Schon zu beginn des neuen Jahres gibt es einen Roman, der zwar im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, der mich aber nachhaltig prägt und lange in meinem Gedächtnis und meinem Herzen verweilen wird. Ehrlich und offen, dramatisch und sehr berührend beschreibt Autorin Marlen Suyara Bodden die dramatische Unterdrückung eines Volkes, das einzig wegen seiner Hautfarbe in die Sklaverei gezwungen wurde.
"Es war Clarissas Schwäche für alberne Zerstreuungen, denen sie nachging, ohne einen Gedanken an die Konsequenzen ihres Verhaltens zu verschwenden oder daran, welche Auswirkungen ihr Handeln auf andere Menschen hatte. Und es war die Nachsicht ihrer Eltern gegenüber ihrer Selbstsucht, die, als wir älter wurden, noch katastrophale Folgen haben würde."
Sarah wird als Sklavin geboren. Ihre Mutter Emmeline ist schon lange im Besitz des Hausherren, der auch Sarahs Vater ist. Denn es ist sein Recht seine Sklavin nicht nur für die Hausarbeit zu benutzen. Sein Wille ist in seinem Heim Gesetz. Fast zeitgleich bringt seine Ehefrau Theodora ebenfalls ein Mädchen zur Welt. Auch, wenn die beiden Mädchen Halbschwestern sind und in jungen Jahren viel Zeit miteinander verbringen, nebeneinander aufwachsen, kristallisiert sich schon schnell heraus, dass der kleine Unterschied ihrer Hautfarbe eine riesengroße Mauer zwischen ihnen baut. Eine Mauer aus Unrecht und Unterdrückung. Eine Mauer, die mit den Jahren immer größer wird und von Sarah als solch ein Zwang empfunden wird, dass sie das schier Unmögliche plant: aus der Sklaverei zu fliehen und als freier Mensch zu leben.
Während ich meine Worte über dieses Buch tippe, treibt es mir schon wieder Tränen in die Augen. Ein dicker Kloß steckt in meinem Hals, der ebenso schnell wächst wie besagte Mauer zwischen Sarah und Clarissa. Ein Kloß, der sich zusammensetzt aus Wut und Scham, über die Ungerechtigkeit, die lange Zeit diesen Menschen widerfahren ist. Die aufgrund ihrer Hautfarbe so ausgenutzt und demütigend, Menschen unwürdig, behandelt wurden. Misshandlungen jeglicher Art ausgesetzt, behandelt wie Vieh, gefüttert, um Arbeitskraft zu sein, unterdrückt und klein gehalten, um dem Besitzer großer Plantagen keine Arbeit zu machen. Selbstständig denken verboten. Ja sogar mit körperlicher Züchtigung belegt. Egal ob Mann, Frau oder Kind.
" '[...] Das ist ungesetzlich, und ich bin überzeugt, Sie wissen warum es gefährlich ist, wenn auch nur ein Sklave alphabetisiert wird.'
'Glauben Sie denn, es wäre überhaupt möglich, dass sie es lernt?'
'Nein, aber es gibt Berichte aus dem Norden, in denen es heißt, dass einige Neger es können. Ich denke zwar, dass das nur so ein Ammenmärchen der Sklavereigegner ist, aber man kann nie vorsichtig genug sein.' "
Erzählt wird aus den Perspektiven von Sarah und Theodora, was dem Leser die Tragweite der unerhörten Ungerechtigkeit gegenüber menschlichen Wesen noch bewusster macht. Besonders bewegt haben mich die Abschnitte der Geschichte, in denen Sarah noch jung ist, das Ausmaß der Sklaverei erkennt, aber nicht verstehen kann. Wie auch, denn an all dem was da passiert gibt es nichts zu verstehen. Traurig, aber wahr. Noch trauriger, dass die Menschen, die glauben sie seien schlauer als andere Wesen dieser Erde, scheinbar nichts dazu gelernt haben. Die Medien sind voll von Rassenhass, gegen den sich Autorin Marlen Suyara Bodden, die als Anwältin für die Legal Aid Society in New York tätig ist, stark macht. Dies macht sie auch mit diesem Buch, das ich in einem durch lesen musste und das mich so sehr berührt hat, dass ich fast durchgängig beim Lesen geweint habe. Das passiert nun wirklich nicht oft. Ich hoffe, dass dieser Roman viele Leser findet. Vor allem solche, die ihre eigene Meinung gegenüber ihren Mitmenschen überdenken müssen, aber auch solche, die sich für Andere stark machen und wissen wie wichtig es ist, dass es Autoren wie Marlen Suyara Bodden und Romane wie "Der Himmel über Alabama" gibt.