Bewegtes Leuchten - Jean-Pierre Schlunegger

  • Verlag: Limmat,
    Dezember 2014
    ISBN-13: 9783857917554
    183 Seiten


    Übersetzt von Christoph Ferber
    Mit einem Nachwort von Barbara Traber


    978-3-85791-755-4


    Kurzbeschreibung:
    Mit nur 39 Jahren stürzte sich Jean-Pierre Schlunegger 1964 von einer Brücke oberhalb von Vevey in die Tiefe; vergeblich hatte er gegen den inneren Zwang gekämpft, sich im gleichen Alter wie sein Vater das Leben zu nehmen. Früh beeinflusst von Hölderlins Sprachschönheit, veröffentlichte der Waadtländer innert zehn Jahren vier Lyrikbände, in denen er immer wieder Dunkelheit und Ängste überwindet und in kraftvoll-sinnlichen, oft ungewohnten Bildern auch die Liebe, die Musik und die Schönheit der Natur beschwört. Dabei überrascht er durch einen eigenen, unverkennbaren Ton, eine fast erschreckende Aufrichtigkeit. Um Schlunegger zu lesen, müsse man «sich reinigen, die Literatur vergessen, sich neu in sein Werk vertiefen, sich der Stimme, die sich erhebt, hingeben», schrieb Richard Garzarolli bereits 1968. Ein halbes Jahrhundert nach seinem tragischen Tod wird der zu Unrecht vergessene Poet nun erstmals in einer repräsentativen Auswahl von 77 Gedichten dem deutschsprachigen Publikum vorgestellt.


    Über den Autor:
    Jean-Pierre Schlunegger (1925–1964) wächst in Vevey auf. Die nach dem Suizid seines Vaters verfassten Gedichte vernichtet er. Studium an der Universität Lausanne. Tätigkeit als Französischlehrer. 1950 Mitgründer der Zeitschrift «Rencontre» und Publikation seiner Gedichtkolumnen. Veröffentlichung von vier Gedichtsammlungen. 1968 erschien sein Gesamtwerk unter dem Titel «OEuvres» mit einem Vorwort von Yves Velan.


    Über den Übersetzer:
    Christoph ferner. Geboren 1954. Aufgewachsen in Sachseln, Obwalden. Studium der Slawistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Lausanne, Zürich und Venedig. Dort Promotion mit einer Arbeit zum russischen Symbolismus. Tätigkeit als freier Übersetzer. Wohnt auf Sizilien. 2014 Auszeichnung mit dem Spezialpreis Übersetzung des Schweizerischen Bundesamts für Kultur.



    Mein Eindruck:
    Mit den 77 Gedichten des Bandes Bewegtes Leuchten erscheint in deutscher Übersetzung zum ersten Mal ein Teil des schmalen Werkes des französischsprachigen Waadtländer Autors Jean-Pierre Schlunegger.


    Schlunegger hat sich schon 1964 im Alter von nur 39 Jahren selbst getötet. Ein Teil seines Werks ist von Düsternis, Nacht und Tod geprägt, jedoch nicht der ganze und auch nicht der hauptsächliche Teil.
    Seine Lyrik spricht auch von der Liebe zum Leben und zu seiner Frau Lucienne und von Musik und der Landschaft nahe Lausanne. Sicher ist er kein Naturdichter, doch viele Passagen leben von der Umgebung.


    Bewegtes Leuchten speist sich aus den wenigen Bänden, die zu Schluneggers Lebzeiten erschienen und ein paar posthume.
    Mit der Zeit werden die Texte ernster, sprechen immer mehr vom drohenden Ende. Wie Orpheus beschreitet er den Weg in die Unterwelt.


    Wer Dylan Thomas mag, könnte vielleicht auch etwas mit Jean-Pierre Schlunegger anfangen, obwohl sie stilistisch natürlich unterschiedlich sind, aber sie teilen große Leidenschaft und Ausdruckskraft.


    Ich mag fast alle Poems des Bandes, aber ein paar möchte ich als Anlese-Empfehlungen nennen: Wacholder, Sandfeuer, See-Nacht, Windrose, Todesbüsche, Ich sage und natürlich das Titelgedicht.


    Hier eine kurze Kostprobe:


    Ich sage


    Ich sage: Licht, und ich sehe das zitternde Laub.
    Ich sage: See, und im Einklang tanzen die Wogen.
    Ich sage: Blatt, und ich spür auf den Lippen den Kuss.
    Ich sage: Flamme, und schon kommst du als lohender Busch.
    Ich sage: Rose, und ich seh die sich öffnende Nacht.
    Ich sage: Erde, augloser Schlaf und verborgene Lieder.
    Ich sage: Liebe, wie man zärtlich Levkoje sagt.
    Ich sage: Frau, und das Echo deines Namens, schon ist es da.



    Fazit:
    Der Limmat Verlag hat mit „Bewegtes Leuchten - Lueur mobile“ ein schönes, zweisprachiges Buch geschaffen. Alle Gedichte sind in französischer und in deutscher Sprache enthalten! Beeindruckend auch das Nachwort von Barbara Traber.


    Für mich ist Jean-Pierre Schlunegger eine wichtige Entdeckung. Obwohl seine Lyrik schon mehr als 50 Jahre alt ist, wirkt sie frisch und voller Dynamik!