Die Frau liegt am Boden. Im Schnee. Der linke Arm verdreht unter ihrem Körper.
Gerhard Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
Die Frau liegt am Boden. Im Schnee. Der linke Arm verdreht unter ihrem Körper.
Gerhard Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
Sie las wie eine Besessene, bevor sie ging. Auf ihrem Lieblingsstuhl mit der harten Lehne; im Bett, gegen einen Berg von Kissen gestützt. Der Nachttisch war mit Büchern übersät, die sich auch auf dem Boden stapelten.
Luke Allnut - Der Himmel gehört uns
Mit zwei Fingern stopfte Farin die Zunge der Frau in den weit aufgerissenen Rachen zurück.
Ein Fleischlappen, zerklüftet und blaugrau, dessen Anblick empfindliche Seelen durchaus verstören könnte.
Der linke der beiden verbliebenen braunen Zähne im Oberkiefer wackelte, im Unterkiefer lugte nur noch einer einsam hervor.
Harry Potter war in vielerlei Hinsicht ein höchst ungewöhnlicher Junge. So hasste er zum Beispiel die Sommerferien mehr als jede andere Zeit des Jahres. Zudem wollte er in den Ferien eigentlich gern für die Schule lernen, dorch er war gezwungen, dies heimlich und in tiefster Nacht zu tun.
Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Lorenzo de Medici ist tot.
Das war nicht der einzige Gedanke, der Giorgio umtrieb. Die Gedanken überschlugen sich geradezu in seinem Kopf.
Das Mädchen mit den Smaragdaugen - Carla Montero
Hier spukte es also...
Merrily wusch sich die Hände. Mit einem Mal sah sie auf und hielt reglos inne.
Phil Rickman - Mittwinternacht
Sie standen im Halbkreis um das Grab, und wie immer verging eine Weile, ehe sie sich endlich besannen und verstummten. Langsam, fast widerwillig, nahmen sie einander an den Händen, einige senkten die Köpfe, andere zeigten ihr Unbehagen, indem sie mit den Füßen im Kies scharrten. Anders schielte zu Betty hinüber, weil sie sonst den Spruch anstimmte, den sie im Chor aufsagten, zuerst auf Latein, dann auf Dänisch, aber an diesem Tag ließ Betty auf sich warten.
Das dunkle Lied des Todes - Bjarne Reuter
"Nun Pjotr? Noch nichts zu sehen?" fragte am zwanzigsten Mai des Jahres 1859 ein Herr in der Mitte der Vierziger mit verstaubtem Mantel und karierten Hosen, der ohne Mütze auf die niedrige Freitreppe des Rasthauses auf der ...er Chausee herausgetreten war, seinen Diener, einen jungen und pauspäckigen Burschen mit einem weißlichen Flaum am Kinn und kleinen trüben Äuglein.
Der Diener, an dem alles: der Türkisring am Ohr, die pomadisierten, in verschiedenen Tönungen gefärbten Haare und die ehrerbietigen Körperbewegungen - mit einem Wort, alles einen Menschen der jüngsten, vervollkommneten Generation verriet, blickte herablassend die Straße entlang und antwortete: "Nein, Herr, noch gar nichts zu sehen."
"Nichts zu sehen?" wiederholte der Herr.
"Väter und Söhne" von Iwan S. Turgenjew
"Der Schnee, das Feuer... " ist mir auch noch als sehr atmosphärisch, aber auch als sehr schwer und düster in recht präsenter Erinnerung, obwohl es schon eine ganze Weile her ist, daß ich es gelesen hab, dürfte kurz nach Erscheinen gewesen sein. Auf jeden Fall wirklich lesenwert.
Erster Gesang
Dicht am Gestade des Sees im Kleefeld steht ein verlaßnes
Kirchlein unter den Höhn, die, mit Obst und Reben bewachsen,
Halb das benachbarte Kloster und völlig das Dörfchen verstecken,
Jenes gewerbsame, das weitfahrende Schiffe beherbergt.
Uralt ist die Kapelle: durch ihre gebrochenen Fenster
Streichet der Wind, und die Distel gedeiht auf der Schwelle des Pförtleins;
Kaum noch hält sich das Dach mit gekrümmtem First, ein willkommner
Schutz vor plötzlichem Regen dem Landmann oder dem Wanderer.
Aber noch freut sich das Türmchen in schlanker Höhe den weiten
See zu beschauen den ganzen Tag und segelnde Schiffe
Und jenseits, am Ufer gestreckt, so Städte wie Dörfer,
Fern, doch deutlich dem Aug im Glanz durchsichtiger Lüfte.
Eduard Mörike: Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin
aus: Erzählungen und Gedichte (Knaur)
Es war Ende Januar und New England trug einen Mantel aus frisch gefallenem Schnee, als ich über die Landungsbrücke von Bord ging. New Fiddleham lag in der einsetzenden Dämmerung vor mir, Laternenschein umspielte die vereisten Gebäude, die das Ufer des Hafenviertels säumten, und ließ ihr Mauerwerk wie in der Dunkelheit funkelnde Diamanten aussehen. Im Tiefschwarz des Atlantiks spiegelte sich das Licht der Gaslaternen und tanzte mit den Wellen auf und ab.
JACKABY (Die JACKABY-Reihe, Band 1)
New Fiddleham 1892: Neu in der Stadt und auf der Suche nach einem Job trifft die junge Abigail Rook auf R. F. Jackaby, einen Detektiv für Ungeklärtes mit einem scharfen Auge für das Ungewöhnliche, einschließlich der Fähigkeit, übernatürliche Wesen zu sehen. Abigails Talent, gewöhnliche, aber dafür wichtige Details aufzuspüren, macht sie zur perfekten Assistentin für Jackaby. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag steckt Abigail mitten in einem schweren Fall: ein Serienkiller ist unterwegs. Die Polizei glaubt, es mit einem gewöhnlichen Verbrecher zu tun zu haben, aber Jackaby ist überzeugt, dass es sich um kein menschliches Wesen handelt ...
Ich weiß nicht, wer mehr Angst hatte, die Richterin, vor der ich stand, oder ich. Meine Kommilitonin Riina hatte noch nie jemanden getraut. Sie zitterte, als sie im Festsaal der Villa Elfvik mit der Zeremonie begann.
Leena Lehtolainen - Weiß wie die Unschuld
Sehet den Menschen.
Er schlurft aus Clappison's Courtyard heraus aufdie Sykes Street und schnüffelt die vielschichtige Luft - Terpentin, Fischmehl, Senf, Grafit, der übliche durchdringende morgendliche Pissegestank geleerter Nachttöpfe. Er schnaubt einmal, streicht sich über den borstigen Kopf und rückt sich den Schritt zurecht.
Ian McGuire - Nordwasser
Ruth drückte sich die Nase an der kalten Fensterscheibe platt; es war Freitagabend, und ihr Vater würde endlich wieder nach Hause kommen. Die Woche über war er unterwegs gewesen und hatte seine Schuhkollektion vorgestellt.
"Ruth?", hörte sie ihre Mutter fragen. "Wo bist du?"
Ulrike Renk: Jahre aus Seide
Ruth drückte sich die Nase an der kalten Fensterscheibe platt; es war Freitagabend, und ihr Vater würde endlich wieder nach Hause kommen. Die Woche über war er unterwegs gewesen und hatte seine Schuhkollektion vorgestellt.
"Ruth?", hörte sie ihre Mutter fragen. "Wo bist du?"
Ulrike Renk: Jahre aus Seide
Bei mir das gleiche
Ende Dezember 2015 ließ der Winter noch immer auf sich warten. Weihnachten kam mit seiner Überdosis Glöckchenklang, und die Leute trugen weiter T-Shirts und Sandalen, freuten sich über die Verwirrung der Jahreszeiten oder fürchteten die Klimaerwärmung, während hinter den Fensterscheiben künstliche, mit funkelndem Raureif bestäubte Bäume aufgestellt wurden, die unter Eichhörnchen und Vögeln Verwirrung stifteten. Drei Wochen nach Neujahr, als schon niemand mehr an eine kalendarische Verspätung glaubte, kam die Natur plötzlich zu sich, schüttelte ihre herbstliche Schläfrigkeit ab und ließ den ärgsten Schneesturm seit Menschengedenken über der Stadt niedergehen.
Ein unvergänglicher Sommer – Isabel Allende
Der Fluss nahm die Toten sanft auf, als ob er wusste, dass es besondere Tote waren. Der East River, so ungestüm er sein konnte, lag in der Morgendämmerung wie ein breiter, bleierner Streifen. Er war geduldig, er wollte den Menschen nicht ins Handwerk pfuschen.
Catalin Dorian Florescu - Der Mann, der das Glück bringt
Noch war reichlich Luft zum Atmen da. "Der schwarze Panther" lag aufgeschlagen neben seinem Bett, darüber ein abgegriffenes Batman-Heft. Was man mit dreizehn eben so las.
Marc Raabe - Heimweh
Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass ein alleinstehender Mann im Besitz eines hübschen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.
Zwar sind die Gefühle oder Ansichten eines solchen Mannes bei seinem Zuzug in eine neue Gegend meist unbekannt, aber diese Wahrheit sitzt in den Köpfen der ansässigen Familien so fest, dass er gleich als das rechtmäßige Eigentum der einen oder anderen ihrer Töchter gilt.
"Mein lieber Mr. Bennet", sagte seine Gemahlin eines Tages zu ihm, "hast du gehört, das Netherfield Park endlich vermietet ist?"
Jane Austen; Stolz und Vorurteil
Früher Abend, Winter. Links das schwarze Blockland, von halbrechts das Schimmern der Stadt. Vereinzelt drängen weiße Lichter heran, verwandeln sich und sickern rot in die Ferne.
Per Leo; Flut und Boden