mitteln lösen und setzt ihren Beruf und ihre Karriere aufs Spiel , auch im Büro gibt es Intrigen und Machtspiele....



    Die Autorin Carrie La Seur erzählt ihrem Roman " Denn wir waren Schwestern" in einem flüssigen und fesselnden Stil. Eine spannende wie auch anrührende Geschichte über die Familie Terrebonne. Von der Tragik des Lebens , mit tief gehenden Abgründen , die einem tief bestürzen und erschüttern. Lügen , Intrigen , Ränke, Machtspiele und alte Familiengeheimnisse sind an der Tagesordnung. Mit vielen Rückblicken in zurückliegende Jahre bringt sie uns die Familie näher. Ein tiefgründiger Roman. Die Landschaft Montanas ist Bildhaft beschrieben. Ihre einzelnen Protagonisten und Charaktere sind sehr glaubhaft und klar dargestellt.


    :lesend

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Als Almas Schwester Vicky tot aufgefunden wird, kehrt sie nach Jahren in ihre Heimat Montana zurück, um Vickys Angelegenheiten zu regeln und sich um ihre Nichte zu kümmern. In Alma kommen viele Erinnerungen hoch und dann zeichnet sich auch noch ab, dass Vickys Tod womöglich Fremdverschulden gewesen sein könnte.


    Carrie La Seur, die selbst aus Montana stammt, hat einen sehr bildhaften Erzählstil, der die wunderbare Landschaft dieses Bundesstaates vor dem inneren Auge entstehen lässt, und erzählt außerdem sehr poetisch. Dass sie sich zudem, außer in den Rückblenden, des Präsens bedient, macht die Geschichte sehr eindringlich. Man fühlt sich regelrecht selbst dort, fühlt z. B. die Kälte (der Roman spielt im Winter), insgesamt finde ich, dass die Autorin großartig erzählt. Man benötigt eventuell etwas, um sich einzulesen (bei mir waren es ca. 20 Seiten), dann lässt sich der Roman jedoch flott lesen.


    Die Geschichte handelt von Heimat, dem Gefühl, das einem die Gegend, in der man aufgewachsen ist und die Menschen dort, vermitteln. Ich konnte mich sehr gut in Alma und in dieses Gefühl hineinversetzen, denn ich habe selbst meine Heimat vor vielen Jahren verlassen – die Emotionen sind dennoch da, wenn ich dort einmal wieder bin (leider nicht mehr sehr oft). Genau wie bei Alma kommen dann die Erinnerungen hoch. Diese Gefühle hat die Autorin sehr gut eingefangen und mich damit auch emotional gepackt.


    Die Charaktere sind tiefgründig gezeichnet, vor allem Alma, die sich nicht nur an so einiges erinnert, sondern auch von Schuldgefühlen geplagt wird, Geheimnisse in sich birgt und Entscheidungen treffen muss. Auch hier finde ich die Emotionen gut ausgearbeitet und nachvollziehbar.


    Der Roman wirft einige Rätsel auf, nicht nur bezüglich Vickys Tod, es kristallisieren sich u. a. auch Familiengeheimnisse heraus. Die Frage, wie Vicky gestorben ist, entwickelt sich zu einem regelrechten Kriminalfall, der am Ende für mehr als eine Überraschung sorgt. Für mich hat der Roman eine ganz eigene Spannung, die nicht mit der Spannung eines Krimis gleichzusetzen ist, mich aber dennoch die ganze Zeit begleitet hat.


    Einen großen Raum nimmt Montana, mit seiner wunderbaren Landschaft, ein. Auch hier gibt es eine Bedrohung (die im Übrigen real ist), die man erst nach und nach einordnen kann. Die indianische Bevölkerung wird leider nur am Rande erwähnt, ich finde diesen Part interessant, hier hätte ich mir mehr Hintergründe gewünscht.


    Ein großartiger Roman, der mich emotional stark berührt hat und noch lange nachwirken wird und den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

  • Alma ist erfolgreich als Anwältin, lebt mit einem reichen Mann zusammen und hat ihr Leben im Griff. Bis sie einen Anruf von einem Polizisten aus Billings bekommt, dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Ihre Schwester Vicky ist tot aufgefunden worden und ihre Nichte Brittany hat beim Anblick ihrer toten Mutter aufgehört zu sprechen. Wieder einmal hat Alma das Gefühl, dass sie diejenige ist, die als Retterin der Familie auf den Plan treten muss. Zu dem Zeitpunkt ahnt sie nicht, welche Leichen in ihrer Familie tatsächlich begraben liegen.


    "Als die Räder der Rollbahn aufsetzen, gibt das eigenartige Gefühl der Rückkehr auf heimischen Boden Alma Halt.
    Sie atmet tief aus und fragt sich, wann sie angefangen hat, die Luft anzuhalten. Es ist alles lange her. Hier sind ihre Toten begraben, eine weitere kommt bald hinzu, hier leben ihre Verwandten, ihre Geister halten Wache, und man kennt sie, sie ist zu Hause."


    "Denn wir waren Schwestern" beginnt ziemlich rasant. Der Leser bekommt einen ersten Eindruck darüber, wie kaputt Vickys Leben ist. Zwischen Drogen und Alkohol fristet sie ihr Dasein, den Blick auf ihre Sucht und nicht mehr auf ihr Kind gerichtet, dass zwischen Junkies und Abenteuersüchtigen aufwächst und lernt für sich selbst zu sorgen. Bei den anderen Familienmitgliedern bekommen Vicky und Brittany nur wenig Rückhalt. Schwarzes Schaf bleibt schwarzes Schaf und der Eindruck, dass Vicky ihre Situation selbst verschuldet hat, löst nach einiger Zeit auch kein Mitleid mehr bei ihren Mitmenschen aus. Alma ist genau das Gegenteil. Doch auch von ihr haben sich die Verwandten abgewendet. Neid führt dazu, dass man sich von ihr abgrenzt. Ihre Welt ist so viel anders, als die der zurückgebliebenen Familienmitgliedern, die in ihrem kleinen Örtchen eine ganz andere Lebensweise haben als Alma.


    "Sie spricht die Worte aus: Nur durch die Gnade Gottes stehe ich hier. Sie hat sie sich schon viele Male vorgesprochen, als Talisman gegen Überheblichkeit und jedes Mal hat sie dabei an Vicky gedacht, ihr anderes Selbst, das eine bittere, süchtige Hemmungslosigkeit ausgelebt hat, die Kehrseite von Almas zwanghafter Arbeitsmoral und ihrer verbissener Selbstkontrolle."


    Alma und Vicky waren sich einmal sehr nah. So eng, dass sie das Gefühl hatten eins zu sein. Doch dann ist Alma weggegangen und Vicky sind Dinge geschehen, die ich hier nicht ansprechen werde, denn die muss der Leser im gut entworfenen Spannungsbogen des Romans selbst finden. Almas Reise zur Beerdigung ihrer Schwester ist nicht nur heimkehren, sondern auch sich selbst finden. Mit ihren Wurzeln konfrontiert werden und ihren eigenen Frieden mit Dingen und Personen schließen, die sie selbst in eine dunkle Ecke ihres Lebens abgestellt und dort ignoriert hat, von denen sie nun aber eingeholt wird.


    " 'Die Heimat lässt einen doch nie los, nicht wahr? Egal, wie weit man weggeht. Wenn eine Familie so weit zurückreicht wie Ihre und meine, dann ist dieses Land wie die eigene Mutter. Mein Freund Ed weiter oben an der Straße sagt, er weiß nicht, ob das ein Fluch ist oder ein Segen.' "


    Die Schreibe von Autorin Carrie La Seur ist klar und flüssig. "Denn wir waren Schwestern" ist ihr Debüt und recht gut gelungen. Der Einstige in diesen gut inszenierten Roman ist spannend und rasant, danach verliert sich die Autorin so ein kleines bisschen, was sich auf die Handlung auswirkt. Ich hab den Roman ganz gern gelesen, doch ein Kritikpunkt sind für mich die Emotionen der Protagonisten. Die sind ein bisschen flach, vielleicht abgestumpft durch die Fehde innerhalb der Familie und Erlebnisse, die zum Bruch geführt haben. Dennoch hätten Handlung und Charaktere besser auf mich wirken können, wenn Carrie La Seur etwas mehr in die Tiefe gegangen wäre.