Jürgen Todenhöfer (geb. 1940) ist ein deutscher Publizist und ehemaliger Medienmanager. Der promovierte Jurist war 1972 bis 1990 Bundestagsabgeordneter der CDU.
In dem Buch "Du sollst nicht töten" von 2013 berichtet Todenhöfer über Kriegserlebnisse. Er beginnt mit seinen persönlichen Erfahrungen als Kind, als seine Heimatstadt bombardiert wird. Als Student in Paris erlebt er 1959/60 die Ausschreitungen wegen des Kolonialismus in Algerien mit. Daraufhin beschließt er, selbst nach Algerien zu fahren. Später reist er durch die Kriegs- und Bürgerkriegsgebiete von Tunesien, Mosambik, Afghanistan, Ägypten, Irak, Iran, Libyen, Syrien.
Immer sucht er das Gespräch mit Einheimischen, ob Privatleute, Politiker, Soldaten oder Rebellen, gerät selbst in Lebensgefahr. Er bekommt dadurch ein Bild von der Lage in den betroffenen Ländern und beweist an ganz konkreten Ereignissen, dass die Medienberichte oft einseitig, zum Teil bewusst gefälscht sind.
Er kritisiert das Vorgehen des Westens in diesen Ländern als arrogant, ignorant und (er scheut sich nicht dieses Wort zu verwenden) imperialistisch.
Man hat Todenhöfer vorgeworfen, er würde einseitig den Westen verurteilen. Ich sehe das nicht so. Es war nicht die Absicht des Buches, die Untaten des Westen gegen die der Diktatoren der arabischen Welt abzuwägen. Es ging ihm darum nachzuweisen, dass die Maßnahmen des Westens nicht dazu geeignet und wohl auch nicht in erster Linie dazu gedacht sind, der unterdrückten Bevölkerung zu helfen. Todenhöfer will das Leid der Menschen in den Vordergrund stellen.
Er berichtet, wie er selbst Vorschläge machte und versuchte, Gesprächsbereitschaft herzustellen und geeignete Verhandlungspartner zusammenzubringen, und auch selbst mit Karsai und Assad sprach.
Wenn Todenhöfers Aktionen auch oft wie ein Kampf gegen Windmühlen und naiv anmuten, was ihm auch selbst bewusst ist, bleibt dennoch die Feststellung: er hat es wenigstens versucht.
Es ist in erster Linie ein emotionales Buch, ein Plädoyer gegen Krieg in jeder Form.
Oft sind es Momentaufnahmen, in denen z. B. Betroffene oder Hinterbliebene von Kriegshandlungen und Anschlägen erzählen, Rebellen von ihren Beweggründen, Demonstranten von ihren, manchmal überzogenen, Erwartungen.
Vieles in dem Buch war mir nicht so ganz neu, doch durch die vielen Einzelschicksale und konkreten Details ging dieses Buch mir oft unter die Haut. Es ermahnt mich aufs Neue, Nachrichten und politische Aussagen wieder mehr zu hinterfragen und vor allem "die andere Seite" auch zu hören.
edit:
Sein Abschnitt darüber, was der Krieg aus den Soldaten macht, empfand ich als so heftig, dass ich erstmal unterbrechen musste.
ASIN/ISBN: 3442748666 |