Ein Freund des Verblichenen
Andrej Kurkow
Roman, 144 Seiten
Diogenes
ISBN 978-3-257-23367-4
Autor (Verlagsangabe)
Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Sein Roman ›Picknick auf dem Eis‹ ist ein Welterfolg. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und arbeitet daneben für Radio und Fernsehen.
Inhalt und meine Meinung
Tolja liegt nichts mehr an seinem Leben. Seine Ehe ist gescheitert, seine Frau wird ihn verlassen, es gibt keine Zukunftsaussichten, keine Träume. Für einen Selbstmörder, so sagt er selbst, liebt er das Leben zu sehr. Aber ein Opfer, das Opfer eines Mörders zu sein, das kann er sich gut vorstellen. Zufällig findet er bei einem Besuch heraus, dass ein früherer Klassenkamerad gewisse Verbindungen hat und so gibt er seine eigene Ermordung in Auftrag. Dumm nur, dass er kurz darauf doch wieder einen Grund findet, am Leben zu bleiben und eine Möglichkeit sucht, den bestellten Killer wieder loszuwerden. Mit ungeahnten Folgen.
Über der ganzen Geschichte liegt ein Nebel von Depression, Trauer und Resignation. Sie vermittelt eine Ahnung davon, wie Menschen sich in Kiew durchwurschteln, wie es aussehen kann, wenn ein ganzes Land in Hoffnungslosigkeit versinkt und die beste Beschäftigung die ist, die Zugang zu Devisen oder wenigstens Alkohol verspricht.
Ohne die besonders zum Schuss auftauchenden bösen Witz und fast slapstickartige Szenen wäre das Buch schwer zu ertragen – ein typischer Fall von: Durchhalten lohnt sich.
7 von 10 Punkten