Titel: Unterwerfung
OT: Soumission
Autor: Michel Houellebecq
Übersetzt aus dem Französischen von: Norma Cassau und Bernd Wilczek
Verlag: Dumont
Erschienen: Januar 2015
Seitenzahl: 270
ISBN-10: 3832197958
ISBN-13: 978-3832197957
Preis: 22.99 EUR
Es ist ein beklemmende Vision die Michel Houellebecq vor seinen Lesern ausbreitet. Ein Vision die hoffentlich nie Wirkichkeit werden wird, die aber durchaus Realität werden könnte.
Worum geht es in diesem Buch, welches im Jahr 2022 spielt.
Es geht um den Literaturwissenschaftler Francois. Promoviert hat er über den Schriftsteller Huysmans und lehrt nun an einer Universität in Paris. Politik interessiert ihn eher nur am Rande, er vögelt lieber mit seinen Studentinnen in der Gegend herum. Vielleicht eine Einstellung und ein Handeln das durchaus auch seinen Reiz hat.
Doch dann beginnt sich vieles wenn nicht sogar alles drastisch zu verändern. Um die rechtsradikale Nationale Front zu verhindern, tun sich Sozialisten und die Moslembruderschaft zusammen und auch Francois muss einsehen, dass er doch nicht so sicher im Sattel sitzt wie er immer gedacht hatte. Zudem kündigen sich bürgerkriegsähnliche Zustände an und Francois unternimmt eine Reise durch das ihm nicht sehr vertraute Frankreich. Frankreich war für ihn bis dato immer Paris. Hinzukommt, dass die Universität den Lehrbetrieb vorläufig eingestellt hat. Und auch seine Freundin Miriam, Jüdin, hat mir ihren Eltern Frankreich in Richtung Israel verlassen. Als er wieder nach Hause kommt findet er einen Brief vor, indem ihm mitgeteilt wird, dass er in den Ruhestand versetzt werden würde. Wirtschaftliche Not würde er nicht leiden müssen, seine Pension ist genauso hoch wie sein jetziges Gehalt.
So beurteilt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG diesen sehr lesenswerten Roman:
„Houellebecq hält in "Unterwerfung" der französischen Politik und der westlichen Gesellschaft, die an ihrem "atheistischen Humanismus" zugrunde gehe, einen Zerrspiegel vor. In seiner Zukunftsvision ist der Front National unter Marine Le Pen die stärkste politische Kraft. Um die Machtübernahme der Rechtspopulisten zu verhindern, verbünden sich die Sozialisten mit einer islamischen Partei.“
Houellebecq beschreibt ein Szenario das sicher sehr viele Menschen erschrecken wird. Aber erschreckend ist eben auch die Gleichgültigkeit der handelnden Personen, die diese anfangs an den Tag legen. Frei nach dem Motto „Lass sie sich erstmal austoben, das beruhigt sich alles wieder“ (hat man das nicht seinerzeit auch bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten gesagt?). Doch dann müssen die Menschen erkennen, das ihr Leben immer mehr von moslemischen Wertvorstellungen geprägt und beherrscht wird. Viele Franzosen fühlen sich nicht einmal mehr als Gast im eigenen Land.
Sicher hat Houellebecq schon brillanterer Bücher geschrieben – aber sicher ist auch, dass keines seiner Bücher einen derart aktuellen Bezug hatte und keines seiner Bücher eine Fiktion beschrieb, deren Hintergrund derart realistisch ist.
Dieses Buch ist nicht antiislamistisch. Ganz und gar nicht. Es zeigt nur auf, es warnt und es macht deutlich, dass die demokratische Grundordnung durch den Alleinvertretungsanspruch einer Religion, wobei jetzt egal ist welche damit gemeint ist, gefährdet ist. Und mit seinem Buch macht Houellebecq auch deutlich, dass sich die Sozialisten wahrscheinlich auch mit dem Teufel verbünden würden, nur um „Rechts“ zu verhindern und um an die Macht zu gelangen.
Das Buch ist nicht frauenfeindlich – auch dann nicht wenn sich der Autor in manchen Bettszenen und bei manchen Frauenbeschreibungen einer eher sehr direkten Sprache bedient. Aber man sollte Sex auch nicht immer nur blumig und mit schwammigen Andeutungen beschreiben. Sex ist nun mal Sex – und kein Blümchenpflücken.
In meinen Augen ein wichtiges, ein notwendiges und ein sehr lesenswertes Buch. Ein Buch gegen die Verharmlosung und das Wegschauen – ein Buch das aber auch die unbedingt notwendige Toleranz der verschiedenen Religionen untereinander fordert und beschreibt.
Es war natürlich auch klar, das einige der Multikulti-Anhänger in diesem Buch einen Skandal sehen, weil hier vermeintlich zu Ausländerfeindlichkeit und zum Hass gegen Moslem aufgerufen wird. Dummes Zeug! Houellebecq beschreibt eine Vision, die durchaus das Zeug dazu hat Realität zu werden. Dafür sollte man ihm dankbar sein. 9 Eulenpunkte für ein großartiges Buch – das allerdings in literarischer Sicht nicht so überzeugt wie seine Vorgänger. Aber das sei dem Autor einfach mal nachgesehen.