Ted McKay wollte sich gerade eine Kugel in den Kopf jagen, als jemand stürmisch an der Tür klingelte. Er wartete. Solange jemand draußen stand, konnte er unmöglich abdrücken.
Mysterium - Federico Axat
Ted McKay wollte sich gerade eine Kugel in den Kopf jagen, als jemand stürmisch an der Tür klingelte. Er wartete. Solange jemand draußen stand, konnte er unmöglich abdrücken.
Mysterium - Federico Axat
Letzte Sonnenstrahlen blitzen zwischen den bewaldeten Hügeln hervor. Doch der Abendnebel steigt bereits aus den Schluchten. Er kriecht den Hang hoch, nistet sich zwischen den Natursteinhäusern mit ihren Schieferdächern ein, wabert um meine Füße und jagt mir einen Schauer über den Rücken.
Bonjour la France - Stefan Ulrich
Thaddäus Feldmann, den seine Freunde 'Tad' riefen, kam zum vierten Mal an diesem Tag. Da er einen ziemlich auffälligen roten Kombi fuhr, erregte diese Tatsache einiges Aufsehen auf dem Wertstoffhof:
"Sie schon wieder!" Ein Mann in speckigem Sweater und einer schmutzigen Latzhose, die vor vielen Jahren einmal grün gewesen sein mochte, hielt ihn auf.
E. A. Birk: Die Traumnäherin
ZitatAls Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, brauenen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Hähe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sontigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten im hilflos vor den Augen.
Franz Kafka - Die Verwandlung
Als sie in der Kapsel die Augen aufschlug, erinnerte sie sich an Dreierlei.
1. sie reiste allein durchs All, 2. sie würde bald eine neue Stelle antreten, 3. sie hatten einen
Regierungsangestellten bestochen, damit er ihr eine neue Identität verschaffte.
Nichts davon war neu, aber auch nicht gerade das, woran sie denken wollte, während sie aufwachte.
Agatha sah zu, wie Prue über den Querbalken der Scheune balancierte, die Arme steif zur Seite gestreckt, ungelenk, entschlossen, tapfer. Von unten fiel ein Lichtstrahl auf ihre dünnen, weißen Beine. Die dicken Arbeitssocken und die klobigen Schuhe lagen irgendwo im Heu.
Brombeertage - Angela Huth
Wenn Menschen sterben, scheißen sie sich oft in die Hosen.
Ihre Muskeln erschlaffen, ihre Seelen flattern befreit davon, und alles andere ... rutscht eben einfach so raus. Das ist eine Tatsache, die Schreiberlinge nur selten erwähnen, so beliebt der Tod bei ihrem Publikum auch sein mag.
Jay Kristoff: Nevernight - Die Prüfung
Wenn unser Held in den Armen seiner Heldin sein Leben aushaucht, dann weisen sie nicht unbedingt auf den feuchten Fleck im Schritt hin oder auf den Gestank, der ihr die Tränen in die Augen treibt, als sie sich für den letzten Kuss über ihn beugt.
(Ein Satz mehr oder weniger. )
Sie wusste nicht, wo sie war. Sie wusste nicht, wie lange er sie schon gefangen hielt.
Aber sie wusste, dass es um ihr Leben ging.
Klaus-Peter Wolf : Ostfriesenfluch
Er war schon um halb sieben da gewesen, obwohl er wusste, dass man den Patienten erst um acht Uhr in den OP schieben würde. Auf den heutigen Tag hatte er seit Monaten hingefiebert - seit er die Bestätigung bekommen hatte, dass er das letzte Drittel seines praktischen Jahres an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des UKE Hamburg absolvieren durfte. Ihm war klar, dass er unfassbares Glück gehabt hatte.
Ursula Poznanski & Arno Strobel: Invisible
LG, Bella
Metall war das erste Wort, das Nika in den Sinn kam, noch im Halbschlaf. Der Geschmack in ihrem Mund. Als hätte sich dort eine Münze aufgelöst. Sie schluckte. Nein, das fühlte sich nicht gut an. Ihr Kopf, ihr Magen... war es so wild hergegangen letze Nacht?
Aquila - Ursula Poznanski
Wie wohl viele von uns hat mein Vater Zeit seines Lebens versucht, eine Geschichte zusammenzutragen, die er niemals verstehen würde. Diese Geschichte begann fast fünf Jahrhunderte, bevor ich zum College ging, und sie endete lange nach seinem Tod. Eines Nachts im November 1497 ritten zwei Boten aus dem Schatten des Vatikans zu einer Kirche namens San Lorenzo, außerhalb der Mauern Roms.
ZitatIch konnte ihn jeden Mittag treffen, er saß auf einer Bank im Rathauspark mit einer kleinen, dicken Tüte Gewächshausradieschen im Schoß und einer Bierflasche in der Hand. Er brachte immer seinen eigenen Salzstreuer mit; er muß eine ganze Menge davon gehabt haben, denn ich kann mich an keinen speziellen erinnern.
Es waren allerdings auch nie besonders originelle Salzstreuer, und einmal warf er sogar einen weg; er wickelte ihn einfach in die leere Radieschentüte und schmiß ihn in einen der Abfallkörbe des Parks.
Vor dem von Doppelsäulchen getragenen Rundbögen des Klostereinganges von Mariabronn, dicht am Wege, stand ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens, von einem Rompilger vor Zeiten mitgebracht, eine Edelkastanie mit starkem Stamm; zärtlich hing ihre runde Krone über den Weg, atmete breitbrüstig im Winde, ließ im Frühling, wenn alles ringsum schon grün war und selbst die Klosternußbäume schon ihr rötliches Junglaub trugen, noch lange auf ihre Blätter warten, trieb dann um die Zeit der kürzesten Nächte aus den Blattbüscheln die matten, weißgrünen Strahlen ihrer fremdartigen Blüten empor, die so mahnend und beklemmend herbkräftig rochen, und ließ im Oktober, wenn Obst und Wein schon geerntet war, aus der gilbenden Krone im Herbstwind die stacheligen Früchte fallen, die nicht in jedem Jahre reif wurden, um welche die Klosterbuben sich balgten und die der aus dem Welschland stammende Subprior Gregor in seiner Stube im Kaminfeuer briet. Fremd und zärtlich ließ der schöne Baum seine Krone überm Eingang zum Kloster wehen, ein zartgesinnter und leicht fröstelnder Gast aus einer anderen Zone, verwandt in geheimer Verwandtschaft mit den schlanken sandsteinernen Doppelsäulchen des Portals und dem steinernen Schmuckwerk der Fensterbogen, Gesimse und Pfeiler, geliebt von den Welschen und Lateinern, von den Einheimischen als Fremdling begafft.
Unter dem ausländischen Baume waren schon manche Generationen von Klosterschülern vorübergegangen; ihre Schreibtafeln unterm Arm, schwatzend, lachend, spielend, streitend, je nach Jahreszeit barfuß oder beschuht, eine Blume im Mund, eine Nuß zwischen den Zähnen oder einen Schneeball in der Hand.
Hermann Hesse: Narziß und Goldmund
Vor dem von Doppelsäulchen getragenen Rundbögen des Klostereinganges von Mariabronn, dicht am Wege, stand ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens, von einem Rompilger vor Zeiten mitgebracht, eine Edelkastanie mit starkem Stamm; zärtlich hing ihre runde Krone über den Weg, atmete breitbrüstig im Winde, ließ im Frühling, wenn alles ringsum schon grün war und selbst die Klosternußbäume schon ihr rötliches Junglaub trugen, noch lange auf ihre Blätter warten, trieb dann um die Zeit der kürzesten Nächte aus den Blattbüscheln die matten, weißgrünen Strahlen ihrer fremdartigen Blüten empor, die so mahnend und beklemmend herbkräftig rochen, und ließ im Oktober, wenn Obst und Wein schon geerntet war, aus der gilbenden Krone im Herbstwind die stacheligen Früchte fallen, die nicht in jedem Jahre reif wurden, um welche die Klosterbuben sich balgten und die der aus dem Welschland stammende Subprior Gregor in seiner Stube im Kaminfeuer briet. Fremd und zärtlich ließ der schöne Baum seine Krone überm Eingang zum Kloster wehen, ein zartgesinnter und leicht fröstelnder Gast aus einer anderen Zone, verwandt in geheimer Verwandtschaft mit den schlanken sandsteinernen Doppelsäulchen des Portals und dem steinernen Schmuckwerk der Fensterbogen, Gesimse und Pfeiler, geliebt von den Welschen und Lateinern, von den Einheimischen als Fremdling begafft.
Unter dem ausländischen Baume waren schon manche Generationen von Klosterschülern vorübergegangen; ihre Schreibtafeln unterm Arm, schwatzend, lachend, spielend, streitend, je nach Jahreszeit barfuß oder beschuht, eine Blume im Mund, eine Nuß zwischen den Zähnen oder einen Schneeball in der Hand.
Ich hab erst mal nachgezählt, aber es sind wirklich nur drei Sätze. Ich wusste ja, dass ich Hesse schon in der Schule nicht wirklich mochte - es hat sich nicht geändert ...
Vor dem von Doppelsäulchen getragenen Rundbögen des Klostereinganges von Mariabronn, dicht am Wege, stand ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens, von einem Rompilger vor Zeiten mitgebracht, eine Edelkastanie mit starkem Stamm; zärtlich hing ihre runde Krone über den Weg, atmete breitbrüstig im Winde, ließ im Frühling, wenn alles ringsum schon grün war und selbst die Klosternußbäume schon ihr rötliches Junglaub trugen, noch lange auf ihre Blätter warten, trieb dann um die Zeit der kürzesten Nächte aus den Blattbüscheln die matten, weißgrünen Strahlen ihrer fremdartigen Blüten empor, die so mahnend und beklemmend herbkräftig rochen, und ließ im Oktober, wenn Obst und Wein schon geerntet war, aus der gilbenden Krone im Herbstwind die stacheligen Früchte fallen, die nicht in jedem Jahre reif wurden, um welche die Klosterbuben sich balgten und die der aus dem Welschland stammende Subprior Gregor in seiner Stube im Kaminfeuer briet. Fremd und zärtlich ließ der schöne Baum seine Krone überm Eingang zum Kloster wehen, ein zartgesinnter und leicht fröstelnder Gast aus einer anderen Zone, verwandt in geheimer Verwandtschaft mit den schlanken sandsteinernen Doppelsäulchen des Portals und dem steinernen Schmuckwerk der Fensterbogen, Gesimse und Pfeiler, geliebt von den Welschen und Lateinern, von den Einheimischen als Fremdling begafft.
Unter dem ausländischen Baume waren schon manche Generationen von Klosterschülern vorübergegangen; ihre Schreibtafeln unterm Arm, schwatzend, lachend, spielend, streitend, je nach Jahreszeit barfuß oder beschuht, eine Blume im Mund, eine Nuß zwischen den Zähnen oder einen Schneeball in der Hand.
Hermann Hesse: Narziß und Goldmund
Auf sowas habe ich ja nur gewartet. Soo lange Sätze. Und welch Überraschung: Hermann Hesse. Ich muss dringend was nachholen gehen.
Thomas Mann konnte auch mit einem Satz eine ganze Seite füllen.
Bei mir kommt noch eine Abneigung für Landschaftsbeschreibungen dazu. Die lese ich nur bei wenigen Autoren gerne. Eine der wenigen Ausnahmen bildet da Die vergessenen Götter, da ist die Sprache so angenehm, dass sogar die Beschreibungen angenehm zu lesen sind. Ich muss es mal wieder lesen, deshalb hier die ersten drei Sätze.
ZitatWarum musste ausgerechnet dieser verdammte Wind das Einzige sein, was sich nicht geändert hatte? Dieser monotone, nervenzerrüttende, eiskalte Wind, der durch alle Ritzen und Nähte kroch und dem das nach all den Jahrhunderten immer noch nicht langweilig wurde.
Wo sich doch sonst alles verändert hatte.
"Wirst du diesen Kerl jetzt umbringen? Oder wollen wir die ganze Nacht hier herumsitzen?" "Geduld, Finn", murmelte ich.
"An einem Sonntag im Spätsommer des Jahres 1937 zog ein ungewöhnlich heftiges Gewitter über das Salzkammergut, das dem bislang eher ereignislos vor sich hin tröpfelnden Leben Franz Huchels eine ebenso jähe wie folgenschwere Wendung geben sollte. Schon beim ersten fernen Donnergrollen war Franz in das kleine Fischerhaus gelaufen, das er und seine Mutter in dem Örtchen Nußdorf am Attersee bewohnten, und hatte sich tief ins Bett verkrochen, um in der Sicherheit seiner warmen Daunenhöhle dem unheimlichen Tosen zuzuhören. Von allen Seiten rüttelte das Wetter an der Hütte."
Robert Seethaler - Der Trafikant