Die letzte Seite habe ich bereits gestern Abend umgeblättert – aber ich wollte die Geschichte noch einmal setzen lassen, bevor ich mir meine endgültige Meinung bilde. Ausserdem musste ich noch meine Neugierde stillen und über die Plejaden und deren Mythologien nachlesen. Aber dazu komme ich gleich – erstmal meine Gedanken zum letzten Abschnitt:
Einzelne, wenige Punkte gefallen mir nicht so gut… Allen voran die Enthüllung von Maias Geheimnis, sprich das Geheimnis an sich. Es will einfach nicht in meinen Kopf hinein warum eine so gebildete, wenn auch noch junge Frau, die in luxuriösen Verhältnissen lebt, einen solchen Schritt wagt. Pa Salt hat selber sechs Kinder adoptiert – wie kommt sie dann um alles in der Welt auf den Gedanken, sie könnte ihn enttäuschen? Ja, sie hätte ihn vielleicht enttäuscht, da sie sich so naiv und unbeholfen auf einen Mann eingelassen hatte, obwohl sie es hätte besser wissen müssen (genau wie Bücherfreund schon anmerkte, wusste sie doch bestimmt, wie Verhütung funktioniert). Aber er hätte das Kind nie darunter leiden lassen – dessen bin ich mir sicher. Und er hätte Maia bestimmt auch verziehen. Daher gab es doch keinen Grund für die Adoption. Auch Marina hat mich da sehr enttäuscht. Sie hätte alles daran setzen müssen, Maia davon abzuhalten. Diese Wendung ist für mich persönlich die Bitterpille im Buch.
Ansonsten kann ich ganz gut über diverse Längen sowie über die eine oder andere Unlogik hinwegsehen, denn Lucinda Riley hat auch mit diesem Buch ihre Erzählkunst und ihre besonders intensive Art, fremde Länder zu beschreiben, bewiesen und mir definitiv schöne Lesestunden beschert.
Auch dass Maia sich so schnell dafür entschieden hat, Atlantis hinter sich zu lassen und nach Brasilien zu Floriano zu gehen, stört mich nicht. Im Gegenteil: das zeigt, wie sehr sie in ihrem eigenen Pavillon (in der Mythologie wohnte Maia übrigens ganz einsam in einer Grotte) gefangen war. Dass sie das selber verschuldet hat, ist eine andere Geschichte. Aber jetzt brechen alle Emotionen, die sich in ihr drinnen aufgestaut hatten, aus ihr heraus. Die Begegnung mit der Vergangenheit ihrer Familie, dem kurzen Beisammensein mit ihrer Grossmutter und vor allem die Liebe zu und von Floriano lassen sie aufblühen. Ich glaube ihr, dass sie einfach nicht anders konnte. Es ist mir auch klar, dass man es sehen könnte, als liesse sie Marina im Stich. Ich sehe es aber so, dass Töchter flügge werden müssen. Ich selber bin als Einzelkind von meinen Eltern sehr weit weg gezogen und manchmal plagt mich schon das schlechte Gewissen, dass ich nicht immer so für sie da sein kann. Trotzdem muss ich meinen Weg gehen und mein Leben leben.
Maias Verwandlung scheint aprupt und zum Schluss hin möglicherweise etwas übereilt. Aber ich hoffe sehr, dass sie in Rio ihr Glück findet und jetzt am Himmel noch heller leuchtet.
Wie bereits angesprochen, war ich neugierig auf die Plejaden und die dazugehörigen Mythen. Unter anderem bin ich bei dem Link, den Gucci freundlicherweise im ersten Abschnitt gepostet hatte (The Seven Sisters Series) auf sehr interessante Details gestossen, u.a. auch was das Anagram von Pa Salt betrifft. Die sieben Schwestern waren ja die Töchter von Atlas und Pleione – Pa Salt ist demnach ein Anagramm aus ATLAS und das P, welches die Autorin hinzufügte, steht für die Mutter. Der Titan Atlas, der die Erde auf seinen Schultern trägt: ich finde das Bild passt wirklich gut zu dem Pa Salt, den wir durch die Erzählungen seiner Adoptivtöchter kennengelernt haben.
Die siebte Schwester – Merope – hat den sterblichen Sisyphos geheiratet und da sie sich dessen schämt, leuchtet sie heute viel schwächer am Himmel als ihre Schwestern. Da sie nicht mit blossem Auge erkennbar ist, wird sie die verschwundene Schwester genannt.
Und wenn man sich den Namen Kreeg Eszu genauer anschaut, dann erkennt man den Namen Zeus, der ja schlussendlich die Schwestern an den Himmel verbannt haben soll. Ist er also möglicherweise der Schurke in der Geschichte?
Wenn ich mir jetzt so das Zusammenspiel zwischen der Mythologie und dem Buch betrachte, bin ich immer begeisterter und ich finde, dass Lucinda Riley ihre eigene Phantasie geschickt mit den Legenden und dem historischen Hintergrund verknüpft hat. Und zusammen mit der letzten Szene, in der Ally am Telefon eine vermeintlich bekannte Stimme hört, macht mich das alles sehr neugierig auf die Fortsetzung. Ausserdem bin ich gespannt, ob es auch im nächsten Band um eines der modernen Weltwunder gehen wird. Wenn jetzt nur die Warterei nicht wäre…
Edit schenkt mir ein verloren gegangenes "s"